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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wollte eine Bestätigung von Fakten, die ihr bereits bekannt waren.

    Vor einem Jahr war Dannys Mutter an Krebs gestorben. Als sein engster Freund hatte ich ihm in seinem Kummer beigestanden – bis ich im August selbst von einem unerträglichen Verlust getroffen worden war.
    Er hatte nicht besonders viele Freunde. Seine körperlichen Einschränkungen, sein Aussehen und sein ätzender Humor dezimierten seine sozialen Möglichkeiten erheblich.
    Als ich mich in meinem Gram erst ganz in mich selbst zurückgezogen und dann begonnen hatte, einen Bericht über die Ereignisse im August zu schreiben, hatte ich mich nicht mehr um ihn gekümmert, jedenfalls nicht so oft, wie ich es hätte tun sollen.
    Trost, hatte ich gedacht, würde er bei seinem Adoptivvater finden. Aber Dr. Jessup hatte selbst getrauert, und da er ein ambitionierter Mensch war, hatte er sich wahrscheinlich in seine Arbeit gestürzt.
    Einsamkeit tritt in zwei Grundformen auf. Wenn sie von dem Wunsch herrührt, allein zu sein, ist sie wie eine Tür, die wir der Welt vor der Nase zuschlagen. Lehnt jedoch die Welt uns von sich aus ab, so ist die Einsamkeit eine offene Tür, die nicht benutzt wird.
    Jemand war durch diese Tür gekommen, als Danny besonders verwundbar gewesen war: eine Frau mit einer rauchigen, seidigen Stimme.

22
    Auf allen vieren kriechend, schob ich mich aus dem trockenen Flussbett in die Ebene. Rasch robbte ich durch ein meterhohes Salbeigestrüpp, das mir Deckung bot. Mein Ziel war eine Mauer, die das Gelände des Resorts von der Wüste abgrenzte.
    In einer solchen Vegetation suchten Hasen und mehrere Arten von Nagetieren Schutz vor der Sonne und knabberten an den unteren Blättern der Pflanzen. Wo Hasen und Ratten waren, da gab es allerdings auch hungrige Schlangen.
    Glücklicherweise waren Schlangen scheue Tiere. So scheu wie Mäuse waren sie zwar nicht, aber immerhin. Um sie zu warnen, machte ich allerhand Geräusche, bevor ich mich aus dem Flussbett zwischen den Salbei wagte. Auch beim Weiterrobben grunzte und nieste ich, spuckte Staub aus und verhielt mich ganz allgemein so laut, dass sich hoffentlich alle wilden Tiere davonmachten.
    Da meine Gegner sich wahrscheinlich in einer oberen Etage des Hotels aufhielten und da ich noch mehrere Hundert Meter davon entfernt war, würde der Lärm, den ich machte, sie schon nicht alarmieren.
    Wenn sie zufällig in meine Richtung blickten, dann hielten sie nach irgendwelchen Bewegungen Ausschau. Ein raschelnder Salbeibusch fiel jedoch bestimmt nicht auf, da der aus Norden kommende Wind aufgefrischt hatte und mit allen Sträuchern
und Gräsern spielte. Steppenläufer rollten umher; hier und da tanzte ein Staubteufel.
    Ohne von einer Schlange gebissen, einem Skorpion gestochen oder einer Spinne gekniffen zu werden, erreichte ich den Rand des Kasinogeländes. Ich stand auf und drückte mich mit dem Rücken an die Mauer.
    Von oben bis unten war ich mit fahlem Staub und einer weißen, pulvrigen Substanz bedeckt, die von der Unterseite der Salbeiblätter stammte.
    Eine verhängnisvolle Folge meines Magnetismus besteht darin, dass er mich oft nicht nur in gefährliche Umstände, sondern auch buchstäblich in den Schmutz zieht. Mit meiner Kleidung bin ich deshalb ständig im Hintertreffen.
    Nachdem ich mich abgeklopft hatte, folgte ich der Mauer, die in einer gemächlichen Biegung nach Nordosten führte. Hier waren die Betonblöcke, aus denen sie bestand, weiß getüncht. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo die zahlenden Kunden sie hatten sehen können, war die zweieinhalb Meter hohe Barriere hingegen verputzt und rosa angestrichen worden.
    Nach dem Erdbeben und dem Brand hatten Stammesbeamte in regelmäßigem Abstand Metallschilder aufgestellt, um unbefugte Eindringlinge nachdrücklich vor den Gefahren zu warnen, die von dem maroden Bau und eventuell darin enthaltenen Giftstoffen ausgingen. Die Wüstensonne hatte diese Sprüche zwar ausgeblichen, doch lesbar waren sie durchaus noch.
    Auf dem Gelände hatte man entlang der Mauer kleine Gruppen von Palmen angepflanzt. Weil diese in der Mojave nicht heimisch waren und man sie nicht gegossen hatte, seit das Bewässerungssystem beim Erdbeben flöten gegangen war, waren sie abgestorben.
    Manche der Wedel waren abgefallen, andere hingen schlaff herab, der Rest war stachlig, struppig und braun. Dennoch fand
ich eine Baumgruppe, die einen Teil der Mauer so abschirmte, dass er vom Hotel aus bestimmt nicht zu sehen war.
    Ich sprang auf, hielt mich an der

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