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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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aber gleich wieder.
    » Glaubst du mir jetzt, dass er verrückt ist? « Darejan wunderte sich selbst über die Bitterkeit in ihrem Ton, während sie aufstand und um das Feuer herum zu der zusammengesunkenen Gestalt ging. Unter beruhigendem Murmeln brachte sie den Verrückten dazu, sich auf die Decken zurückzulegen, und schlug eine über ihn. Seine Finger zuckten fiebrig über den Stoff, zupften an seinem Rand, gruben sich in seine Falten. Ihre Hände hielten sie auf, bis sie zur Ruhe kamen. Als sie sich aufrichtete und Nakeen ansah, starrte der sie noch immer entsetzt an. Er schüttelte den Kopf. Wieder und wieder. » Felsen und Wind « , war alles, was er nach einigen weiteren bebenden Atemzügen herausbrachte.
    Darejan verzog den Mund und kehrte auf ihre Seite des Feuers zurück. Ein dumpfes Schweigen legte sich über sie.
    Irgendwann schien Nakeen die Stille nicht mehr ertragen zu können. Er murmelte etwas, das nach: » Ich will sichergehen, dass Sorgral und seine Männer unsere Spuren nicht wiedergefunden haben « , klang, schwang sich auf Zarees Rücken und verschwand zwischen den Bäumen. Eine kleine Weile blickte Darejan müde in die Flammen. Nachdem ihr Kopf das erste Mal auf ihre Brust gesunken und sie vom Rand des Schlafes aufgeschreckt war, stand sie auf und ging hinüber zur Quelle, um die beiden Schalen zu säubern und den Becher neu zu füllen, um dem Verrückten erneut etwas Blauflechtentee zu kochen. Als sie ans Feuer zurückkam, hatte Nijaa sich neben ihn gelegt. Scheinbar war die tröstliche Nähe der CayAdesh-Stute selbst in seinem verwirrten Zustand in seinen Geist gedrungen, denn er hatte sich an sie geschmiegt. Seine Hände lagen still auf den Decken, eine hatte er halb unter seine Wange geschoben. Er wirkte auf eine seltsame Art friedlich. Sie stellte den Becher ans Feuer und legte die letzten Travankrautblätter in eine der Schalen, die sie dicht daneben platzierte. Als das Wasser schließlich zu dampfen begann, gab sie ein paar Blauflechtenstängel hinein und wartete, bis der Sud durchgezogen war. Am Boden der Schale hatte sich inzwischen ein glänzender See Travankrautblättersaft gesammelt. Schließlich ging sie mit beidem zu dem Verrückten hinüber. Die CayAdesh-Stute beäugte sie zwar angespannt, schlug unruhig mit dem Federschweif und legte warnend die Ohren zurück, doch sie blieb neben ihm liegen. Darejan drehte ihn ein wenig mehr zur Seite, damit sie die Wunde besser erreichen konnte, und schob sein Hemd in die Höhe. Er stöhnte leise, während sie den Travankrautsaft auftrug, und seine Hände zuckten wieder auf der Decke, aber er wehrte sich nicht. Unter Nijaas wachsamem Blick gelang es ihr dann sogar, ihm den Becher Blauflechtentee einzuflößen. Wie in jener Nacht in der Dierenzeder öffneten seine Augen sich, während er trank, einen kleinen Spalt und sahen sie ratlos, verhangen und voller Schatten an. Und wie damals schlossen seine Lider sich nach einem Moment wieder und er sank zurück in seine seltsame Benommenheit. Nijaas Schnauben ließ sie aufschauen. Die Stute streckte ihr mit aufgestellten Ohren die Nüstern entgegen. Wieder ließ sie ein Schnaufen hören, und Darejan begriff, nahm das wortlose Friedensangebot an und streckte langsam die Hand aus, um ihren Hals zu streicheln. Ihr Gefiederfell fühlte sich an wie eine Mischung aus Basalasamt und Sarinseide. Weich und glatt und dennoch zugleich ein wenig rau. Gehorsam nahm sie die Hand wieder zurück, als die Stute nach ein paar Augenblicken mit einem Schnauben den Kopf schüttelte und sich ihrer Berührung entzog. Mit einem seltsamen Gefühl des Bedauerns in der Kehle kehrte Darejan mit Schale und Becher zum Feuer zurück und ließ sich daran nieder. Die Arme um die angezogenen Beine gelegt, machte sie sich daran zu warten.

27
    A ls eine Hand sich um ihre Schulter schloss, schreckte sie mit einem Schrei in die Höhe und schlug nach dem Angreifer. Fluchend packte Nakeen ihre Handgelenke und hielt sie fest. Erst als ihr klar wurde, wie tief die Sonne schon auf der zweiten Hälfte ihrer Bahn stand, erkannte sie, dass sie eingeschlafen sein musste. Nijaa stand eng an Zaree gedrängt und schlug unruhig mit dem Schweif.
    Schuldbewusst und verschlafen fuhr sie sich übers Gesicht. Blätter hingen in ihrem Haar. Das Feuer war zu einer dünnen Rauchsäule heruntergebrannt, die sich träge in den Himmel wand. » Ich… Es tut mir leid. Ist alles in Ordnung? «
    » Nein. « Nakeen war auf der anderen Seite der Feuerstelle dabei,

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