Seelenmoerder
auch Detective?«
Abbie gab ihr eine ausweichende Antwort. »Ich gehöre der gleichen Sonderkommission an wie Detective McElroy. Deshalb kann ich mit ziemlicher Sicherheit bestätigen, was Sergeant Foster gesagt hat. Detective McElroy wird in den nächsten Stunden nicht zurückerwartet.« Sie wappnete sich für den nächsten Wutausbruch der anderen Frau, doch Mistress Chan hatte eine verschlossene Miene aufgesetzt.
»Sie suchen doch auch nach diesem Kerl. Wie nennt man ihn gleich? Den Alptraum-Vergewaltiger.«
Abbie neigte den Kopf. »Ich glaube, Sie haben den Detectives McElroy und Cantrell vor zwei Tagen schon einige Fragen beantwortet, aber vielleicht darf ich Ihnen trotzdem noch ein paar neue stellen.«
»Nicht Cantrell.« Merklich ruhiger ließ Mistress Chan
die Stuhllehne los und ging im Raum auf und ab. »Den kenne ich gar nicht. Nur Nick.«
»Detective McElroy«, begann Abbie und betonte dabei den Namen ein wenig, »hat Sie nach Kunden gefragt, die einen besonders ausgefallenen Geschmack hatten.«
Die Frau drehte sich halb um und lächelte Abbie aufrichtig amüsiert über die Schulter zu. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, hinter der aufgesetzten Sadomaso-Fassade die echte Person zu erkennen. »Schätzchen, in meiner Branche haben sie alle einen ausgefallenen Geschmack, verstehen Sie?«
»Fällt Ihnen irgendjemand aus den letzten Monaten ein, der die Sache noch ernster zu betreiben schien als die anderen? Jemand, der zu brutal wurde oder Dinge von Ihnen verlangt hat, die selbst Ihnen nicht mehr geheuer waren?«
»Die meisten meiner Kunden wollen die Illusion.« Mistress Chan hatte das Interesse verloren und ging erneut auf und ab. Sie umrundete den Tisch, hob die Glaskanne mit dem Kaffee vom Vortag hoch und schnupperte daran, ehe sie den Mund verzog und sie wieder abstellte. »Und meistens bin ich die Dominante. So gefällt es mir.«
»Sie sagen, Sie sind meistens die Dominante.« Abbie sprach gelassen weiter, obwohl sie die Worte der Frau aufhorchen ließen. »Was ist mit den Kunden, die andere Wünsche haben?«
»Da fällt mir vor allem einer ein. Er fügt mir gern Schmerzen zu, manchmal auch dadurch, womit er mich penetriert.« Sie warf Abbie einen Seitenblick zu, als wollte sie abschätzen, ob sie schockiert war. »Es erregt ihn, wenn ich mich wehre. Dass ich ebenso gut austeilen wie einstecken kann. Manchmal vergisst er sich.« Sie hob eine Schulter, ging weiter um den Tisch herum und ließ die Finger mit den langen, scharlachroten Fingernägeln über die Stuhllehnen gleiten.
»Ich habe eigentlich nie genauer darüber nachgedacht, bis ich all das über diesen Kerl gehört habe, nach dem Sie fahnden. Was er mit den Frauen macht. Da hab ich nachgedacht …«
»Worüber?«
»Über diesen einen Kunden. Ich hab langsam ein bisschen Angst vor ihm bekommen. Ich habe schon erlebt, wie er die Beherrschung verliert, und das ist kein Zuckerschlecken.«
Abbie warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür und wünschte, sie hätte ihr Aufnahmegerät bei sich. Oder wenigstens ihr Notizbuch. »Dann sagen Sie mir am besten den Namen dieses Mannes, Ma’am. Wir werden mit ihm reden müssen.«
Als sie Mistress Chan erneut ansah, weckte das durchtriebene Lächeln der Frau ihren Argwohn. »Sie kennen ihn. Es ist Nick. Ich habe wirklich Angst, dass Detective McElroy der Alptraum-Vergewaltiger sein könnte.«
17. Kapitel
»Du bescheuerter Vollidiot.« Ryne versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen, doch es war vergeblich. Jedes Mal, wenn er Nick McElroy ins Gesicht sah, hätte er am liebsten mit der Faust hineingedroschen.
»Robel, du musst mit Dixon reden und mich wieder einsetzen lassen. Sag ihm, ich bin unerlässlich für die weiteren Ermittlungen.« Der massige Detective schluckte, und seine sonst so gesunde Gesichtsfarbe wirkte blässlich. »Ich brauche diesen Job. Er ist das Einzige, was mich morgens zum Aufstehen motiviert.«
»Unerlässlich?« Ryne lachte bitter auf. »Du hast die gesamten
Ermittlungen sabotiert. Jede Spur, die du verfolgt hast, ist beschädigt, begreifst du das nicht? Alles ist verdächtig.« Seine Augen wurden schmal, als ihm noch etwas einfiel. »Wusste Cantrell über dich und die Prostituierte Bescheid?«
Unglücklich schüttelte McElroy den Kopf. »Das Miststück will mir doch nur etwas anhängen, weil ich sie nicht rausgeholt habe, als sie gestern Abend in eine Razzia von der Sitte geraten und angezeigt worden ist. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass die Anklage
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