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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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den letzten Abschnitt meines Wegs zurücklegte, musste ich mich über einige Dinge informieren, die in der realen Welt geschahen.
    Auf Terris Telefon war keine der Nummern von Chief Porter als Kurzwahl gespeichert, aber ich hatte sie mir schon lange alle eingeprägt.
    Beim zweiten Läuten seines Handys nahm er ab. »Porter.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie störe, Sir.«
    »Stören wobei? Meinst du, ich bin mit wichtigen Ermittlungen beschäftigt?«
    »Sind Sie das denn nicht?«
    »Junge, momentan fühle ich mich wie eine Kuh.«
    »Eine Kuh, Sir?«
    »Eine Kuh, die auf der Weide steht und wiederkäut.«
    »Sie hören sich aber nicht so entspannt an, wie Kühe es sind«, sagte ich.
    »Ich fühle mich auch nicht entspannt wie eine Kuh, sondern so blöde, wie diese Viecher sind.«
    »Keine Hinweise auf Simon?«
    »Ach, das ist erledigt. Der sitzt in Santa Barbara im Bau.«
    »Ziemlich schnelle Arbeit.«
    »Schneller, als du meinst. Man hat ihn schon vor zwei Tagen eingesperrt, weil er eine Kneipenschlägerei angezettelt hat. Auf den Polizisten, der ihn festnehmen wollte, ist er dann auch noch losgegangen. Die Anklage lautet auf Körperverletzung.«

    »Vor zwei Tagen. Das heißt …«
    »Das heißt«, nahm der Chief den Faden auf, »der Fall liegt nicht so, wie wir dachten. Simon hat Dr. Jessup nicht umgebracht, auch wenn er sagt, es würde ihn freuen, dass jemand es getan hat.«
    »War es vielleicht ein Auftragsmord?«
    Chief Porter lachte säuerlich. »Mit seinem Vorstrafenregister hat Simon nur einen Job bei einer Firma bekommen, die Jauchegruben auspumpt. Er lebt zur Miete in einem einzigen Zimmer.«
    »Manche Leute würden schon für tausend Dollar jemanden umlegen«, sagte ich.
    »Das ist richtig, aber von Simon würden sie bestenfalls umsonst ihre Grube ausgepumpt bekommen.«
    Die tote Wüste erwachte vorübergehend wieder zum Leben. Grasbüschel zitterten, und Stechapfelblätter begannen zu flüstern, schwiegen jedoch gleich wieder, als der Wind sich legte.
    Ich blickte nach Norden auf die fernen Gewitterwolken. »Was ist mit dem weißen Lieferwagen?«
    »Gestohlen. Von Fingerabdrücken keine Rede.«
    »Keine anderen Anhaltspunkte?«
    »Nicht, falls die Forensiker im Haus der Jessups nicht irgendwelche fremden DNA-Spuren entdecken. Wie läuft es bei dir, Junge?«
    Ich ließ den Blick über die öde Landschaft schweifen. »Nicht übel.«
    »Fühlst du dich irgendwie magnetisch?«
    Den Chief anzulügen, wäre schwerer gewesen, als mich selbst zu beschwindeln. »Ich werde angezogen, Sir.«
    »Wohin?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich bin momentan unterwegs.«
    »Wo bist du jetzt gerade?«

    »Das möchte ich lieber nicht sagen, Sir.«
    »Du willst das doch hoffentlich nicht alleine durchziehen, oder?«, sagte er mit besorgter Stimme.
    »Falls das am besten ist, schon.«
    »Selbst ein einsamer Cowboy hat wenigstens sein Pferd dabei. Benutz mal deinen Kopf, Junge!«
    »Manchmal muss man eher dem Herzen vertrauen.«
    »Hat keinen Sinn, mit dir zu streiten, was?«
    »Nein, Sir. Aber Sie könnten was für mich tun. Untersuchen Sie Dannys Zimmer nach irgendwelchen Hinweisen darauf, ob in letzter Zeit eine Frau in sein Leben getreten ist.«
    »Also, du weißt, ich bin nicht grausam, Odd, aber als Cop muss ich realistisch bleiben. Wenn der arme Kerl mit jemandem ausgehen würde, wüsste das am nächsten Morgen die ganze Stadt.«
    »Womöglich ist es eine diskrete Beziehung, Sir. Außerdem will ich damit nicht sagen, dass Danny das bekommen hat, was er sich erhofft hatte. In Wirklichkeit hat er sich vielleicht sogar Höllenqualen eingehandelt.«
    Der Chief schwieg einen Augenblick. »Du meinst, er ist anfällig«, sagte er dann. »Für jemanden, der ihm schaden will.«
    »Wer einsam ist, wird manchmal unvorsichtig.«
    »Aber sie haben absolut nichts gestohlen. Sie haben das Haus nicht auf den Kopf gestellt. Sie haben sich noch nicht mal die Mühe gemacht, das Geld aus Dr. Jessups Börse zu nehmen.«
    »Also wollten sie von Danny etwas anderes als Geld.«
    »Und das wäre?«
    »Da tappe ich noch im Dunkeln, Sir. Irgendwie kann ich schon Umrisse spüren, aber sehen kann ich noch nichts.«
    Weit im Norden, zwischen dem kohlschwarzen Himmel und der aschfahlen Erde, fiel Regen, der aussah wie ein schimmernder Rauchschleier.

    »Ich muss jetzt wieder los«, sagte ich.
    »Wenn wir irgendwas finden, was auf eine Frau hindeutet, rufe ich dich an.«
    »Nein, Sir, das sollten Sie lieber nicht tun. Ich hab Sie nur angerufen, um Ihnen zu

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