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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ragten aus dem Nebel empor, manche von dunklen Flechten überzogen, auf denen das bleiche Wogen zu schimmernden Wasserperlen geronnen war. Einige Zeit später blieb er abrupt inmitten des fahlen Waberns stehen und blickte angestrengt in das trübe Grau vor ihnen. Jäh hämmerte sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen. Seine plötzliche Anspannung war Rejaan nicht entgangen.
    » Was ist? « Sie trat näher an ihn heran und spähte in den Nebel vor ihnen.
    Behutsam machte er sich von ihr frei. » Warte hier! « Seine Stimme wollte ihm kaum gehorchen. Ohne auf ihren fragenden Blick zu reagieren, ging er langsam weiter. Wo bisher harte Erde und Geröll gewesen waren, glaubte er nun glatten Stein unter den Füßen zu spüren.
    Sie drehten sich zu ihm um, als er den äußersten der Kreise erreicht hatte. Würgender Schmerz war in seiner Brust und in seiner Kehle. Eine Geste winkte ihn vorwärts. Er gehorchte, setzte zögernd einen Fuß vor den anderen. Sie nickten ihm zu, während er an ihnen vorbeischritt. Manch einer hob grüßend die Hand, andere lächelten ihn an. Alle waren sie hier. Nicht einer war Ahoren und seinen BôrNadár entkommen. Noch nicht einmal Ildre und Esira, die ihren Vater in Cytern besucht hatten, um ihm mitzuteilen, dass er Großvater werden sollte. Im Stillen hatten sie gehofft, diese Nachricht würde helfen, um den alten Mann Ildre ein wenig gewogener zu stimmen. Esira winkte ihm zu und schmiegte sich fester in den Arm ihres Gemahls. Wenigstens sie hatte ihm die Sache mit den Kühen verziehen.
    Neun.
    Sieben.
    Fünf.
    Drei. Im Innersten der Kreise blieb er stehen. Dort, wo seit zwei Jahresläufen sein Platz war.
    Ihm schräg gegenüber nickte Yagren, die Fürstentochter aus einem Kriegerclan der Jerden, einen Gruß. In dem langen Zopf, zu dem sie ihr silberblondes Haar geflochten hatte, schimmerten Muschelsplitter. Ihr Hemd war noch immer über der linken Seite ihrer Brust zerfetzt, doch die Haut darunter war unverletzt, ihre Runen unversehrt. Neben ihr stand Cedn, ihr Nekromant, und legte im Willkommen der Saln die Hand auf die Brust. Sein dunkles Haar war zu einem lockeren Rosschweif zusammengefasst und wurde an den Schläfen schon von Silber durchzogen, obwohl er nur wenig älter war als Javreen. Er war es, der die Parierstangen und Griffe für die Schwerter nach den Wünschen des jeweiligen DúnAnór gefertigt hatte. Es gab kaum einen begnadeteren Künstler als ihn, obwohl er unter den Dieben von Bogaèln aufgewachsen war. Nach den Kastengesetzen der Jerden hätte er so weit unter Yagren gestanden, dass sie ihm noch nicht einmal erlaubt hätte, ihre Stiefel zu holen, und doch war er der Vater ihrer beiden Töchter. Er hatte Javreen auch gelehrt, unwillige Schlösser ohne Schlüssel zu öffnen.
    Auf der anderen Seite hob Lihre die Hand zum Gruß. Der hochgewachsene Isârde konnte Stoffe herstellen, die in den herrlichsten Farben leuchteten, und war ein Schwertkämpfer, dem nur der Großmeister das Wasser reichen konnte. Er hatte ihm gezeigt, wie man einem Gegner das Schwert aus der Hand nahm, wenn die Spitze schon auf der eigenen Brust saß. Asrén neben ihm vermochte es, selbst die wütendste Seele zu besänftigen. Niemand, der den breitschultrigen Steinmetz aus dem Volk der Zonara zum ersten Mal sah, konnte glauben, dass sich hinter dem rauen Äußeren ein freundliches Herz verbarg. Gewöhnlich trugen beide eine genannte Klinge an der Seite, doch Lihre war in das Schwarz der DúnAnór gekleidet und Asrén in das Blau der Nekromanten.
    Sein Blick begegnete dem dunkelbraunen des Kriegers, der neben einer zierlichen Frau im Zentrum des Kreises stand. Sein Haar war wie Yagrens zu einem Zopf geflochten und mit Muschelsplittern geschmückt. Eine lange Robe bewegte sich in den Nebelschlieren sacht um seine Stiefel und ließ den Mann, der früher nur ein einfacher Schmied aus einem Kriegerclan der Jerden gewesen war, größer erscheinen. Er war es, der die Klingen schuf, sie nannte und ihrem Träger übergab. Um seine Lippen schien stets ein Lächeln zu spielen und doch hatte Javreen dieses Lächeln auch schon in Sorge und Erschöpfung erlöschen sehen. Plötzlich ohne Kraft fiel er vor Yelntes, dem Großmeister der DúnAnór, auf ein Knie. Worte des Bedauerns und des Schmerzes hingen in seiner Kehle, ohne dass er sie aussprechen konnte. » Ich habe versagt. Ihr wärt noch am Leben, wenn ich kein solcher Narr gewesen wäre « , brachte er schließlich doch gequält hervor.
    » Niemand ist ein Narr,

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