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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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über Köche oder Restaurantkritiker, die sich als Detektiv betätigen!«
    Im Mittelpunkt einer von Ozzies Serien steht ein extrem korpulenter Detektiv mit einer schlanken, attraktiven Frau, die ihn regelrecht anbetet. Ozzie war nie verheiratet.
    Seine andere Serie dreht sich um eine sympathische Detektivin mit einer Menge Neurosen – und mit Bulimie. Dass Ozzie bulimisch wird, ist genauso unwahrscheinlich, wie dass er auf die Idee kommt, seine Garderobe ganz auf Lycraklamotten umzustellen.
    »Ich habe mir überlegt«, sagte Ozzie, »mit einer Serie über einen Detektiv anzufangen, der ein Tierkommunikator ist.«

    »Einer von diesen Leuten, die behaupten, mit Tieren sprechen zu können?«
    »Ja, aber der könnte das wirklich.«
    »Dann würden Tiere ihm dabei helfen, Verbrechen zu lösen? «, fragte ich.
    »Einerseits ja, aber andererseits würden sie seine Arbeit auch erschweren. Hunde zum Beispiel würden ihm fast immer die Wahrheit sagen, während Vögel ihn oft anlügen würden. Meerschweinchen wiederum wären ehrlich, würden aber zu Übertreibungen neigen.«
    »Der Bursche tut mir jetzt schon leid.«
    Schweigend strich sich Ozzie Zitronenmarmelade auf eine Brioche, während ich mit meiner Gabel an dem Quarkteilchen mit Ananas herumstocherte.
    Ich musste fort von hier. Ich musste etwas tun . Es kam mir unerträglich vor, nur noch einen einzigen Moment stillzusitzen.
    Ich knabberte an einem Stückchen Gebäck.
    Wir sitzen nur selten schweigend zusammen. Ozzie ist nie um Worte verlegen, und ich trage normalerweise ein paar eigene bei.
    Nach ein oder zwei Minuten merkte ich, dass Ozzie mich nicht weniger aufmerksam beobachtete als Terrible Chester.
    Bisher hatte ich die Gesprächspause der Tatsache zugeschrieben, dass Ozzie kauen musste. Das war jedoch offenkundig nicht der Fall, wie mir nun klar wurde.
    Brioches werden aus Eiern, Hefe und Butter gebacken. Sie schmelzen ohne viel Kauen regelrecht im Mund.
    Ozzie war verstummt, weil er nachbrütete, und zwar über mich.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Du bist nicht zum Frühstück hergekommen«, sagte er.
    »Auf jeden Fall nicht zu einem derart opulenten Frühstück.«

    »Und du bist nicht hierhergekommen, um mir von Wilbur Jessup und Danny zu erzählen.«
    »Wieso? Klar bin ich deshalb gekommen!«
    »Dann hast du es mir ja erzählt, und da du offensichtlich keine Lust auf das Teilchen da hast, solltest du jetzt wohl gehen.«
    »Ja, Sir«, sagte ich, »ich sollte gehen.« Dennoch stand ich nicht auf.
    Ozzie goss sich aus einer Thermoskanne, die einer traditionellen Kaffeekanne nachempfunden war, eine duftende kolumbianische Mischung in den Becher. Dabei ließ er mich keine Sekunde aus den Augen.
    »Bisher habe ich noch nie erlebt, dass du andere Leute bewusst hinters Licht führst, Odd.«
    »Ach, das kann ich so gut wie jeder andere, Sir.«
    »Nein, das kannst du nicht. Du bist ein Muster an Aufrichtigkeit und so arglistig wie ein Lämmchen.«
    Ich wandte den Blick ab – und stellte fest, dass Terrible Chester von seinem Balken herabgestiegen war. Nun saß er auf der obersten Stufe der Treppe zum Garten, nicht ohne mich weiterhin aufmerksam zu beobachten.
    »Noch erstaunlicher aber ist, dass ich nur selten beobachtet habe, wie du dich selbst hinters Licht führst«, fuhr Ozzie fort.
    »Wann werde ich heiliggesprochen, Sir?«
    »Wenn du älteren Leuten mit frechen Sprüchen kommst, kannst du dir die Gemeinschaft der Heiligen aus dem Kopf schlagen.«
    »Verflixt. Dabei hab ich mich so auf meinen Heiligenschein gefreut. Der wäre bestimmt eine prima Leselampe.«
    »Was Selbsttäuschung angeht – die finden die meisten Menschen so lebensnotwendig wie Luft. Du gibst dich ihr zwar nur selten hin, aber trotzdem bestehst du darauf, du seist bloß hierhergekommen, um mir von Wilbur und Danny zu erzählen.«

    »Habe ich darauf bestanden?«
    »Nicht mit Überzeugung.«
    »Was meinen denn Sie , weshalb ich hergekommen bin?«, fragte ich.
    »Du hast meine absolute Selbstsicherheit immer für philosophischen Tiefgang gehalten«, sagte Ozzie ohne zu zögern. »Deshalb benutzt du mich immer als Publikum, wenn du auf tiefgründige Einsichten aus bist.«
    »Wollen Sie damit sagen, alle tiefgründigen Einsichten, die Sie mir im Lauf der Jahre vermittelt haben, waren in Wirklichkeit seicht?«
    »Natürlich waren sie das, lieber Odd. Wie du bin auch ich nur menschlich, selbst wenn ich elf Finger habe.«
    Er hat tatsächlich elf Finger, davon sechs an seiner linken Hand. Wie er mir

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