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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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speziellen Werkzeug aus der Verriegelung gelöst werden.
    Zuständig für diese Gullys und die zugehörigen Rohre war das städtische Abwasseramt; weitere unterirdische Leitungen wurden vom Elektrizitäts- und Wasserwerk unterhalten. Logischerweise mussten diese beiden Systeme von den Kanälen, in denen ich mich jetzt befand, getrennt sein. Sonst hätte ich inzwischen auf zahlreiche Schächte mit Treppen oder Leitern treffen müssen.
    Obwohl ich im ersten Tunnel mehrere Meilen weit gegangen war, hatte ich bis auf den Eingang, durch den ich gekommen war, keine einzige Verbindung nach oben gesehen. Nun jedoch kam ich nach kaum zweihundert Metern zu einer unbeschrifteten Stahltür in der Wand des neuen Tunnels.
    Die magnetische Kraft, die mich zu Danny Jessup hinzog, leitete mich nicht zu diesem Ausgang. Aus Neugier probierte ich ihn trotzdem aus.
    Hinter der Tür, die ebenso massiv war wie die beiden, durch die ich anfangs gekommen war, fand ich einen Lichtschalter und einen T-förmigen Korridor vor. Am Ende der beiden Arme kamen wieder Türen.
    Als ich die erste dieser Türen öffnete, sah ich einen Vorraum, von dem eine offene Wendeltreppe aus Metall nach oben führte. Soweit zu sehen war, befand sich dort dieselbe Art von Schuppen wie auf dem Grundstück, durch das ich mir Zugang verschafft hatte.
    Die Tür gegenüber gewährte Zugang in einen Raum mit hoher Decke, von dem eine gerade Treppe abging. Am Ende der Stufen kam etwa sechs Meter höher eine Tür mit der Aufschrift PMEWW.

    Ich interpretierte die Abkürzung als Pico Mundo Elektrizitäts- und Wasserwerk . Darunter war der Schriftzug 16S-SW-V2453 auf den Stahl schabloniert, was mir nichts sagte.
    Weiter drang ich nicht vor. Immerhin hatte ich herausgefunden, dass das unterirdische Netz des städtischen Wasserwerks sich zumindest an einigen Stellen mit dem der Regenkanalisation überschnitt.
    Wieso es sich dabei eventuell um eine nützliche Information handelte, war mir nicht klar, aber ein entsprechendes Gefühl hatte ich durchaus.
    Nachdem ich in den Tunnel zurückgekehrt war, ohne dass mich dort der weißäugige Schlangenmann erwartete, marschierte ich weiter nach Südosten.
    Wie üblich brach der Steg an der Einmündung des nächsten Tunnels ab. In dem pulvrigen Sediment waren Fußspuren zu sehen, die über die Kreuzung dorthin führten, wo der Steg sich fortsetzte.
    Ich sprang in die Rinne und studierte die Abdrücke in dem feinen Material.
    Dannys Fußabdrücke unterschieden sich deutlich von den anderen. Die zahlreichen Knochenbrüche, die er im Lauf der Jahre erlitten hatte, und die unglückseligen Verkrümmungen, die aufgrund der Krankheit bei der Heilung auftraten, hatten sein rechtes Bein mehrere Zentimeter kürzer als das linke werden lassen. Verdreht war es außerdem. Deshalb bewegte er sich leicht humpelnd mit einer speziellen Hüftbewegung fort und neigte dazu, den rechten Fuß nachzuziehen.
    Wenn ich auch noch bucklig wäre, hatte er einmal zu mir gesagt, könnte ich mich um eine Lebensstellung in Notre-Dame bewerben. Die Sozialleistungen da sind sicher spitze, aber wie üblich ist Mutter Natur nicht fair zu mir gewesen.
    Passend zu seiner reduzierten Statur waren seine Füße nicht
größer als die eines Zehn- bis Zwölfjährigen. Außerdem war der rechte Fuß eine Nummer größer als der linke.
    Niemand sonst hätte diese Abdrücke hinterlassen können.
    Als ich daran dachte, wie weit man ihn zu Fuß durch den Untergrund getrieben hatte, wurde mir flau im Magen. Ich war wütend, und ich hatte Angst um ihn.
    Kurze Wege – einige Häuserblocks weit – konnte er zwar schmerzlos zurücklegen, manchmal sogar ganz ohne Beschwerden. Eine derart lange Wanderung musste ihm jedoch Höllenqualen verursachen.
    Anfänglich hatte ich gedacht, Danny wäre von zwei Männern entführt worden: von Simon Makepeace, seinem biologischen Vater, und von dem namenlosen Schlangenmann, der inzwischen irgendwie zu Tode gekommen war. Nun sah ich gleich drei zusätzlich Spuren im Sediment.
    Bei zweien handelte es sich um die Fußabdrücke erwachsener Männer, von denen der eine größere Füße hatte als der andere. Die dritte war offenbar von einem Jungen oder einer Frau hinterlassen worden.
    Ich ging an den Spuren entlang bis dorthin, wo sie am Steg endeten. Danach konnte ich wieder nichts anderem folgen als meiner speziellen Intuition.
    In diesem trockenen Teil des Labyrinths fehlte selbst das seidige Flüstern von ungehindert fließendem Wasser. Hier herrschte

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