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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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erinnere? «
    Die Kriegerin zuckte die Schultern. » Dann habt ihr es zumindest versucht. « Schweigend blickte sie ihn an. Schließlich breitete er ergeben die Hände aus. » Eure Krieger und ich haben das gleiche Ziel. Ob ich hierbleibe oder mit ihnen reite, ist einerlei. « Seltsam müde sah er zu Niéne auf. » Ich weiß nicht, ob ich mich an den Weg zum CórdanDún erinnern werde, aber ich kann es zumindest versuchen. «
    Über ihre Lippen huschte ein schiefes Lächeln. » Morgen bei Sonnenaufgang brecht ihr auf. Oqwen und drei meiner Männer werden euch begleiten. Ruht euch bis dahin aus. « Sie blickte ihren Stellvertreter an. » Oqwen, ich überlasse es dir, wen du mitnehmen willst. Bereite alles vor. «
    Der nickte. » Was wird aus den Flüchtlingen? «
    » Wir können uns nicht länger um sie kümmern. Sie bleiben hier oder ziehen weiter und versuchen sich vor den BôrNadár und Ahorens Schattenlegionen zu verstecken. «
    » Und ihr? Ihr seid zu wenige, um allein nach Issra zu reiten und Ahorens Schergen in den Rücken zu fallen. « Der Isârde versuchte gar nicht, seine Sorge zu verbergen.
    Niéne grinste freudlos. » Das werden wir auch nicht. Ich habe Boten zu den Grenzposten geschickt und sie nach Issra befohlen. Wir werden jeden Mann an die Waffen holen, der in der Lage ist, eine zu führen. Und wenn ich Rebellen und Aufständische aus ihren Höhlen zerren muss, werde ich das tun. Ich bin keine Närrin, die mit zwanzig Mann zweihundert in den Rücken fällt oder gar zweitausend. Das solltest du wissen. « Sie nickte dem DúnAnór zu, ehe sie mit langen Schritten davonging.
    Oqwen sah ihr einen Moment nach, dann erhob er sich ebenfalls und ließ sie allein.
    Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen Darejan und dem DúnAnór aus. Bis er es schließlich brach.
    » Ist es wahr? « Er stellte die Frage, ohne sie anzusehen.
    » Was? «
    » Warst du wirklich im Schleier und hast mich zurückgebracht? «
    » Ja. «
    Das Schweigen kam zurück. Dehnte sich aus.
    » Warum? « , wollte er schließlich in die Stille hinein wissen.
    » Warum was? «
    » Warum hast du es getan? Du weißt, was ich tun werde, wenn wir diesen CórdanDún tatsächlich erreichen. Wenn du mich im Schleier… «
    » Habe ich aber nicht! « , fiel sie ihm ärgerlich ins Wort. » Oder wäre es dir tatsächlich lieber gewesen, ich hätte dich dort gelassen? «
    Er sah sie an und plötzlich wusste sie, dass sie gerade die falsche Frage gestellt hatte. Hastig stand sie auf und ging davon, ehe er antworten konnte.

42
    A m Morgen wurde Darejan von dem verhaltenen Brummen der Ragon und mehreren Stimmen geweckt. Müde grub sie sich unter ihrer Decke hervor, setzte sich auf und rieb sich übers Gesicht. Ein paar Schritt entfernt stand Niéne und sprach mit einigen alten Männern und Frauen, bei denen es sich offenbar um eine Art Abordnung der Flüchtlinge handelte. Hinter ihr waren die übrigen Isârden dabei, ihre Reittiere zu satteln und alles für den Aufbruch bereit zu machen. Auch wenn sie die Worte nicht verstehen konnte, so verrieten der Tonfall und die Gesten der Alten dennoch, was dort vor sich ging. Sie baten Niéne, sie nicht einfach zurückzulassen. Doch die Art, wie die Kriegerin den Kopf schüttelte, war nicht misszuverstehen.
    Vorsichtig sah Darejan zu dem DúnAnór hin, der mit der Hand in dem braungrau gesträhnten Mähnenkragen seines Ragon dastand und Niéne ebenfalls lauschte. Obwohl seine Haut ihre leichenhafte Blässe verloren hatte, lagen die Schatten noch immer bläulich und dunkel unter seinen Augen. Er wirkte müde. In der Nacht hatte er sich murmelnd und stöhnend unter seinen Decken herumgeworfen. Zuweilen hatte sie über das halb heruntergebrannte Feuer hinweg ein voller Angst und Flehen hervorgestoßenes » Nein « gehört, dann hatten seine Hände durch die Luft geschlagen, als versuche er sich gegen einen unsichtbaren Peiniger zu wehren. Jedes Mal war sie dann aufgestanden, hatte sich leise neben ihn gekniet und seine keuchenden Atemzüge waren tatsächlich ruhiger geworden, während sie ihm mit der Hand sacht über die kalte Stirn strich. So, wie er jetzt zu ihr herübersah, war nichts davon in seine Träume gedrungen.
    Sie wandte ihren Blick hastig ab, als Niénes Stimme verstummte. Die Kriegerin schaute zu ihr her, dann nickte sie ihren Männern zu und kam herüber.
    Mit einem gemurmelten » Auf ein Wort « ging sie an Darejan vorbei zu dem erloschenen Feuer zurück. Verwundert folgte sie ihr. Die Kriegerin

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