Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
zurück. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. Der Schnitt hatte sich nur oberflächlich geschlossen, ohne in der Tiefe zu heilen. Unter der Haut hatte sich Eiter gebildet, der jetzt übel riechend aus der Wunde hervorquoll, die unter dem Druck ihrer Hand aufgeplatzt war. Sie wischte ihn mit dem feuchten Stofffetzen weg und wiederholte die Prozedur, bis nur noch fahles Wundwasser kam. Das Stöhnen, mit dem sein Kopf sich hinterrücks in den Waldboden presste, verriet ihr, dass der Schmerz ihn sogar in der Bewusstlosigkeit erreichte. Es verebbte erst zu schweren Atemzügen, nachdem sie einen weiteren Fetzen ihres Kleides in der Quelle angefeuchtet und ihm unter besänftigendem Murmel, mit dem sie ihm versprach, dass es fürs Erste vorbei sei, auf den Schnitt gelegt hatte. Darejan hätte die Wunde gerne mit dem ausgelassenen Saft der Travankrautblätter bestrichen, um seine Schmerzen ein wenig zu lindern. Doch es brauchte Wärme, um das gallertartige Mark der fleischigen orangegrünen Blätterstängel in einen dickflüssigen Saft zu verwandeln.– Und sie hatte nicht einmal etwas, um wenigstens Feuer schlagen zu können. Einen Moment beobachtete sie mit einem Gefühl der Hilflosigkeit, wie es bei jedem Heben und Senken seiner Brust gepeinigt um den Mund des Verrückten zuckte, dann griff sie nach einem der Travankrautblätter. Vielleicht konnte sie ihm doch ein klein wenig Erleichterung verschaffen. An der Kante einer Felsnase schlitzte sie den Blätterstängel ein Stück tief auf, teilte ihn mit den Fingernägeln mühsam endgültig der Länge nach und legte die feuchten Innenseiten anstelle des nassen Stoffstreifens behutsam auf die Haut. Noch einmal berührte sie kurz seine Stirn. Sie war brennend heiß. Dass das Fieber sich so schnell und mit solcher Wut wieder in seinem Körper eingenistet hatte, machte ihr Sorgen. Irgendetwas schien ihm jede Widerstandskraft zu rauben, und inzwischen war sie fast davon überzeugt, dass es nicht nur seine Wunde war. Behutsam zog sie das Hemd wieder über seine Brust, ehe sie den Stofffetzen noch einmal in die Quelle tauchte, um ihm sacht das getrocknete Blut von den Handgelenken zu waschen. Die eisernen Ringe schimmerten matt und sie zu berühren weckte in ihr einen unerklärlichen Abscheu.
    Schließlich setzte sie sich auf die Fersen zurück und hob die Augen von seinem blassen und zugleich von Fieberflecken geröteten Gesicht. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt, stand die CayAdesh-Stute und blickte zu ihr her. Ihre Hufklauen scharrten unwillig Furchen in den Boden, während sie immer wieder schnaubend ihre Federmähne schüttelte. Doch als Darejan die Hand nach ihr ausstreckte und aufstehen wollte, warf das Tier den Kopf auf und trat mit angelegten Ohren rückwärts– nur um sie einen Augenblick später zu spitzen und leise wiehernd zum Rand der Senke hinzutraben. Offenbar hatte sie Nakeen und Zaree gewittert, denn die beiden tauchten nahezu im gleichen Atemzug dort auf. Der Hengst begrüßte seine Gefährtin mit einem zärtlichen Schnaufen, ehe er sich von seinem Reiter auf Darejan zulenken ließ, die sich vom Boden erhob und ihnen entgegenkam.
    » Verfolgen sie uns? « , wollte sie bang wissen.
    » Ja, aber ich habe dafür gesorgt, dass sie unsere Spur in der falschen Richtung suchen. Trotzdem sollten wir nicht länger hier bleiben als nötig. « Nakeens Blick ging zu dem Verrückten hin. » Was ist mit ihm? « , fragte er scharf und glitt spürbar misstrauisch von Zarees Rücken, ohne Darejan aus den Augen zu lassen.
    » Wundfieber. Er hat einen tiefen Schnitt über die Brust, der sich entzündet hat. « Sie nickte zu dem Hengst hin, über dessen Widerrist zwei Beutel und ein paar Decken hingen. » Habt ihr… «
    » Was? « Im ersten Augenblick dachte Darejan, der überraschte Ausruf des Jarhaal hätte ihr gegolten, doch als er sich dann zu den CayAdesh umdrehte, wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte. » Das… kann nicht… « Er verstummte, starrte einen Moment den Hengst an, der seinen Kopf so energisch auf- und abwarf, dass seine Federmähne flog. Dann sah er zu Nijaa, die sich an die Seite ihres Gefährten drängte, bevor er zu Darejan herumfuhr und sie bei den Schultern packte. » Was habt ihr mit ihm gemacht? «
    » Was ich mit ihm… Gar nichts! « Sie stieß seine Hände von sich und wich zurück. » Bei den Sternen, was soll das? «
    Nakeen machte einen drohenden Schritt auf sie zu. » Sie sagt, er kann weder sprechen noch verstehen. «
    Darum bemüht, ihn

Weitere Kostenlose Bücher