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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gewohnheiten ist mir nichts Besonderes aufgefallen, aber ich achte noch mal darauf, wenn ich die Angaben in das Raster eintrage.«
    »Und was ziehst du für ein Fazit?«
    »Er wählt sie nicht nur nach einer einzigen Methode aus«, antwortete sie bedauernd.
    Ryne teilte ihre Enttäuschung. Es wäre alles so viel einfacher gewesen, wenn sich der Täter an ein bestimmtes Auswahlverfahren gehalten hätte. Dann hätten sie ihn vermutlich schon gefasst. Das von Abbie erstellte Opferraster war umfassend und wies trotzdem nur ganz oberflächliche Überschneidungen auf.
    »Manche der Informationen könnte er über die Medien oder das Internet gesammelt haben, und das hat er vermutlich auch getan, zumindest bei der Richards und der Hornby. Aber bei den anderen – irgendwie müssen sie sich offen über ihre Ängste geäußert haben, in einer Umgebung, in der sie sich völlig sicher gefühlt haben.«
    Abbie spann den Faden mit nachdenklicher Miene weiter. »Er ist in einer Position, in der er das Vertrauen der Frauen gewinnt, oder er hört sich in Menschenmengen um, auf Partys zum Beispiel, wo man Unbekannte trifft und im Laufe eines Abends mit vielen verschiedenen Leuten plaudert. Vielleicht belauscht er sie nur und geht der Sache dann heimlich nach.«
    »Jemand, der ihr Vertrauen gewinnt.« Ryne sann darüber nach. »Mit wem sprechen Frauen denn so offen?«

    »Mit ihren Freundinnen. Ihren Müttern. Mit Pfarrern. Therapeuten. Gynäkologen.«
    Er horchte erst beim letzten Wort auf und hob die Brauen. »Ein Gynäkologe?«
    »Oder ein anderer Arzt.« Abbie zuckte die Achseln. »Überleg doch mal. Eine Frau verbirgt nur wenig vor der Person, die Jahr für Jahr den Krebsabstrich bei ihr vornimmt.«
    Ryne beschlich bei der Vorstellung eine in seinen Augen ganz natürliche Beklommenheit. Manche weiblichen Geheimnisse sollten bleiben, was sie waren. Geheimnisse.
    »Aber bis jetzt sind wir nicht weitergekommen, indem wir uns bei ihren Ärzten oder Pfarrern umgehört haben. Vielleicht sollten wir ihre Freunde und Bekannten noch mal genauer unter die Lupe nehmen.«
    Abbie nickte ergeben, und er nahm an, dass sie das Gleiche dachte wie er. Sie hatten diesen Aspekt bereits recht gründlich untersucht. Es war nahezu unmöglich, die Handlungen eines Täters vorherzusehen, der seine Opfer willkürlich auswählte.
    »Ich konnte nicht sämtliche ViCAP-Treffer durchgehen, aber ich habe die Fälle herausgesucht, in denen die Opfer mit Kabeln gefesselt worden sind, gleich, ob es nun an Armen, Beinen oder beidem war.« Sie wandte sich um, griff nach der Akte, die sie auf seinem Tisch abgelegt hatte, und schlug die gekennzeichneten Seiten auf, auf denen sie mit gelbem Marker einiges angestrichen hatte. Der Anblick ließ ihn angesichts ihres Wortwechsels vom Vormittag schmunzeln, doch das durfte er sie nicht sehen lassen.
    »Ich habe einen Knotenexperten von der Kriminaltechnik einen Blick auf die paar Kabelbilder werfen lassen, die wir haben«, erinnerte er sie. In den meisten Fällen hatte derjenige, der das Opfer gefunden hatte, die Knoten bereits gelöst, ehe die Polizei sie inspizieren konnte. Doch der Wachmann,
der Amanda Richards befreit hatte, war klug genug gewesen, die Fesseln so aufzuschneiden, dass man sie rekonstruieren konnte, genau wie die Männer von der Marine Patrol, die Barbara Billings aus dem Wasser gezogen hatten. Der Fachmann hatte ihnen lediglich sagen können, dass die Knoten weder militärisch noch nautisch waren, noch mit irgendeiner anderen Berufsgruppe zu tun hatten.
    »Ja, aber ich weiß immer noch nicht, ob die Benutzung von Stromkabel lediglich bedeutet, dass er es zufällig zur Hand hat, oder ob es ein fester Teil seines Rituals ist. Falls es eines seiner Markenzeichen ist, könnte es sich lohnen, die Fälle, die ich angestrichen habe, genauer unter die Lupe zu nehmen. In New Jersey hat es vor drei Jahren eine Reihe von besonders brutalen Sexualmorden gegeben, bei denen Stromkabel verwendet wurden.«
    Ryne runzelte die Stirn. »Ich glaube, daran kann ich mich erinnern. Damals war ich noch in Boston und habe den Fall in der Presse verfolgt.«
    »Mir kam es auch bekannt vor, weil Callie damals in Connecticut in der Krankenpflegeausbildung war. Auf jeden Fall gibt es noch einige andere, vorwiegend sexuell motivierte Morde, bei denen Kabel oder Leitungsschnur in irgendeiner Form verwendet wurde. Ich schaue sie mir morgen noch mal an.«
    Sie löste sich vom Schreibtisch, ging um seinen Stuhl herum, um einen Aktenordner

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