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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Blutbad angerichtet worden war.
    Einundvierzig Menschen waren von Kugeln getroffen worden. Manche waren nun für den Rest ihres Lebens behindert oder entstellt. Neunzehn sind gestorben.
    Das alles hätte ich verhindern können. Dann wäre ich eventuell ein Held gewesen.
    Chief Porter meint, wenn ich nicht so gehandelt hätte, wie ich es tat, dann wären Hunderte ums Leben gekommen. Aber die potenziellen Opfer, die verschont wurden, kommen mir nicht real vor.
    Nur die Toten sind real.
    Keiner von ihnen hat hier verweilt. Alle sind weitergezogen.
    Aber in zu vielen Nächten sehe ich sie in meinen Träumen. Sie erscheinen mir, wie sie im Leben waren und wie sie hätten sein können, wenn sie überlebt hätten.
    In diesen Nächten wache ich mit einem so schrecklichen Gefühl des Verlusts auf, dass ich lieber nie wieder aufwachen würde. Dennoch wache ich auf und mache weiter, denn das ist, was die Tochter von Cassiopeia, eine der neunzehn, von mir erwarten würde.
    Ich habe ein Schicksal, das ich mir verdienen muss. Ich lebe, um es zu verdienen und dann zu sterben.
    Der einzige Vorteil, als Held zu gelten, besteht darin, dass man von den meisten Leuten mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtet wird. Geht man darauf ein, indem man eine düstere Miene aufsetzt und den Blickkontakt meidet, so kann man fast immer dafür sorgen, nicht belästigt zu werden.
    Während ich die Gasse entlangwanderte, gelegentlich beobachtet, aber ungestört, kam ich zu einem schmalen Grundstück. Es war von einem Maschendrahtzaun geschützt.
    Ich versuchte, das Tor zu öffnen. Verschlossen.

    Ein Schild verkündete REGENKANALISATION MARAVILLA COUNTY und warnte mit roten Lettern: KEIN ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE.
    Hier entdeckte ich den entrollten Faden meines sechsten Sinns. Als ich den Maschendraht des Tors berührte, hatte ich das sichere Gefühl, dass Danny hier durchgekommen war.
    Für einen zu allem entschlossenen Mann wie Simon Makepeace, dessen kriminelles Geschick durch das jahrelange Training im Gefängnis aller Wahrscheinlichkeit nach noch zugenommen hatte, stellte ein Schloss sicherlich kein Hindernis dar.
    Jenseits des Zauns stand in der Mitte des Grundstücks ein etwa drei mal drei Meter großer, quadratischer Zweckbau mit Betonziegeldach. Die zweiflüglige Holztür an seiner Stirnseite war zweifellos ebenfalls verschlossen, sah jedoch schon ziemlich altersschwach aus.
    Wenn Danny durch den Zaun und die Tür dort getrieben worden war, wie ich es spürte, dann hatte Simon diese Route nicht aufs Geratewohl gewählt. Sie war ein Teil seines Plans gewesen.
    Vielleicht hatte er auch vorgehabt, sich nur hierher zurückzuziehen, wenn etwas danebenging. Durch mein frühzeitiges Eintreffen im Haus von Dr. Jessup und durch die von Chief Porter angeordneten Straßensperren war dieser Fall zweifellos eingetreten.
    Das hieß, Simon war mit Danny nicht in ein anderes Fahrzeug umgestiegen, nachdem er den Lieferwagen auf dem Parkplatz des Cafés abgestellt hatte. Die beiden waren durch diese Tür dort in eine Welt unterhalb von Pico Mundo verschwunden, deren Existenz mir bekannt war, die ich jedoch noch nie aufgesucht hatte.
    Mein erster Impuls war, Chief Porter anzurufen und ihm mitzuteilen, was ich intuitiv erfasst hatte.

    Als ich mich jedoch vom Zaun abwandte, hielt mich eine neue Intuition zurück: Danny befand sich in einer derart kritischen Situation, dass er wahrscheinlich zu Tode kommen würde, wenn ein Suchtrupp der Polizei ihm und seinen Kidnappern in die Tiefe folgte.
    Außerdem spürte ich, dass er zwar in einer üblen Lage, aber doch nicht in unmittelbarer Lebensgefahr war. Bei dieser Verfolgungsjagd war es offenbar weniger wichtig, möglichst schnell vorzugehen. Ich musste verstohlen sein und würde nur Erfolg haben, wenn ich genauestens auf jede Einzelheit achtete, die mir auf dem Weg begegnete.
    Ob irgendeine dieser Vermutungen zutraf oder nicht, wusste ich nicht. Ich spürte sie lediglich in Form einer halb garen Vorahnung, die wesentlich mehr war als ein bloßer Verdacht, aber auch wesentlich weniger als eine eindeutige Vision.
    Weshalb ich die Toten sehe, aber nichts von ihnen zu hören bekomme; weshalb ich mit meinem Magnetismus Menschen suchen kann und sie auch manchmal – aber eben nur manchmal – finde; weshalb ich eine sich abzeichnende Bedrohung spüre, jedoch ohne alle Einzelheiten – all dies weiß ich nicht. Vielleicht kann nichts in dieser gebrochenen Welt makellos, an einem Stück und ohne Sprünge sein. Möglicherweise

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