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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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kannst ihn finden?«
    »Ich versuche es gerade«, sagte ich.
    »Zuerst warst du so schnell, und jetzt bist du verflucht langsam. «
    »Was glauben Sie eigentlich über mich zu wissen?«
    Mit koketter Stimme fragte sie: »Was gibt es denn zu wissen, Süßer?«

    »Nicht viel.«
    »Um Dannys willen hoffe ich, dass das nicht stimmt.«
    Allmählich hatte ich das mulmige, wenn auch völlig unerklärliche Gefühl, dass Dr. Jessup wegen mir ermordet worden war.
    »Sie wollen doch sicher nichts tun, was Sie noch tiefer in den Schlamassel bringt«, sagte ich.
    »Mir kann niemand etwas anhaben«, verkündete sie.
    »Tatsächlich?«
    »Ich bin unbesiegbar.«
    »Gut für Sie.«
    »Weißt du, warum?«
    »Warum?«
    »Ich habe dreißig in einem Amulett.«
    »Dreißig was?«, fragte ich.
    »Ti-bon-ange.«
    Den Ausdruck hatte ich noch nie gehört. »Was ist denn das?«
    »Das weißt du.«
    »Nein, nicht genau.«
    »Lügner.«
    Als sie weder auflegte noch sofort weitersprach, hockte ich mich auf den Boden und blickte nach Westen.
    Von einzelnen Mesquite-Sträuchern und hohen Grasbüscheln abgesehen, war das Land aschgrau und säuregelb.
    »Bist du noch da?«, fragte die Frauenstimme.
    »Wo sollte ich wohl hin?«
    »Und wo bist du gerade?«
    Ich stellte eine Gegenfrage: »Kann ich mit Simon sprechen?«
    »Was für ein Simon?«
    »Simon Makepeace«, sagte ich geduldig.
    »Meinst du etwa, der ist hier?«
    »Ja.«
    »Trottel.«

    »Er hat Wilbur Jessup umgebracht.«
    »Da bist du auf dem Holzweg«, sagte sie.
    »Inwiefern?«
    »Enttäusch mich nicht.«
    »Das haben Sie, glaube ich, schon mal gesagt.«
    »Enttäusch mich nicht noch weiter!«
    »Oder was?«, fragte ich und wünschte mir im selben Augenblick, das nicht getan zu haben.
    »Wie wäre es damit …«
    Ich wartete.
    »Wie wäre es damit«, fuhr sie schließlich fort, »dass du uns bis Sonnenuntergang findest, sonst brechen wir ihm beide Beine.«
    »Wenn Sie von mir gefunden werden wollen, dann sagen Sie mir doch einfach, wo Sie sind!«
    »Was hätte das für einen Sinn? Wenn du uns bis neun Uhr immer noch nicht gefunden hast, dann brechen wir ihm außerdem beide Arme.«
    »Tun Sie das nicht! Er hat Ihnen doch nichts getan. Er hat nie jemandem was angetan.«
    »Wie lautet die erste Regel?«, fragte sie.
    Ich dachte an das erste und kürzeste Gespräch unter der Engelstrompete zurück. »Ich muss alleine kommen.«
    »Wenn du die Cops oder sonst jemanden mitbringst, brechen wir ihm sein hübsches Gesicht, und dann ist er das restliche Leben komplett hässlich, vom Scheitel bis zur Sohle.«
    Als sie auflegte, klappte ich das Handy zu.
    Wer immer sie war, sie war völlig verrückt. Na schön. Ich hatte es schon früher mit Verrückten zu tun gehabt.
    Sie war verrückt und bösartig. Das war ebenfalls nichts Neues.

20
    Ich nahm den Rucksack ab und kramte darin nach der Evian-Flasche, die ich eingepackt hatte. Das Wasser war nicht gerade kalt, schmeckte aber trotzdem köstlich.
    Evian enthielt die Flasche allerdings nicht. Ich hatte sie in meiner Küche am Hahn gefüllt.
    Wenn man bereit ist, einen satten Preis für eine Flasche Wasser zu bezahlen, dann wird man wahrscheinlich auch einen Beutel frische Bergluft kaufen, wenn man so etwas eines Tages im Supermarkt sieht.
    Ich bin zwar kein Geizhals, habe jedoch jahrelang sehr bescheiden gelebt. Als heiratswilliger Grillkoch mit einem anständigen, aber nicht gerade üppigen Gehalt habe ich für unsere Zukunft sparen müssen.
    Nun ist sie tot, ich bin allein, und das Letzte, wofür ich Geld brauche, ist ein Hochzeitskuchen. Wenn es darum geht, etwas für mich selbst auszugeben, drehe ich aus Gewohnheit dennoch jeden Penny so lange um, bis ihm schwindlig geworden ist.
    Angesichts meines sonderbaren und abenteuerlichen Daseins rechne ich eigentlich nicht damit, lange genug zu leben, um eine vergrößerte Prostata zu bekommen. Sollte ich aber doch wundersamerweise neunzig werden, bevor ich ins Gras beiße, bin ich wahrscheinlich einer jener von allen für arm gehaltenen Exzentriker, die eine Unmenge Bargeld in alten Kaffeedosen
hinterlassen und in ihrem Testament verfügen, es solle für die Betreuung obdachloser Pudel verwendet werden.
    Nachdem ich das unechte Evian geleert hatte, steckte ich die Flasche in den Rucksack zurück, um anschließend einen Fleck Wüste mit einer Ladung Eigenbau zu bewässern.
    Wahrscheinlich war ich meinem Ziel schon ziemlich nahe, und jetzt hatte ich außerdem eine Deadline. Sonnenuntergang.
    Bevor ich jedoch

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