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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Kakao, knabberte Walnusskekse und schrieb bereits den ersten Band seiner neuen Serie über einen Detektiv, der nebenbei ein Tierkommunikator war. Vielleicht gab er ihm den Titel Klagelied für einen Hamster .
    Das momentane Klagelied am Fenster draußen galt natürlich Robert, der – vollgepumpt mit Schrot – zwölf Stockwerke weiter unten zermalmt am Boden lag.
    Nach einer Weile warf ich einen Blick auf die Leuchtziffern meiner Armbanduhr. Das tat ich alle paar Minuten, bis eine Viertelstunde vergangen war.
    Von der Vorstellung, in den Flur zurückzukehren, war ich nicht gerade begeistert. Da zu bleiben, wo ich war, begeisterte mich jedoch ebenso wenig.
    Abgesehen von Papiertaschentüchern, einer Flasche Wasser und einigen anderen Utensilien, die für jemanden in meiner Lage wertlos waren, enthielt mein Rucksack das bereits zum Einsatz gekommene Fischmesser. Mit einer Flinte oder Ähnlichem konnte zwar selbst die schärfste Klinge nicht konkurrieren, aber es war besser, als meine Gegner mit einer Packung Taschentücher anzugreifen.
    Fehlanzeige. Ich konnte niemanden aufschlitzen, nicht einmal Datura. Eine Schrotflinte zu verwenden war zwar beängstigend, aber damit konnte man immerhin aus einer gewissen Entfernung töten. Jede beliebige Schusswaffe war weniger intim als ein Messer. Um Datura aus nächster Nähe zu erdolchen und dabei zu spüren, wie ihr Blut über den Griff des Messers rann – dazu hätte es eines anderen Odd Thomas aus irgendeiner
Parallelwelt bedurft, der grausamer als ich war und bei Weitem nicht so pingelig, was Sauberkeit anging.
    Nur mit den bloßen Händen und ein wenig Mut bewaffnet, trat ich endlich in den mittleren Raum der Suite.
    Keine Datura.
    Der Flur, durch den sie noch vor kurzer Zeit laut brüllend getigert war, schien verlassen zu sein.
    Als sie die Schüsse gehört hatte, war sie vom Nordende des Gebäudes herbeigelaufen. Wahrscheinlich hatte sie dort die Treppe bewacht und war nun wieder zurückgekehrt.
    Sehnsüchtig spähte ich zur Südtreppe hinüber; falls André irgendwo auf mich lauerte, dann dort. Auch wenn ich über Mut verfügte, André verfügte über rohe Körperkraft. Nach einem Faustkampf mit ihm sah ich wahrscheinlich nicht viel besser aus als eine Packung Cracker, die er zerbröselt hatte, um sie in die Suppe zu tun.
    Als Datura zeternd durch den Flur gegangen war, hatte sie nicht gewusst, wo ich mich befand und ob ich sie hören konnte. Dennoch hatte sie mir sicherlich die Wahrheit über ihren Plan verraten. Statt mich zu suchen, übte sie sich in Geduld und verließ sich auf ein für mich äußerst unangenehmes Kismet.

48
    Da die Treppen und der Aufzugschacht nicht infrage kamen, blieben mir nur die Möglichkeiten, die der zwölfte Stock mir bot.
    Ich dachte an das Kilo Gelignit oder wie immer man das Zeug heutzutage nannte. Ein Quantum Sprengstoff, mit dem man ein Einfamilienhaus in seine Einzelteile zerlegen konnte, musste für einen jungen Burschen, der so verzweifelt war wie ich, doch von irgendeinem Nutzen sein.
    Was den Umgang mit Sprengstoff anging, war ich zwar völlig ungebildet, hatte jedoch den Vorteil meines paranormalen Instinkts. Klar, meine spezielle Gabe hatte dazu geführt, dass ich jetzt in der Patsche saß, aber wenn diese Gabe mich nicht noch tiefer darin versinken ließ, dann half sie mir vielleicht heraus.
    Außerdem war ich in einem Land aufgewachsen, in dem man glaubte, alles sei möglich, und eine solche Konditionierung sollte man nie unterschätzen.
    Soweit ich im Kino erfahren hatte, war es Alexander Graham Bell gelungen, das Telefon zu erfinden, indem er mit ein paar Blechdosen und etwas Draht herumspielte. Unterstützt hatte ihn dabei sein Assistent Watson, der merkwürdigerweise auch mit Sherlock Holmes bekannt gewesen war. Anschließend hatte Bell großen Erfolg gehabt, obwohl er neunzig Minuten lang die Verachtung und Ignoranz unbedeutenderer Zeitgenossen über sich ergehen lassen musste.

    Thomas Alva Edison, ein weiterer großer Amerikaner, hatte in seiner Laufbahn gegen die Verachtung und Ignoranz einer bemerkenswert ähnlichen Gruppe unbedeutenderer Zeitgenossen ankämpfen müssen. Dennoch hatte er die Glühbirne, den Phonographen, die erste Tonfilmkamera und einen Haufen anderer Dinge erfunden, ebenfalls innerhalb von neunzig Minuten. Ausgesehen hatte er übrigens wie Spencer Tracy.
    Als Edison so alt war wie ich, sah er aus wie Mickey Rooney, hatte eine ganze Reihe schlauer Dinge erfunden und stellte bereits genügend

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