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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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lächelte sie verständnisvoll an. Was ihr Geständnis anging, so fand sie Karen Larsen eher bemitleidenswert als schockierend. »Sie sind zu streng mit sich selbst. Wir haben alle schon Dinge getan, derentwegen wir uns schämen. Dinge, die wir gern ungeschehen machen würden. Der erste Schritt, das zu überwinden, besteht darin, sich seine Fehler selbst zu vergeben.«
    Die andere Frau rieb sich die Augen und verschmierte ihr Make-up dabei noch mehr. »Ja, aber wenn ich schon Mist baue, dann gleich ganz extrem, was?« Sie atmete ruckartig aus. »Die Einzelheiten weiß ich nicht mehr so genau. Ich hab im ›Loose Goose‹ zwei ziemlich große Margaritas getrunken, ehe ich nach Hause gefahren bin.«
    Laut Cordray waren es mehr als zwei gewesen, doch das war nebensächlich, daher schwieg Abbie und ließ die Larsen weiterreden.

    »Er hat gesagt, es würde mindestens eine Stunde dauern, bis er bei mir sein kann, aber dann war er schon zehn Minuten, nachdem ich nach Hause gekommen bin, da.« Ihre Stimme brach. »Es war schrecklich. Er war schrecklich. Krank und brutal. Er muss mir zuvor irgendwas ins Glas getan haben, denn als es losging, habe ich mehrmals das Bewusstsein verloren.«
    Abbie lauschte atemlos. »Wer, Karen? Wer war da?«
    Die Frau sah sie verständnislos an. »Cordray natürlich. Er … er hat mich von hinten gepackt, und zuerst … zuerst habe ich noch gelacht. Ich dachte …« Ihre Kehle bebte, und sie löste die Hände voneinander, um sich die Arme um die Taille zu schlingen. »Ich habe ernsthaft gedacht: ›Na, der geht aber ran.‹« Ihre Stimme war voller Selbsthass. »Das ist das Schlimmste daran. Ich habe ihn eingeladen und mir den ganzen Horror selbst zuzuschreiben.«
    »Karen«, sagte Abbie, während sie sich vorbeugte und in beschwörendem Tonfall weitersprach. »Sind Sie wirklich sicher, dass er es war? Haben Sie Cordrays Gesicht gesehen? Irgendwann in der Nacht?«
    Karen Larsen sank förmlich in sich zusammen. »Ich … ich weiß nicht. Muss ich wohl. Ich war einfach komplett neben der Spur. Ich glaube wirklich, dass er mir irgendwas ins Glas getan hat, weil ich nur noch weiß, dass ich immer wieder das Bewusstsein verloren habe. Was wahrscheinlich ein Segen war«, sagte sie bitter. »Er hat mir so wehgetan. Aber ich war betrunken, und ich habe ihn eingeladen. Glauben Sie mir, ich weiß, was die Polizei sagen würde, wenn ich Anzeige erstatte. Und ich … wollte nicht, dass irgendjemand erfährt, was ich gemacht habe.« Beim letzten Wort brach ihre Stimme erneut, und sie kippte nach vorn, wobei ihr ein tiefer Seufzer entfuhr.
    Abbie stand auf, ging zu ihr hinüber und setzte sich neben
sie, um ihr einen Arm um die Schultern zu legen, während sie angestrengt nachdachte. Sie wusste nicht, wie viel Karen Larsen jetzt noch verkraftete, doch es warteten weitere Tiefschläge auf sie, die ihr Abbie nicht ersparen konnte.
    »Karen, hören Sie.« Die Frau holte abgehackt Atem, hob jedoch immerhin den Kopf, allerdings ohne Abbie anzusehen. »Der Mann damals nachts … das war nicht Cordray. Wir haben sein Alibi bereits gründlich überprüft. Er wurde in der fraglichen Nacht zusammen mit seinem Chef und sämtlichen anderen Angestellten bis nach fünf Uhr morgens aufgehalten.«
    Karen sah sie an, wobei sich Verständnislosigkeit und Elend auf ihrem Gesicht vermischten. »Das kann nicht sein. Er war hier. Ich gebe ja zu, dass ich völlig unzurechnungsfähig war, aber ich weiß, dass er da war.«
    » Jemand war hier, Karen«, sagte Abbie so zartfühlend wie möglich. »Aber es war nicht Cordray. Ich weiß, dass das schwer für Sie ist. Trotzdem müssen Sie mir noch eine weitere Frage beantworten.« Sie ließ Karen Larsen ein paar Augenblicke Zeit, ehe sie ihr die Frage stellte, die ihr seit geraumer Zeit auf den Nägeln brannte.
    »Haben Sie früher schon einmal ein Feuer erlebt?«
     
     
    »Darf ich reinkommen?«
    Ryne hatte sich umgedreht und sah Abbie mit übertriebener Vorsicht heranschleichen. Zum ersten Mal seit Stunden wurde ihm leichter ums Herz. »Hey.«Er ließ seinen Stift auf den Schreibtisch fallen und wirbelte auf seinem Drehstuhl zu ihr herum. »Bist du die ganze Zeit bei der Larsen gewesen?« Er sah auf die Uhr. »Es ist schon fast sieben.«
    »Na ja, nach unserem Gespräch ging es ihr ziemlich schlecht.« Sie lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Irgendwann habe ich dann die Nachbarin angerufen und sie
gebeten, ihr ein bisschen Gesellschaft zu leisten. Sie war völlig durch den

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