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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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unentschlossen verhielten wie Robert.
    Kurz entschlossen trat ich aus dem Salon der Suite in das Schlafzimmer rechts vom Eingang. Hier war es noch dunkler, weil die Fenster kleiner waren und die vergammelten Vorhänge nach wie vor an den Stangen hingen.
    Es ging mir nicht darum, ein Versteck zu finden. Ich musste nur Zeit gewinnen, um nachzuladen.
    Da meine Verfolger durch Schüsse auf mich aufmerksam geworden waren, kamen sie bestimmt nicht einfach in die Suite
gestürmt. Wahrscheinlich feuerten sie erst einmal eine Salve durch die Tür.
    Wenn einer der beiden es dann wagte, in das Zimmer vorzudringen, in dem ich mich jetzt befand, würde ich bereit sein. Zumindest so bereit, wie es mir möglich war, denn ich hatte nur vier weitere Patronen zur Verfügung, kein ganzes Arsenal.
    Stand das Glück auf meiner Seite, wussten sie nicht einmal, wohin Robert auf seiner Suche gegangen war – falls er mich überhaupt bewusst gesucht hatte. Durch den Knall allein konnten sie jedenfalls nicht genau bestimmen, woher die Schüsse gekommen waren.
    Wenn sie beschlossen, nacheinander alle Zimmer im Flur zu durchsuchen, ergab sich womöglich doch noch eine Chance, zur Treppe zu entwischen.
    Ich hörte, wie Datura meinen Namen brüllte, nun schon relativ nahe, vielleicht dort, wo der Hauptflur endete. Merkwürdigerweise klang sie dabei weniger verärgert als erregt.
    Schaft, Verschluss und Kammer der Flinte waren noch warm vom Feuern.
    Schaudernd lehnte ich mich an die Wand, während ich daran dachte, wie Robert rückwärts vom Balkon gestürzt war. Ich zog eine Patrone aus der Hosentasche und fummelte im Dunkeln an der mir nicht vertrauten Waffe herum.
    »Kannst du mich hören, Odd Thomas?«, brüllte Datura. »Kannst du mich hören, Süßer?«
    Mit diesem Patronenlager kam ich einfach nicht zurecht. Irgendwie passte die Patrone nicht hinein. Dass meine Hände zitterten, machte die Aufgabe nicht gerade einfacher.
    »War das Theater vorher das, wonach es aussah?«, brüllte sie. »War das ein Poltergeist, Süßer?«

    Bei der Konfrontation mit Robert war mir Schweiß aufs ganze Gesicht getreten. Nun verwandelte er sich beim Klang von Daturas Stimme in Eis.
    »Das war so krass , das war der absolute Kick !«, rief sie, noch immer irgendwo draußen im Flur.
    Da es mit dem Lager nicht klappte, versuchte ich, die Patrone in die Öffnung zu schieben, durch die dem Anschein nach das Magazin geladen wurde.
    Auch meine Finger waren schweißig. Die Patrone glitt mir aus der Hand. Ich spürte, wie sie von meinem rechten Schuh abprallte.
    »Hast du mich reingelegt, Odd Thomas?«, rief Datura. »Hast du mich absichtlich dazu gebracht, die gute Maryann so lange zu reizen, bis sie ausgerastet ist?«
    Von dem bulligen Geist mit Bürstenhaarschnitt hatte sie natürlich keine Ahnung. Es war nur gerecht, dass sie jetzt meinte, der Geist der von ihr so übel verhöhnten Kellnerin habe sie bombardiert.
    Im Dunkeln hockend, tastete ich auf dem Boden herum. Wenn die Patrone zu weit weggerollt war, musste ich die Taschenlampe anschalten, um sie zu finden, denn ich brauchte alle vier Patronen. Als ich das Ding nach wenigen Sekunden fand, hätte ich fast erleichtert aufgestöhnt.
    »Ich will noch mal so eine geile Show!«, tönte es im Flur. In der Hocke bleibend, legte ich mir die Flinte auf die Oberschenkel und versuchte erneut, das Magazin zu laden. Ich drehte die Patrone erst in die eine, dann in die andere Richtung, ohne dass sie in die Öffnung passte – falls diese Öffnung überhaupt dafür vorgesehen war.
    Die Aufgabe, an der ich mich versuchte, schien einfach zu sein, jedenfalls wesentlich einfacher, als Spiegeleier so umzuwenden, dass das Eigelb nicht zu Schaden kam. Dennoch
war sie offenbar nicht so einfach, dass jemand, der mit der Waffe nicht vertraut war, es im Dunkeln schaffte. Ich brauchte Licht.
    »Los, bringen wir das dumme tote Luder noch einmal in Rage!«
    Ich schlich zum Fenster und zog vorsichtig den vergammelten Vorhang beiseite.
    »Aber diesmal nehme ich dich an die Leine, Süßer!«
    Bis zum Anbruch der Dämmerung blieben noch ein bis zwei Stunden, doch durch den Wolkenschleier fiel jetzt schon ein falsches Zwielicht auf die durchnässte Wüste. Es reichte aus, um die Flinte genauer zu untersuchen.
    Ich zog die nächste Patrone aus der Tasche und versuchte es damit. Erfolglos.
    Auch die dritte Patrone passte nicht. So sinnlos es auch schien, probierte ich es schließlich mit der letzten.
    »Ihr beide, du und dieser Zwerg, ihr kommt

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