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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hatte, war Terrible Chester nicht zu sehen gewesen. Auch auf dem Weg durchs Haus und in der Zeit, in der ich nun schon in der Küche saß, war er nicht aufgetaucht. Das machte mich nervös. Meine Schuhe waren nämlich ganz neu.
    Er ist ein großer Kater, so furchtlos und von sich eingenommen, dass er es für unter seiner Würde hält zu schleichen. Statt lautlos in ein Zimmer zu schlüpfen, macht er daraus immer einen Auftritt. Obwohl er erwartet, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, stellt er eine Gleichgültigkeit, ja Verachtung zur Schau, die deutlich macht, dass er normalerweise aus der Entfernung verehrt zu werden wünscht.
    Zwar schleicht er nicht, doch kann er urplötzlich unbeobachtet neben den Schuhen eines Besuchers auftauchen. Der erste Hinweis darauf ist dann eine geheimnisvolle, feuchte Wärme an den Zehen.
    Als Ozzie und ich auf die rückwärtige Veranda umgezogen waren, um in der frischen Luft zu frühstücken, achtete ich darauf, dass meine Füße nicht am Boden blieben. Ich stellte sie auf die Querstreben meines Stuhls.
    Von der Veranda fällt der Blick auf Rasen und ein ziemlich großes Wäldchen mit Indischem Lorbeer, Steineiben und Peruanischen Pfefferbäumen. In der goldenen Morgensonne zwitscherten Vögel, und der Tod kam mir wie ein Märchen vor.
    Wäre der Tisch nicht aus stabilem Rotholz gewesen, so hätte er sich unter den aufgetragenen Köstlichkeiten regelrecht gebogen: Teller mit Hummeromelett, Schalen mit Kartoffelgratin,
mehrere Stapel Toast, Plunderstücke, Bagel, Zimtschnecken, Krüge mit Orangensaft und Milch, Kannen mit Kaffee und Kakao …
    »Was dem einen Nahrung ist, das ist für andere bitteres Gift«, zitierte Ozzie fröhlich und prostete mir mit einer gehobenen Gabel Omelett zu.
    »Shakespeare?«, fragte ich.
    »Lukrez, ein Autor der römischen Antike. Eins verspreche ich dir – ich werde nie zu diesen Gesundheitsfanatikern gehören, die einen Becher Schlagsahne mit einem Entsetzen betrachten, das gescheitere Leute sich für Atomwaffen aufsparen. «
    »Mag sein, aber andererseits würden gewisse Leute, die sich manchmal ein wenig Sorgen um Sie machen, Ihnen gern nahebringen, dass Sojamilch mit Vanillegeschmack nicht so abscheulich schmeckt, wie Sie behaupten.«
    »Ich dulde weder Blasphemie noch Kraftausdrücke oder Obszönitäten wie Sojamilch an meinem Tisch. Schäm dich!«
    »Neulich war ich in der italienischen Eisdiele. Die haben da jetzt manche Sorten mit dem halben Fettgehalt.«
    »Die Pferde draußen in den Ställen unserer Rennbahn produzieren jede Woche tonnenweise Mist, und den lege ich mir auch nicht in den Kühlschrank. Also, hat Wyatt Porter irgendwelche Vermutungen, wo Danny sein könnte?«
    »Wahrscheinlich hatte Simon auf dem Parkplatz vom Blue Moon einen zweiten Wagen abgestellt, falls am Haus von Dr. Jessup etwas schieflaufen sollte und jemand ihn in dem Lieferwagen sah.«
    »Aber am Tatort hat doch niemand den Wagen gesehen, oder?«
    »Das stimmt.«
    »Und er hat trotzdem das Fahrzeug gewechselt?«

    »Ja.«
    »Leuchtet dir das ein?«
    »Es leuchtet mir mehr ein als alle anderen Theorien.«
    »Volle sechzehn Jahre lang war er demnach besessen von Carol, und zwar so besessen, dass er Dr. Jessup umbringen wollte, weil er sie geheiratet hatte.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Was will er dann mit Danny?«
    »Keine Ahnung.«
    »Simon scheint nicht gerade der Typ zu sein, der sich nach einer emotional befriedigenden Vater-Sohn-Beziehung sehnt.«
    »Tja, das passt tatsächlich nicht zu ihm«, gab ich zu.
    »Wie schmeckt dein Omelett?«
    »Fantastisch, Sir.«
    »Es ist Sahne drin und Butter.«
    »Ja, Sir.«
    »Außerdem Petersilie. Gegen ab und an ein wenig Gemüse habe ich nichts einzuwenden. Die Straßensperren werden nichts nützen, wenn Simons zweiter Fluchtwagen einen Vierradantrieb hat und geländegängig ist.«
    »Der Chief hat Hubschrauberüberwachung angefordert.«
    »Hast du irgendeine Ahnung, ob Danny noch in Pico Mundo ist?«
    »Ich habe so ein seltsames Gefühl.«
    »Seltsam – inwiefern?«
    »Etwas ist verkehrt.«
    »Verkehrt?«
    »Ja.«
    »Aha. Jetzt ist ja alles sonnenklar.«
    »Tut mir leid. Ich weiß auch nicht recht, aber genauer kann ich es nicht sagen.«
    »Er ist also nicht … tot?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es so einfach ist.«
    »Noch Orangensaft? Der ist frisch gepresst.«
    Während er mir eingoss, fragte ich: »Sagen Sie mal, ich überlege schon die ganze Zeit … wo ist Terrible Chester?«
    »Der

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