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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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das in diesem Viertel öfter vor?«
    Mallory hatte seine Waffe wieder eingesteckt und zückte nun ein kleines Notizbuch. »Eigentlich nicht, aber einen Block weiter ist eine Schule. Vielleicht waren es Jugendliche.«
    Eine nur allzu vertraute Vorahnung zog ihren Magen zusammen. Jetzt, wo sie das Haus abgesucht hatte, wollte sie
die Polizisten möglichst schnell loswerden und allein über die heiklen Konsequenzen der Angelegenheit nachdenken. Doch die Cops ließen sich genaue Angaben von ihr machen und stellten ihr Fragen, die sie nicht alle ganz wahrheitsgemäß beantworten konnte. Nein, sie lebte noch nicht lange hier. Sie war erst seit ein paar Tagen in Savannah. Ja, sie lebte allein. Nein, sie hatte außer ihren Kollegen niemanden kennengelernt, seit sie hier war. Und sie hatte keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.
    Die Lüge kam ihr ohne jeden Skrupel über die Lippen. Seit langem beherrschte sie die Kunst, wie aus der Pistole geschossen zu lügen. Erstaunlich, wie alte Talente in Stresssituationen wieder zum Vorschein kamen.
    »Officers.« Abbie drehte beim Klang der vertrauten Stimme ruckartig den Kopf. Ryne trat durch die Hintertür ins Haus und hielt den beiden Cops seine Dienstmarke hin. »Was liegt an?«
    Beide Männer wandten sich dem Neuankömmling zu, während Abbie ihr Missfallen zu verbergen suchte. Rynes Anwesenheit machte die bereits kleine Küche noch beengter, als sie mit den beiden Uniformierten ohnehin schon war. Abbie war der unterwürfige Tonfall, in dem die beiden Männer mit ihm sprachen, ebenso wenig entgangen wie die Tatsache, dass er sie nach einer ersten oberflächlichen Musterung keines Blickes mehr würdigte.
    Sie wollte ihn nicht dahaben. Sie wollte weder sein geschärftes Auge auf sich oder ihre Sachen gerichtet wissen, noch wollte sie, dass er unerwünschte Fragen stellte und daraus seine eigenen Schlüsse zog.
    Seine Anwesenheit erschütterte sie in einer Weise, wie es der Einbruch nicht vermocht hatte. Sie holte unter der Spüle eine Mülltüte hervor und überließ es den beiden Cops, dem Detective die Lage zu schildern. Rasch kehrte sie in ihr
Schlafzimmer zurück, sammelte die Stofffetzen vom Boden des Kleiderschranks auf und stopfte sie in die Tüte. Dann nahm sie die ruinierten Hemden von den Bügeln und warf sie mit dazu. Die Hemden waren unrettbar dahin, nachdem die Ärmel abgeschnitten worden waren.
    Vermutlich hatte der sogenannte Vandale genau das beabsichtigt.
    »Die Cops haben gemeint, es sei kein großer Schaden entstanden.«
    Abbie erhob sich, die halbvolle Mülltüte krampfhaft umklammert. Während er vor ihr in der Tür stand, begriff sie mit niederschmetternder Gewissheit, dass es schwer werden würde, dieses Bild von ihm aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Er war ein interessanter Mann, selbst wenn er sie provozierte, was er bisher regelmäßig getan hatte. »Eher lästig als sonst was«, sagte sie.
    Sein Blick wanderte an ihr vorbei und blieb an dem offenen Schrank und den leeren Bügeln haften. »Seltsame Aktion für einen gewöhnlichen Rowdy.«
    »Einbrüche fallen allgemein unter die Kategorie ›seltsam‹, oder?« Sie drängte sich an ihm vorbei und ging in die Küche, wo sie die Mülltüte fallen ließ und sich einen Besen aus der Ecke schnappte. Die beiden Cops waren weg, zweifellos von Robel entlassen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wären sie dageblieben, nicht er.
    Hätte sie von vornherein die Wahl gehabt, wäre er überhaupt nicht erschienen.
    »Ich kann Ihnen das Fenster provisorisch reparieren.«
    »Nicht nötig.« Als sie merkte, dass ihre Antwort etwas barsch geklungen hatte, schickte Abbie noch etwas hinterher. »Danke, aber ich kann mich selbst darum kümmern. Ich rufe gleich morgen einen Glaser an und lasse es richtig reparieren.«

    »Und einen Sicherheitsdienst. Die Täter könnten wiederkommen. Und beim nächsten Mal beschädigen sie womöglich mehr als nur Ihre Hemden.«
    »Und einen Sicherheitsdienst«, wiederholte sie und richtete sich auf, um ihn anzusehen. Mittlerweile hätte sie fast allem zugestimmt, nur um ihn loszuwerden – um allein zu sein mit der Sorge, die schwer auf ihr lastete, seit sie in ihren Schrank gesehen hatte.
    Sein Blick suchte ihren, doch sie sah durch ihn hindurch. Ihr war durchaus bewusst, dass ihm das nicht verborgen blieb, doch er sagte nur: »Ich glaube, ich habe ein paar Sachen im Kofferraum, mit denen ich das Fenster provisorisch abdichten könnte.«
    »Das ist aber wirklich nicht …« Er war bereits

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