Seelenkuss
Glück, dass er ein so guter Fährtenleser ist.– Siard hat sich den Korun und damit Ahoren ergeben. Sie werden den geforderten Blutzoll zahlen, in der Hoffnung, so zu verhindern, dass alle abgeschlachtet werden. Als die Königin ihn uns vor zwei Tagen entgegenschickte, brannten die beiden Wallstädte. Er war einer der Letzten, der die Stadt verließ, ehe die Tore Issras geschlossen wurden. Es ist möglich, dass die BôrNadár mit Ahorens Schattenlegionen bereits vor den Mauern stehen.– Oder zumindest mit dem, was er davon schon wieder erschaffen hat. «
Oqwen hatte sich bei ihren Worten halb erhoben. » Wo ist er? «
Auf einen Wink seiner Anführerin sank er widerwillig auf den Boden zurück.
» Dein Brudersohn ist unverletzt « , beruhigte sie ihn. » Er ist nur vollkommen erschöpft und hat sein Ragon beinah zu Schanden geritten. Er hat etwas gegessen und liegt jetzt wahrscheinlich irgendwo und schläft. Siére ist bei ihm. Er wird mir sofort eine Nachricht schicken, wenn Parrde aufwacht. « Sie wandte sich wieder dem DúnAnór zu. » Auch wenn ihr euch nicht mehr an eure Vergangenheit erinnern könnt, so versteht ihr sicherlich, dass es im Augenblick nicht zum Besten steht. Wie es scheint, hat Ahorens Seele es tatsächlich geschafft, sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Er hat seine BôrNadár aus dem Schleier zurückgerufen und steht kurz davor, Oreádon wie schon einmal mit seinen Schattenlegionen in Blut und Tränen zu ertränken. Während wir hier reden, muss meine Königin vielleicht gerade mit viel zu wenigen Kriegern unsere Hauptstadt verteidigen. Meine Anaren und ich könnten an ihrer Seite kämpfen, wenn wir uns nicht der Flüchtlinge angenommen hätten. « Bitter schüttelte sie den Kopf. » Aber vielleicht wären wir dann auch wie sie machtlos in Issra eingeschlossen und würden umsonst auf Hilfe hoffen. Eine Hilfe, die wir ihnen jetzt vielleicht bringen können– und ihr! « Die Ellbogen auf den Knien und die Finger steif ineinander verschränkt, beugte sie sich vor. » Ich bitte euch, morgen früh euren Weg zum CordánDún fortzusetzen und eure Schwertbrüder im Namen von Niéne, der Kommandantin der Anaren und zweiten Prinzessin von Issra, um die gleiche Hilfe zu bitten, wie die DúnAnór sie den Isârden und den anderen freien Völkern Oreádons schon einmal gewährt haben, Klinge. « Ihre Worte klangen so feierlich, dass Darejan den Eindruck hatte, sie seien schon vor langer Zeit festgeschrieben worden. Der DúnAnór starrte sie an, als hätte sie ihm gerade einen Kübel Eiswasser übergegossen. Als ihr das Schweigen zu lange dauerte, runzelte die Kriegerin die Stirn.
» Nun, wie ist eure Antwort, Klinge? « Die Ungeduld war deutlich in ihrem Tonfall zu hören.
» Wenn sie euch gesagt hat, dass ich mich nicht erinnern kann « , er warf Darejan einen giftigen Blick zu, » dann ist euch auch bekannt, dass ich nicht weiß, wo sich der CórdanDún befindet. « Seine Worte klangen gepresst.
Niéne neigte den Kopf. » Das hat sie mir gesagt, ja. Aber sie sagte auch, dass ihr manchmal Dinge einfach › wisst ‹ . Wir haben keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass ihr euch auch an den Weg zum CórdanDún erinnern werdet, wenn es so weit ist. «
» Wie stellt ihr euch das vor, ich habe nicht… «
Die Isârde hieß ihn mit einer Geste zu schweigen. » Ich habe mit Mirija gesprochen. Sie weiß, wo sich der CórdanDún befinden soll. Sie wird euch begleiten und euch helfen, so gut sie kann. «
» Aber den eigentlichen Weg dorthin kennt sie nicht, oder? « Seine Stimme klang bitter. Er hielt den Blick starr ins Feuer gerichtet. » Und was geschieht, wenn ich mich trotz allem nicht erinnere? «
Niéne schnaubte. »› Was ‹ , › wenn ‹ , › aber ‹ . Das sind die Worte eines Feiglings. Meine Männer sprachen von einem Krieger, der fünf von ihnen getrotzt hat, obwohl er verletzt und erschöpft war. Bedauerlich, dass die Seele dieses Mannes offenbar noch immer im Schleier gefangen ist. « Unwillig schüttelte sie den Kopf. » Aber bitte! Bleibt hier bei den Flüchtlingen und bejammert euer grausames Schicksal. Morgen früh werden ein paar meiner Männer zusammen mit Mirija zur ShaAdon aufbrechen, in der Hoffnung, dass das Mädchen den Weg zum CórdanDún irgendwie findet. Ich habe keine andere Wahl. « Sie stand brüsk auf und wandte sich zum Gehen.
» Wartet! «
Unwillig drehte sie sich zu ihm um. » Was wollt ihr noch? «
» Was geschieht, wenn ich mich trotz allem nicht
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