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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verharrten unter Nijaas Mähne. Sie stupste ihn an. Nakeen seufzte leise.
    » Sie sagen, dass er leidet, weil etwas entsetzlich Böses seinen Seelenbruder ermordet, ihn berührt und sein Innerstes zerrissen hat. Sie fürchten sich davor, und es erschreckt sie, dass er nicht mit ihnen sprechen kann. Oder sie versteht. Zaree ist außerdem wütend, dass es jemand gewagt hat, so etwas einem KâlTeiréen anzutun, und Nijaa hat Angst, dass dieses Böse auch ihrem ungeborenen Fohlen Schaden zufügen könnte. «
    » Und sie… sie reden in Wörtern und Sätzen wie wir? «
    » Nein! Es sind eher Bilder und Gefühle, die sie übermitteln. Nur die KâlTeiréen › sprechen ‹ tatsächlich miteinander, so wie du und ich « , erklärte er ungeduldig und klaubte ein Stück Drajomwurzeln aus dem Laub, das ihm zuvor heruntergefallen sein musste. Er reichte es der CayAdesh-Stute über die Schulter, ehe er sich vorbeugte, um in den Kessel zu spähen. Erneut rührte er um, dann nickte er. » Wir können essen, Korun. Wo hast du die Schale, die ich dir gegeben hatte? « , erkundigte er sich und fischte eine zweite aus den Tiefen des Beutels. Wortlos stand Darejan auf, ging dorthin, wo sie die Schale hatte liegen lassen, hob sie auf und reinigte sie sorgfältig in der kleinen Quelle von den Resten des Travankrautblättersaftes, ehe sie zu Nakeen zurückkehrte. Der füllte sie ihr schweigend und sie ließ sich wieder ihm gegenüber am Feuer nieder.
    Der Eintopf schmeckte noch besser, als er roch. Das Scharfwürzige der Lassrenknollen und Salzige des Trockenfleisches wurde durch den rahmartigen Geschmack der Drajomwurzeln verfeinert und zugleich gemildert. Zusammen mit dem dunklen, kräftigen Brot, das sie als Löffelersatz benutzten, war das Ganze geradezu köstlich, und Darejan musste sich zwingen, ihre Portion nicht hinunterzuschlingen.
    Irgendwann zwischen zwei Bissen entdeckte sie, dass die Augen des Verrückten offen waren. Sie machte Nakeen darauf aufmerksam und er schöpfte rasch frischen Eintopf in seine Schale, erhob sich und kniete sich neben den anderen.
    » Hier! Ihr müsst essen, KâlTeiréen! « Auffordernd hielt er ihm das Gefäß hin, doch der verzog unwillig das Gesicht, während er sich schwerfällig auf einen Ellbogen hochstemmte und etwas murmelte, das Darejan nicht verstehen konnte, worauf Nakeen ihm den Wasserschlauch reichte. Der Verrückte trank so gierig, dass ihm glitzernde Rinnsale über Kinn und Hals rannen. Schließlich gab er Nakeen das Wasser zurück und setzte sich mit dessen Hilfe mühsam endgültig auf. Beinah sofort schien ihm schwindlig zu werden. Stöhnend vergrub er den Kopf in den Händen, tastete vorsichtig nach der Stelle an seinem Schädel, an der der Schmerz wohl saß. Er fand sie. Es war die Stelle, an der Darejan ihn mit dem Stein getroffen hatte.
    » Was ist passiert? « , fragte er ächzend und sah blinzelnd auf.
    » Du wolltest Nakeen umbringen « , erklärte Darejan ihm unwillig und in einem schärferen Tonfall als beabsichtig. » Ich musste dich bewusstlos schlagen! «
    Seine Augen wanderten von einem zum anderen. Seine Züge wurden böse.
    » Lügnerin! Warum sollte ich das tun? Ich glaube eher, dass du dieses Mal mich ermorden wolltest. «
    Mit einem wütenden Zischen stieß Darejan die Luft aus und schaute Nakeen in einem stummen Glaubst-du-mir-jetzt-dass-er-verrückt-ist!-Blick an.
    Doch der betrachtete sie plötzlich wieder auf jene drohend abschätzige Art, mit der er sie angesehen hatte, als er ihr seinen Dolch unter den Kiefer gedrückt hatte. » Dieses Mal? « , erkundigte er sich gefährlich leise. Er wandte sich dem Verrückten zu. » Wen hat sie zuvor ermordet? Euren KâlTeiréen? «
    Die silbernen Augen wandten sich ihm zu, huschten keinen Herzschlag später jedoch unruhig davon, glitten über das Feuer, die beiden CayAdesh, zuckten über die Bäume und Felsen. Die dunklen Brauen zogen sich zusammen. » Ich… « Er leckte sich über die Lippen. Seine Züge verzerrten sich in stummer Qual. Er presste die Fäuste gegen die Schläfen. » Ich weiß es nicht « , brach es mit einem Stöhnen aus ihm heraus. » Ich weiß es nicht. « Die Worte endeten in einem Wimmern. Darejan konnte sehen, wie es in den Tiefen seiner Augen flackerte und sich dann jene verhangene Leere in ihnen ausbreitete, die sie nur zu gut kannte. Fassungslos beobachtete Nakeen, wie der Verrückte die Arme um sich selbst schlang und sich vornüberkrümmte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn

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