Seelenkuss
Herrin der Schönen von Kahel, berühmt war. Ihre Unterarmflossen schillerten in den weiten Ärmeln ihres Hemdes, dazu geeignet, das Blut eines unvorsichtigen Mannes zum Kochen zu bringen.
Er beobachtete, wie sie Wein in die Kelche goss, während er selbst seinen Umhang abstreifte, sich auf einem der weichgepolsterten, hochlehnigen Stühle niederließ und das Glas entgegennahm. Mit geschmeidiger Eleganz setzte Kajlan sich ihm gegenüber und streckte ihre langen Beine von sich, die in den hohen Stiefeln und der eng anliegenden Hose noch schlanker wirkten. Ihre dunkelgrünen Augen, leicht schräg gestellt wie die einer Sanonkatze, funkelten mit dem Kristall und dem tiefroten Wein um die Wette, als sie ihm zutrank und dann einen kräftigen Schluck nahm. Réfen kostete seinerseits und hob anerkennend eine Braue.
» Gut, nicht wahr? « Kajlan beugte sich vor und schob die Schale mit der Paste und die Barrássfladen zu ihm hinüber. » Aber versuch erst einmal das! «
Er tat, wie sie gesagt hatte, und tunkte etwas von dem weißen, luftigen Brot in die dunkle Masse, biss davon ab und… » Bei den Sternen! «
Ihr Lachen perlte durch den Raum, während sie mit einer fast übermütigen Geste die dunkelbraunen Locken zurückwarf. » Ich wusste, dass es dir schmecken würde! «
» Was ist das? « Ein weiteres Mal tauchte er ein Stück Fladen in die Paste.
» Das versuchen Noren und ich gerade herauszufinden.– Was wesentlich schwerer ist, als das in Erfahrung zu bringen, worum du mich gebeten hast.– Das Zeug stammt von einem Schiff aus Zaifran und… ah… gelangte eher zufällig in unseren Besitz. « Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. » Ich könnte mir vorstellen, dass es Leute gibt, die bereit wären, für eine Unze davon mit Gold zu bezahlen. «
Réfen schob den Rest des Fladens in den Mund, wischte sich die Krümel von den Händen und beugte sich vor. » Da auch dieses Geschäftsvorhaben kaum legal sein wird, will ich gar nichts davon wissen.– Was hast du herausgefunden? «
Mit einem übertriebenen Seufzen schüttelte Kajlan den Kopf. » Du wirst langweilig, Réfen.– Also gut: Der Mann, den du suchst, kam vor ungefähr einer und einer halben Mondhälfte in die Stadt. «
» Wie ist sein Name? «
» Den kann ich dir nicht sagen. «
Verwirrt sah er sie an. » Hast du nicht behauptet, es sei einfach gewesen, die Antworten zu bekommen, die ich wollte? «
» War es auch! Abgesehen von seinem Namen. Den wusste noch nicht einmal Fren. «
» Fren? «
» Ein kleiner Scharlatan, der die Leute glauben macht, er könne mit den Seelen jener sprechen, die durch den Schleier gegangen sind– und der sich seine Dienste teuer bezahlen lässt.– Bei ihm ist dein Freund abgestiegen. Und wenn du mich fragst, hat Fren ihn nicht freiwillig bei sich aufgenommen. Irgendwie muss der Kerl dem kleinen Wiesel den Dolch an die Kehle gesetzt haben.– Selbstherrlich, herablassend, dreist, ungehobelt und arrogant, so hat Fren ihn beschrieben–, und das waren noch die freundlicheren Ausdrücke, die er für den Mann und seine Bestie benutzt hat. «
» Bestie? « Réfens Weinkelch verharrte in der Luft.
» Ja, offensichtlich hatte der Kerl so etwas wie ein Haustier dabei. Die vordere Hälfte soll wie ein riesiger Adler ausgesehen haben– mit Schnabel, Krallen und sogar Flügeln– und die hintere wie ein Pferd. Ich wollte es auch nicht glauben, aber Miren und noch ein paar von den Jungs sagen, sie hätten es auch gesehen. Tja, und dann ist dein Freund zusammen mit seinem Tierchen spurlos verschwunden. «
» Und das ist alles? «
Ein gekränkter Blick traf ihn. » Natürlich nicht.– Dein Freund hat äußerst diskret Erkundigungen eingezogen über jemanden mit dem Namen Kartanen Lìr Hairál. « Réfen verschluckte sich an seinem Wein. Mit schief gelegtem Kopf sah Kajlan ihn an. » Du kennst diesen Mann? «
Endlich konnte er aufhören zu husten. » Kennen ist zu viel gesagt. Aber ich weiß, wer er ist. «
Da er nicht weitersprach, beugte sie sich ungeduldig vor. » Na los, Réfen! Spuck’s aus! «
» Kartanen Lìr Hairál war der Ahnherr des Königsgeschlechts. Er hat Kahel gegründet und den Jisteren-Palast erbaut. « Nachdenklich fuhr er sich übers Kinn.
» Aber… « Ungläubig zog sie die Brauen zusammen. » Das bedeutet, der Kerl hat sich für jemanden interessiert, der schon Generationen tot ist? « Dann nickte sie langsam und lehnte sich wieder auf ihrem Stuhl zurück. » Das erklärt, warum dein Freund so oft
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