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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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sagen, dass eine Frau in die Sache verwickelt ist. Wenn mir etwas geschieht, haben Sie dann wenigstens einen Anhaltspunkt. Eine Frau und drei Männer.«
    »Drei? Du meinst den, der dir den Elektroschock verpasst hat – und wen sonst noch?«
    »Bisher hab ich gedacht, bei einem müsste es sich um Simon handeln, aber damit ist es jetzt natürlich vorbei. Über die anderen weiß ich bloß, dass einer von ihnen große Füße hat.«
    »Große Füße?«
    »Wünschen Sie mir alles Gute, Sir.«
    »Das tue ich bei jedem Nachtgebet.«
    Ich legte auf.
    Nachdem ich den Rucksack wieder geschultert hatte, setzte ich den Weg, der durch den Anruf der mysteriösen Frau unterbrochen worden war, fort. Der Hang zog sich ein ganzes Stück weit hin, stieg jedoch nur gemächlich an. Loser Schiefer knirschte unter meinen Füßen und brachte mich mehr als einmal kurz aus dem Gleichgewicht.
    Ab und zu huschten mir kleine Eidechsen aus dem Weg. Ich achtete darauf, dass ich nicht versehentlich auf eine Klapperschlange trat.
    Für dieses Terrain wären robuste Wanderstiefel aus Leder eindeutig besser geeignet gewesen als die weichen Turnschuhe, die ich trug. Allerdings musste ich irgendwann wahrscheinlich auf leisen Sohlen gehen, und dafür waren die ehemals weißen Schuhe ideal.
    Einerseits hätte ich mir wohl keine Sorgen wegen meiner Schuhe und irgendwelcher Schlangen machen sollen, wenn es
mir bestimmt war, von jemandem, der hinter einer weißen Kassettentür wartete, umgebracht zu werden. Andererseits wollte ich mich lieber nicht auf die Theorie verlassen, dass immer wiederkehrende Träume einigermaßen zuverlässig die Zukunft vorhersagen, denn vielleicht war dieser Traum nur eine Folge von zu viel Hacksteak und scharfer Salsasoße gewesen.
    Im fernen Himmel ging langsam ein riesiges Schiebetor auf. Es rumpelte in seinen Schienen, während sich gleichzeitig wieder ein Windstoß regte. Auch als der Donner verklungen war, wurde die Luft nicht mehr still wie vorher, sondern jagte weiter durch die spärliche Vegetation wie ein unsichtbares Rudel Kojoten.
    Als ich die Hügelkuppe erreichte, wusste ich, dass mein Ziel direkt vor mir lag. Hier würde ich den gekidnappten Danny Jessup finden.
    In der Ferne verlief die Autobahn, von der eine vierspurige Ausfahrt in die Ebene darunter führte. Am Ende dieser Straße stand die Ruine eines Kasinos mit einem rauchgeschwärzten Hotelturm, wo der Tod Vabanque gespielt und – wie immer – gewonnen hatte.

21
    Zum Volk der Shoshone gehört der Stamm der Panamint. Es heißt heutzutage, in früheren Zeiten seien seine Angehörigen friedlich, zutiefst spirituell, selbstlos und immer demütig gegenüber der Natur gewesen – wie alle Ureinwohner dieses Kontinents vor Kolumbus und der Einführung der italienischen Küche.
    In neuerer Zeit hat bei vielen indianischen Stammesführern ausgerechnet die Glücksspielindustrie großen Anklang gefunden, obwohl sie sich auf recht gegensätzliche Faktoren gründet, nämlich auf Schwäche und Verlust. Außerdem ist sie materialistisch, unersättlich gierig und gleichgültig gegenüber allem Leiden, ganz zu schweigen davon, dass sie einige der hässlichsten und protzigsten Bauten der Architekturgeschichte hervorgebracht hat. Den kalifornischen Staat stört das allerdings nicht im Mindesten, denn er hat den indianischen Stämmen vor einigen Jahren das Monopol gewährt, innerhalb ihrer Gebietsgrenzen Spielkasinos zu betreiben.
    Nachdem man das entsprechende Gesetz verabschiedet hatte, waren die Indianer offenbar der Meinung, sich nicht allein auf die Inspiration durch Manitu verlassen zu können, um aus der neuen Geldquelle auch noch den letzten Tropfen Profit zu pressen. Deshalb schlossen die meisten Stämme Verträge mit erfahrenen Glücksspielunternehmen, von denen die Kasinos gemanagt werden sollten. Tresorräume wurden gebaut, Spieltische
aufgestellt und bemannt, die Tore wurden geöffnet, und unter den wachsamen Blicken der üblichen Schurken begann der Geldstrom zu fließen.
    Das goldene Zeitalter des indianischen Reichtums, in dem jeder Stammesangehörige alsbald reich zu werden hoffte, schien angebrochen. Leider verteilte sich das Geld nicht so gerecht und so rasch unter der indianischen Bevölkerung, wie man erwartet hatte.
    Komisch, wie manches laufen kann.
    In den betroffenen Gebieten machten sich Spielsucht, die daraus resultierende Verarmung und schließlich Verbrechen breit.
    Nicht so komisch, wie manches laufen kann.
    Die Ebene, die sich vor mir

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