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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ein. Offenbar hatte Niéne beschlossen, hier, am Fuße eines flachen Hanges, das Lager für die Nacht zu errichten und auf sie zu warten. Als sie zwischen den kleinen Feuern hindurchritten, an denen die Flüchtlinge bereits wieder beieinandersaßen, erwachte ein Raunen, das mit jedem Schritt, den die Ragon machten, lauter zu werden schien.
    Oqwen führte sie zielstrebig an den Rand des Lagers, wo die Isârden sie in einem lockeren Halbkreis erwarteten. Niéne kam ihnen entgegen und trat neben das Ragon des DúnAnór. Die Hand im dunklen Mähnenkragen des Tieres blickte sie zu ihm empor.
    » Es tut in dieser Stunde gut zu sehen, dass ihr den Weg aus dem Schleier zurückgefunden habt, Klinge. Seid willkommen an unserem Feuer « , begrüßte sie ihn mit einer angedeuteten Verbeugung, die eigentlich nur ein erstaunlich huldvolles Neigen des Kopfes war.
    Einen Moment blickte er mit zusammengezogenen Brauen wortlos auf sie hinab. Seine silbernen Augen forschten in ihrem Gesicht, als suche er etwas, das ihm helfen könnte, sich an sie zu erinnern.
    » Ich danke für das Willkommen, aber… « , er zögerte, » wer seid ihr? «
    Die Kriegerin lachte gepresst. » Natürlich! Verzeiht! Ihr wart schon im Schleier gefangen, als wir einander das erste Mal begegneten. Ich bin Niéne, die Kommandantin der Anaren von Jellnên– Euer Korun-Mädchen… «
    Dieses Wort genügte, um die Verwunderung auf seinen Zügen in einen Ausdruck der Feindseligkeit zu verwandeln. » Sie ist nicht mein… « , setzte er abweisend an, doch ein Zischen aus der Kehle der Kriegerin ließ ihn verstummen. » Sie ist die Frau, der ihr es zu verdanken habt, dass ihr nicht mehr im Schleier gefangen seid und euer Körper kein lebender Leichnam ohne Seele ist. « Sie sprach so leise, dass ihre Worte vermutlich kaum weiter als ein oder zwei Schritt zu verstehen waren, doch in ihrem Ton war eine Schärfe, die Darejan noch nie darin gehört hatte. Sie spürte den Blick des DúnAnór auf sich und wandte ihren hastig ab. Niéne war näher herangetreten und hatte die Hand an den Sattel des Ragon gelegt. » Es geht mich nichts an, was zwischen euch ist. Aber wenn ihr nur einen Funken Ehre im Leib habt, werdet ihr es für jetzt begraben und sie mit einem Mindestmaß an Achtung behandeln, wenn ihr ihr schon keine Freundlichkeit entgegenbringen könnt. Haben wir uns verstanden, Klinge? «
    Für einen Moment presste er die Lippen zu einem Strich zusammen. » Verstanden « , nickte er dann knapp.
    Die Härte in dem Gesicht der Kriegerin verschwand. » Gut. « Sie trat zurück. » Ihr seht müde aus. Sitzt ab und kommt ans Feuer. Wir müssen besprechen, was wir als Nächstes tun. « Damit wandte sie sich endgültig ab und schritt auf die kleine Feuerstelle zu, um die sich ihre Männer geschart hatten. Im Vorübergehen nickte sie Darejan zu, die gerade mit Oqwens Hilfe ebenfalls aus dem Sattel glitt. Sofort spürte sie, wie ihr das Blut brennend in die Wangen schoss, und senkte rasch den Kopf. Die Geste, mit der Niéne sie zum Feuer winkte, galt dem DúnAnór und ihr. Sie setzte sich an den Platz, der ihr zugewiesen wurde, und einen Herzschlag später tat er es ihr widerstrebend nach. Mit einer Bewegung bedeutete die Isârde auch Oqwen, sich zu setzen, den Rest ihrer Krieger schickte sie mit einem schlichten » Ich will bis aufWeiteres nicht gestört werden « fort, ehe sie selbst sich mit gekreuzten Beinen am Feuer niederließ.
    Mehrere Augenblicke musterte sie Darejan und den DúnAnór eindringlich, ehe sie ihre Aufmerksamkeit ganz auf ihn richtete.
    » Ich weiß, dass ihr euer Gedächtnis verloren habt, Klinge « , begann sie ohne Umschweife. Oqwens überraschtes Atemholen beachtete sie nicht.
    Der DúnAnór saß für einen Lidschlag vollkommen reglos, dann zuckten seine Dämonenaugen wütend zu Darejan. Ehe er etwas sagen konnte, sprach Niéne schon wieder.
    » Ja, sie hat es mir gesagt. Aber sie hatte keine andere Wahl. Mirija war dabei, als sie es mir sagte, aber das Mädchen wird schweigen. Von meinen Männern wird es keiner außer Oqwen erfahren, wenn ihr es nicht wünscht. « Sie nickte zu Darejan hin. » Eure Begleiterin sagte, dass ihr auf dem Weg zum CordánDún wart, als meine Krieger euch aufgegriffen haben. Ursprünglich wollte ich euch mit nach Issra nehmen. Aber inzwischen würdet ihr auch dort nicht mehr sicher sein. « Ihre Schultern sanken ein Stück herab, als sie zu Oqwen sah. » Parrde hat uns vor etwas mehr als einer Stunde hier gefunden.– Ein

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