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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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habe ich aber auch noch nicht gelernt, mir alle Kräfte nutzbar zu machen, die ich besitze.
    Wenn ich an die Geschehnisse im August denke, bereue ich mit am bittersten, dass ich mich teilweise auf meinen Verstand verlassen habe, wo mein Bauchgefühl mir besser gedient hätte.
    Jeden Tag balanciere ich auf einem Hochseil und bin immer in Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren. Mein Leben verläuft in übersinnlichen Bahnen, was ich respektieren muss, wenn ich meine Begabung erfolgreich nutzen will. Dennoch lebe ich in einer rationalen Welt und bin deren Gesetzen unterworfen. Es
ist zwar eine Versuchung, ausschließlich von jenseitigen Impulsen geleitet zu werden, aber in dieser Welt endet ein langer Sturz immer mit einem harten Aufprall.
    Ich überlebe, indem ich das perfekte Gleichgewicht zwischen Vernunft und Unvernunft, zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen finde. Bisher hatte ich dazu geneigt, mich eher auf die Seite der Logik zu begeben, auf Kosten des Vertrauens in mich selbst und in die Quelle meiner Begabung.
    Wenn ich nun, was Danny anging, versagte, wie ich meiner Meinung nach im August versagt hatte, dann hätte ich mich ohne Zweifel selbst verachtet. Im Scheitern hätte es mich gereut, die Gabe erhalten zu haben, die mich auszeichnet. Da ich mein Schicksal jedoch nur erfüllen kann, indem ich meinen sechsten Sinn gebrauche, hätte ein zu großer Verlust von Selbstachtung und Selbstvertrauen mich zu einem anderen Schicksal geführt als zu dem, das ich mir wünsche. Und dann wäre die Karte aus dem Wahrsageautomaten, die gerahmt über meinem Bett hängt, eine Lüge gewesen.
    Diesmal wollte ich mich bewusst auf die Seite der Unlogik stellen. Ich musste meiner Intuition vertrauen und mich mit blindem Glauben ins Ungewisse stürzen, wie ich es noch nie getan hatte.
    Ich beschloss, mich nicht bei Chief Porter zu melden. Wenn mein Herz mir sagte, dass ich mich allein auf die Suche nach Danny machen musste, dann wollte ich ihm folgen.

13
    In meiner Wohnung stopfte ich einige Dinge, die ich brauchen würde, in einen kleinen Rucksack, unter anderem zwei Taschenlampen und eine Packung Ersatzbatterien.
    Dann ging ich ins Schlafzimmer, stellte mich vors Bett und las schweigend den Satz auf der Karte an der Wand: ES IST EUCH BESTIMMT, FÜR IMMER ZUSAMMEN ZU SEIN.
    Am liebsten hätte ich die Rückwand vom Rahmen gerissen und die Karte herausgeholt, um sie mitzunehmen. Mit ihr hätte ich mich sicher und geschützt gefühlt.
    Das war eine Form des irrationalen Denkens, die mir niemals gute Dienste leisten konnte. Eine Karte, die ein Automat auf dem Rummelplatz ausgeworfen hat, ist nicht gerade dasselbe wie ein Stück vom Heiligen Kreuz.
    Zudem quälte mich ein weiterer, noch weniger rationaler Gedanke. Während ich Danny und seinen Vater verfolgte, würde ich vielleicht sterben. Hatte ich dann das Meer des Todes überquert und war an der Küste der nächsten Welt angekommen, so wollte ich die Karte bei mir haben, um sie dem Wesen zu zeigen, das mich dort empfing.
    Dies , würde ich sagen, ist das Versprechen, das man mir gegeben hat. Sie ist vor mir hierhergekommen, und nun musst du mich zu ihr bringen.
    In Wahrheit lagen die Dinge ein wenig anders. Obwohl die Umstände, unter denen wir die Karte aus dem Automaten gezogen
hatten, uns ebenso außergewöhnlich wie bedeutungsvoll vorgekommen waren, konnte von einem Wunder keine Rede sein. Das erwähnte Versprechen war nicht göttlichen Ursprungs; wir beide, sie und ich, hatten es uns gegeben, in dem gemeinsamen Vertrauen darauf, dass es uns gewährt werden würde, für immer zusammen zu sein.
    Falls mich an jener fernen Küste tatsächlich ein Wesen erwarten sollte, dann kann ich mich nicht auf eine Karte aus einem Wahrsageautomaten verlassen, um einen Vertrag mit dem lieben Gott nachzuweisen. Sollte man im Himmel etwas anderes für mich geplant haben als das Jenseits, wie ich es mir gern vorstelle, kann ich nicht mit dem Klageweg drohen und einen guten Anwalt verlangen.
    Wird mir das, was ich mir erhoffe, jedoch gewährt, und erfüllt sich das Versprechen auf der Karte, dann wird das Wesen, das mich an jener Küste empfängt, Bronwen Llewellyn selbst sein, meine Stormy.
    Der richtige Platz für die Karte war der Rahmen. Dort war sie sicher und konnte mich weiter inspirieren, falls ich lebendig von dieser Expedition zurückkehrte.
    Als ich in die Küche ging, um Terri Stambaugh im Pico Mundo Grill anzurufen, saß Elvis am Tisch und weinte.
    Ich kann es nicht

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