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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nicht zu nahe an sich heranzulassen, trat Darejan einen weiteren Schritt zurück. » Er hat Fieber und er mag vielleicht nicht ganz richtig im Kopf sein, aber er kann durchaus reden, wenn er will, und er versteht sehr gut, was man ihm sagt, sofern er nicht gerade einen seiner Anfälle hat. Was soll der Unsinn? «
    Die Art, wie er sie abschätzend musterte, ließ sie noch mehr zurückweichen. Dann wandte er sich erneut zu den CayAdesh um. Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen, ein Spiel aus Unglauben und Schrecken glitt über seine Züge. Schließlich blickte er Darejan abermals an. » Sie sagen es beide. Und ich glaube ihnen, auch wenn es eigentlich unmöglich ist: Er kann weder sprechen noch verstehen. « Seine Augen wurden gefährlich schmal. » Ich habe gehört, wie er dich Hexe nannte, Weib!– Wenn du es gewagt hast, Hand an einen KâlTeiréen zu legen… «
    » Ihr könnt mit… mit ihnen reden? « Mehrere Herzschläge lang sah Darejan die CayAdesh an, zu verblüfft, um zu begreifen, wessen er sie gerade beschuldigt hatte. Doch als es in ihren Verstand gedrungen war, lohte Zorn in ihr auf. » Seid ihr ebenso blödsinnig wie er? Ich habe ihm nichts getan! Er ist verrückt! Verrückt, versteht ihr?– Im Augenblick mag er euch durchaus vernünftig erscheinen, aber gewöhnlich begreift er kaum, was um ihn herum vorgeht… «
    » Das erklärt nicht, warum er sie nicht mehr hören kann. Selbst im Wahnsinn kann einer aus dem Volk der Jarhaal die CayAdesh in seinem Geist hören. Und ein KâlTeiréen… « Nakeen schüttelte den Kopf. Zu schnell, als dass sie ihm hätte ausweichen können, war er auf sie zugetreten und hatte sie gepackt. » Es gibt nur eine Möglichkeit, jemandem wie ihm sein Geburtsrecht zu nehmen, und das ist dunkle Magie.– Was hast du ihm angetan? «
    » Nichts! Beim Licht der Sterne, nichts habe ich ihm angetan. Er war schon verrückt, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Und ich wusste bis eben nicht, dass er noch auf eine andere Art sprechen oder hören können sollte, als ich es auch tue. «
    » Und warum nannte er dich dann Hexe? «
    » Weil ich eine bin! Ich habe keine Ahnung, woher er es weiß, denn ich hatte meine Gabe bereits verloren, bevor ich ihm begegnet bin.– Verdammt, lasst mich los! «
    Den Mund zu einem harten Strich verzogen, starrte er sie einen Moment bedrohlich an, ehe der Blick des Jarhaal zu den Baumwipfeln schweifte. Seine Stirn hatte sich in scharfe Falten gelegt, als er sich ihr wieder zuwandte. Eben schien er sie loslassen zu wollen, doch stattdessen packte er sie grob im Nacken. Die Spitze seines Dolches presste sich von unten gegen ihr Kinn und zwang ihren Kopf zurück. Darejan umklammerte mit beiden Händen sein Handgelenk, versuchte es niederzudrücken und hielt sich zugleich daran fest, um nicht zu fallen.
    » Ich will Antworten, Hexe! Und du bereust es, solltest du lügen. « Der Druck verstärkte sich. » Wo ist er? «
    » Wer? « , brachte sie mühsam gegen die Klingenspitze hervor.
    Ein Ruck an ihrem Nacken kostete sie beinah das Gleichgewicht. Ihre Finger schlossen sich fester.
    » Tu das nicht, Hexe! Ich warne dich!– Wo ist sein Seelengefährte? Rede! «
    » Seelengefährte? « Weiches Gefieder. Mächtige Schwingen, die sie mit jedem Schlag höher trugen. Ein Schrei, der an den eines Adlers erinnerte. Schmerz pochte plötzlich wieder hinter ihrer Stirn.
    » Willst du tatsächlich behaupten, du weißt nicht, dass er « , sein Kopf wies zu dem Verrückten hin, » ein KâlTeiréen ist? Und dass nur der Tod einen KâlTeiréen von seinem Seelengefährten… « Er brach ab, als hätten seine eigenen Worte gerade etwas für ihn selbst zu einer schrecklichen Gewissheit werden lassen, an das er bisher nicht den Hauch eines Gedankens verschwendet hatte. Ein dünner, scharfer Schmerz entlockte Darejan ein hilfloses Japsen. Hatte der Druck der Klinge für einen kurzen Augenblick des Erschreckens nachgelassen, so bohrte sich deren Spitze jetzt abermals in ihre Haut. Sie versuchte, ihr auszuweichen. » Mörderin! «
    » Nein! Ich… « Eine grau gefiederte Kehle. Das Blitzen eines Dolches. Ein Schrei, der wie abgeschnitten endete. Blut! So viel Blut. Ein gellendes » Nein! «. Heulen, das zu Gelächter wurde. In ihrem Kopf verwandelte der Schmerz sich in rot glühende Qual. » Ich bin keine Mörderin « , presste sie mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. » Ich war es nicht! « Sie hoffte, dass er den Zweifel in ihrer Stimme nicht bemerkte.
    Eine

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