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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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tiefem dunklem Blau zu Violett zu wechseln, das bereits erste Spuren von Kupfer in sich trug, als aus dem weißen Felsen schwarzes, glänzendes und zugleich raues Gestein wurde. Knirschendes Geröll ersetzte den sandigen Boden unter den Hufen der Ragon. Das Knacken ihrer Tritte hallte von den Wänden wider.
    Sie mussten die ShaAdon hinter sich gelassen und die GônCaidur erreicht haben.

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    D er Stollen mündete irgendwann in einer weiten Höhle, durch deren entfernten Schlund ihnen mattes Sonnenlicht entgegenschien. Dahinter öffnete sich ein von hohen schwarzen Felswänden umschlossener mächtiger Talkessel. So düster und bedrohlich die natürlichen Mauern wirken mochten, so schön und friedlich war das, was sie beschützten. Korn wiegte seine goldenen Ären im ersten Sonnenlicht auf weitläufigen Feldern. Das Grün saftiger Wiesen wechselte sich mit den Schatten ab, die unter den Baumkronen der sorgfältig angelegten Obstgärten herrschten. Dazwischen standen große und kleine Gehöfte, um die sich Ställe und Scheunen scharten. Auf der rechten Seite des Talkessels schmiegte ein Wald sich an seinen Hängen entlang. Morgendlicher Nebel rekelte sich zwischen den Bäumen. Der See an seinem Rand wurde von einem kleinen Fluss gespeist, der irgendwo in den Felswänden entsprang. An seinem Ufer stand ein langbeiniger Vogel und starrte, wohl auf der Jagd nach seinem Frühstück, ins Wasser. Tau glitzerte überall. Ein breiter Weg führte in weiten Bögen durch die Felder und Wiesen hindurch zur andern Seite des Talkessels. Und dort, hoch auf dem Kamm der schwarzen Felsen, reckte der CordánDún seine Türme majestätisch in den Morgenhimmel. Seine mächtigen Mauern kündeten davon, dass er erbaut worden war, um zu bewachen und zu schützen, und doch fehlte ihm die düstere Trutzigkeit, die Darejan gewöhnlich von dieser Art Burgen kannte. Als der DúnAnór sein Ragon zum Stehen brachte und sie zu Siére hinüberreichte, wehrte sie sich nicht dagegen. Langsam ritt er aus der Höhle heraus ins dunstige Licht. Nach ein paar Schritten verhielt er sein Reittier wieder und sah sich um, zögernd und auf eine seltsame Art wachsam. Um sie her war nur das leise Zirpen der letzten Nachtgrillen zu hören. Langsam ließ er das Ragon weitergehen. Kreischend flatterte eine Schar schwarzer Vögel aus dem hohen Gras auf, das den Weg säumte. Mit einem erschrockenen Fauchen stieg sein Ragon auf die Hinterbeine, fügte sich dann aber dem Schenkeldruck seines Reiters und ging erneut voran, nur um wieder zum Stehen gebracht zu werden. Mehrere Herzschläge lang starrte der DúnAnór ins Gras, dann glitt sein Blick über die Häuser und Felder, richtete sich schließlich auf den CordánDún. Und plötzlich stand Schrecken auf seinem Gesicht. Er hieb dem Ragon die Absätze in die Flanken und jagte den Weg hinunter. Die Isârden tauschten verwirrte Blicke. Oqwen trieb sein Reittier vorwärts, bis zu der Stelle, an der der DúnAnór ins Gras gestarrt hatte. Er fluchte und die anderen Krieger folgten ihm alarmiert. Zwischen den Halmen lag der Kadaver eines großen graubraunen Hundes. Mit einem hellen Fleck über dem Auge sah er aus, als würde er noch im Tod fragend eine Braue heben. Er war mit einem Schwert erschlagen worden. Ohne dass es eines Wortes bedurft hätte, rissen die Isârden ihre Ragon herum und donnerten dem DúnAnór hinterher. Auf den CordánDún zu. Nichts rührte sich in dem Talkessel.

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    D as Fell der Ragon war dunkel vor Schweiß, als die Krieger schließlich am Ende des Weges in den Schatten der mächtigen schwarzen Mauern eintauchten. Ein kleines Kastell war auf einer Felszinne vor der eigentlichen Burg erbaut worden. Seine Tore standen offen, sodass sie ungehindert die schweren Fallgatter und die steinerne Brücke passieren konnten, die sich über eine tiefe Felsspalte spannte. In dem halbrunden Innenhof dahinter war es still. Die Sonne stand noch zu tief, um die Dunkelheit und die morgendlichen Schatten zu vertreiben. Eine seltsame Kälte war zu spüren. Das Ragon des DúnAnór lief mit verhängten Zügeln unruhig fauchend vor den Stufen zum Burghaus hin und her. Breite Treppen führten zu beiden Seiten an ihm vorbei zu einem weitaus mächtigeren und älteren Gebäude, das sich, ganz aus schwarzem Stein erbaut und von zwei massigen Warttürmen flankiert, dunkel und drohend hinter ihm aufreckte. Die Stufen zur Linken stieg der DúnAnór eben hinauf. Bei jedem Schritt zögerte er und sah sich um.
    Oqwen gab seinen Männern

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