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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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einmal daran denken, deine Zeit mit meinen Problemen zu verschwenden.«
    »Vielleicht geht es gerade darum, jemand anders an die erste Stelle zu setzen. Dies könnte die einzige Wahl sein, die mir bleibt.«
    Sie erschrak. »Dann liegt irgendetwas mit deinem Selbsterhaltungstrieb verflucht im Argen.«
    Er hieb mit seinem Degen nach ihrem, fest genug, dass dieser in ihrer Hand vibrierte. »Stell mich auf die Probe!«
    »Wozu die Mühe, wo ich doch garantiert unterliege?«
    Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. »Unter mir dienten Männer mit einem sehr ähnlichen Temperament wie deinem. Sie mussten ihre Offiziere auf die Probe stellen, bevor sie gewillt waren, ihren Befehlen zu folgen.«
    »Der Vergleich dürfte ziemlich hinken, denn du weißt so gut wie nichts über mich, und im Befehlebefolgen war ich noch nie gut.«
    Er bleckte die Zähne zu einem recht lüsternen Lächeln. »Ach, ich glaube, wir verstehen einander recht gut.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich fürchte, du wirst mir nähere Erläuterungen mit der Klinge entlocken müssen.«
    »Was für ein dämlicher Männerquatsch!« Ashe hob ihren Degen.
    »Ja«, entgegnete er hochzufrieden, »das ist es. Aber es entspricht auch deinem … Naturell. Du wirst mich erst respektieren, wenn ich mir deinen Respekt verdient habe.«
    Er schien sie tatsächlich zu durchschauen. »Verdammt richtig, und ich meine es ernst!«
    Ein Anflug von Übelkeit überkam sie, als ihr klarwurde, dass sie mit jemandem zu fechten im Begriff war, der dies zweifellos meisterhaft beherrschte. Schlimmer noch: Sie trug nichts außer Spandex-Unterwäsche. Keine Masken, keine wattierten Jacken. Die Fechter zu Reynards Zeiten hatten bis aufs Blut gekämpft. Ashes Herz begann zu wummern, wovon allerdings nur ein Teil der Angst geschuldet war.
    Das war interessant. Ihre Reichweite war ungefähr dieselbe. Reynard war sehr muskulös und eindeutig schwerer, aber er war schnell. Alle Wächter besaßen übermenschliche Stärke und Schnelligkeit.
Die Vorzeichen sind schon mal besch … Wie gut, dass er diesen ganzen Gentleman-Kodex befolgt und ich nicht.
    Weshalb sie gewinnen würde.
    Ashe hieb ihren Degen gegen seinen und sprang zurück. Das Klirren hallte durch den sonnengefluteten Raum. Fast gelassen nahm er ein Bein nach hinten, beugte sein Knie und hob seinen Degen
en garde
.
    »Es ist üblich, sich zunächst zu begrüßen«, erinnerte er sie, während er mühelos ihren nächsten Schlag parierte.
    »Wir sind hier nicht auf einem Ball. Außerdem sprechen wir uns bereits mit Vornamen an. Oder wir würden, wenn ich deinen wüsste. Hast du überhaupt einen?«
    »Ja.«
    Als Nächstes hagelte eine Flut von Hieben auf sie ein, die sie zurücktrieben. Sie parierte jeden, schaffte es sogar, einmal das glockenförmige Heft seines Degens zu treffen, und das leichte Hochziehen seiner Brauen verriet ihr, dass sie sich besser als erwartet hielt.
Ha!
    »Und wie heißt du?«
    »Reynard.«
    Dämlicher Idiot!
Er brachte seine Klinge unter ihre, schwang sie nach oben, und der Schlag war ausreichend heftig, dass sich das Vibrieren ihres Degens bis in ihre Schulter übertrug.
    »Gute Fußarbeit!«, lobte er.
    »Als Kind hatte ich Ballettunterricht.«
    Ihr gelang es, ihn ein oder zwei Schritte zurückzutreiben. Er hielt seinen Fechtarm tiefer als Roberto, so dass er bis zum letztmöglichen Moment keine Energie verschwendete. Zudem deutete Reynard niemals seine nächste Bewegung an. Es war, als würde Ashe gegen eine Mauer kämpfen.
Gib mir endlich eine Eröffnung, Mann!
    Schließlich griff er an. Sie konterte und folgte mit einer Kombination, die sie endlos lange geübt hatte. Nichts Raffiniertes oder besonders Stilvolles, sondern reinweg aggressiv. Reynard wich zurück, und Ashe schwang ihren Degen unerbittlich weiter. Dann verschwand er zur Seite, so dass ihr Schwung sie nach vorn trieb, während er ihr schon mit einer Beinbewegung beide Füße nach hinten riss.
    Ashe fiel auf ihre Hände und Knie, schaffte es eben noch, ihren Degen fallen zu lassen, ehe sie daraufstürzte. »Was soll das?«
    Er packte sie am Oberarm und zog sie wieder nach oben. »Klassischer Fehler. Du nimmst an, dass ich fair kämpfe.«
    Ashe funkelte ihn wutentbrannt an. »Wieso sollte ich wohl auch nicht?«
    Er schob die Sonnenbrille nach oben, bis sie oberhalb seiner Stirn auflag, und lehnte seinen Degen an die Wand. »Hältst du mich für Sir Galahad? Wenn ich um mein Leben kämpfe, betrüge ich, wie ich irgend kann. Täte ich es nicht,

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