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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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« Es war, als würde die Gestalt des Jerden mit jedem Augenblick mehr verblassen. » Vergib uns, wenn du kannst. Und erinnere dich daran, was ich dich gelehrt habe. « Seine Stimme war nur noch ein Hauch, der verwehte.
    Ansari kniete plötzlich vor ihm. Ihre Wange berührte seine so leicht wie Schneeflocken im Winter. » Du hast auf einen KonAmàr geschworen. Ehre diesen Schwur. Aber vergiss niemals, dass nicht er eine wahre Klinge macht, sondern das, was in deinem Herzen und in deiner Seele ist « , flüsterte sie direkt an seinem Ohr. Dann war auch sie fort.
    Für einen kurzen Moment spürte er auch die anderen noch einmal um sich… Dann war er allein. Mit einem abgewürgten Schluchzen grub er die Zähne in die Lippen, bis er Blut schmeckte, krallte zugleich die Finger in die Rune auf seiner Brust. Erst als Rejaan sich neben ihn kauerte, hob er den Kopf.
    » Das waren Sie, nicht wahr? « Ihre Stimme klang ehrfürchtig.
    Er holte tief Atem und verbannte den Schmerz in den entlegensten Winkel seiner Seele. » Ja, das waren Si e « , bestätigte er dann.
    » Was wollten sie von dir? «
    » Mich an meine Pflicht erinnern. «
    Rejaan schnaubte, dann legte ihre Hand sich warm auf seinen Unterarm. » Ist alles in Ordnung mit dir? «
    » Ja. « Er nickte, obwohl seine Seele und sein Herz etwas anderes schrien. » Ja, es ist alles in Ordnung mit mir. « Sie musste nicht wissen, dass die Menschen, denen er am meisten vertraut hatte, ihn gerade zu nie endender Qual verdammt hatten. Doch als er sie ansah, stand deutlich Sorge in ihrem Blick. » Es ist alles in Ordnung « , versicherte er noch einmal, während er aufstand. » Komm weiter. «
    » Wie weit ist es noch? « Gehorsam richtete sie sich auf, schob ihre Hand in seine und drückte sie.
    » Entfernungen sind hier ebenso bedeutungslos wie die Zeit. Aber wir müssen noch tiefer in das Reich des Wächters der Seelen hinein. Er wird uns finden, wenn es so weit ist. «
    » Er wird uns finden? Aber ich dachte, es wäre umgekehrt. «
    Die Verblüffung, mit der sie ihn ansah, entlockte ihm ein müdes Lächeln. » Er ist der Herr dieser Welt. Er entscheidet, wer zu ihm gelangt und wer nicht. «
    » Und wenn er nicht will, dass wir zu ihm gelangen? «
    » Er will, glaub mir. Dass Ahoren Seelen aus der Welt diesseits des Schleiers befreit und andere, deren Zeit noch nicht gekommen ist, in diese Welt stößt, kann ihm nicht gefallen. Und er braucht uns, um Ahoren Einhalt zu gebieten und seine Seele dorthin zu schicken, wohin sie gehört. Je weiter wir in sein Reich… « Er war plötzlich da. So vertraut! So entsetzlich, grausam vertraut. Seine Gegenwart ließ die Qual in Javreens Geist, seiner Seele und in seinem Herzen brüllend erwachen. Es wollte ihm nicht mehr gelingen zu atmen. Darejans Blick ging an ihm vorbei. Ihre Augen weiteten sich. Er wusste, was sie sah. Silbernes Gefieder, mächtige graue Schwingen, deren Unterseiten heller waren als die oberen. Ein scharf gebogener Schnabel und goldene Raubvogelaugen, in denen eine wache Intelligenz blitzte. Der vordere Teil des Körpers der eines Adlers, der hintere der eines Pferdes. Ein langer, silbern und perlmutt schimmernder Schweif, der an den eines Löwen erinnerte. Raubvogelklauen, die scharf genug waren, einen Feind in Stücke zu reißen. Der Schmerz presste seine Brust noch weiter zusammen. So nah! Er müsste nur die Hand ausstrecken… nur die Hand ausstrecken. Eine vertraute Berührung in seinem Geist. Ein Schmerz, der seinem glich. Er war da gewesen, seit sie aus dem Boot gestiegen waren.
    Darejans Hand bebte in seiner. Auf ihren Wangen schimmerten Tränen. » Cjar « , flüsterte sie.
    Seine Brust dehnte sich in einem schluchzenden Atemzug. Er umklammerte ihre Finger so hart, dass er ihr wehtun musste.
    » Komm! « Seine Stimme versagte in einem erstickten Krächzen. Er wollte sie vorwärtszerren, doch sie stemmte sich dagegen.
    » Javreen! Cjar ist hier! « Sie riss mit solcher Kraft an seiner Hand, dass er stehen bleiben musste. » Willst du nicht… «
    » Nein! « Die Qual brach sich in einem Schrei Bahn. Er sah die Bestürzung in ihrem Gesicht und schüttelte den Kopf. » Komm weiter! Bitte!– Bitte! Oder ich werde mich umdrehen und es wird mir egal sein, wie mich der Wächter dafür büßen lässt, dass ich meine Schwüre breche.– Bitte! Komm weiter! « Sie gab ihren Widerstand auf und folgte ihm. Eine Berührung an den Rändern seines Geistes ließ ihn schluchzen. Er biss die Zähne zusammen, senkte den

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