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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinausgegangen. Gereizt schlug sie mit dem Besenstiel die restlichen Scherben aus dem Rahmen. Angesichts ihrer bisherigen Bekanntschaft war ihr seine Sturheit nicht gerade neu, doch irgendwie wirkte sie gerade in diesem Moment noch ärgerlicher auf sie.
    Sie fegte die restlichen Scherben zusammen und warf sie in den Müll. Als er wieder auf der Veranda erschien, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und hob die heruntergeworfenen Fotos auf. Bei jedem war das Glas im Rahmen zerbrochen, und so nahm sie die Bilder heraus und entfernte die Scherben, ehe sie die Fotos zurück auf den Kaminsims stellte.
    »Alles erledigt.«
    Sie wandte sich um, als sie seine Stimme hinter sich vernahm. »Das ging ja schnell.«
    »Nur ein bisschen Pappe und Isolierband. Es hält nicht lange. Rufen Sie auf jeden Fall morgen einen Glaser an.«
    »Mach ich.«
    Er ging an ihr vorbei und betrachtete die Bilder. Ihr lief
ein Schauer über den Rücken. Es war albern, sich entblößt zu fühlen, nur weil er die einzigen persönlichen Gegenstände im ganzen Haus betrachtete. Albern, sich schwach zu fühlen, als würde es sie auf eine von ihr stets peinlichst vermiedene Art und Weise verletzlich machen, wenn er irgendetwas Näheres über sie erfuhr.
    Er tippte auf den ernsten Mann, der auf einem der Fotos neben ihr stand. »Wer ist das?«
    »Adam Raiker.«
    »Ich habe von seinem letzten Fall fürs FBI gelesen. Der Serienmörder, den er gejagt hat, hat ihn erwischt, stimmt’s?«
    Obwohl sie im Grunde kaum mehr darüber wusste als er, nickte sie. »Wilson Corbin. Raiker hat seine Geisel gerettet, doch Corbin konnte fliehen. Adam hat ihn verfolgt und wurde von Corbin gefangen. Drei Tage war er in seiner Gewalt, ehe er sich trotz seiner Verletzungen befreien und den Täter töten konnte.« Raiker hatte dabei schwerste Verletzungen erlitten. Das sah man auf dem Foto, selbst nach fast sieben Jahren. Eine hässliche Narbe verlief quer über seinen Hals. Mit einer Hand umklammerte er den Griff seines Gehstocks, und die Augenklappe ließ ihn verwegen aussehen, was seiner Persönlichkeit recht gut entsprach. Adam Raiker war der verwegenste Mensch, den sie je kennengelernt hatte – mit überragendem Intellekt, einer scharfen Zunge und unvergleichlichem Talent. Sie schätzte sich glücklich, für ihn arbeiten zu dürfen, obwohl sie sich von ihm eingeschüchtert fühlte.
    Abbie wandte sich von den Fotos ab, doch Robel wollte den Hinweis nicht verstehen und es ihr nachtun. Was Wunder.
    »Anscheinend haben Sie verborgene Talente.«
    Widerwillig drehte sie sich um und folgte seinem Blick zu dem Bild in der Mitte, das im vergangenen Sommer am
Schießstand des Hauptsitzes der Agentur in Manassas, Virginia, aufgenommen worden war. Es zeigte ihr ernstes Gesicht neben einer menschlichen Silhouette aus Papier mit sechs Löchern in der Herzgegend. »Raiker verlangt, dass wir unsere Treffsicherheit alljährlich unter Beweis stellen. Letzten August habe ich meine persönliche Bestleistung erzielt.«
    »Gewehr oder Handfeuerwaffe?«
    »Das hier war die Qualifikation in Handfeuerwaffen, aber wir müssen uns auch am Gewehr qualifizieren.« Sie lächelte schief. »Am Gewehr ist meine Trefferquote nicht so beeindruckend, aber ich habe bestanden.«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit dem nächsten Bild zu, und sie spürte, wie sich die Anspannung erneut in ihren Schultern breitmachte. Um die unvermeidliche Frage zu verhindern, sprach sie rasch weiter. »Vielen Dank noch mal für Ihre Hilfe.«
    »Kein Problem.« Als sie diesmal auf die Hintertür zuging, folgte er ihr. »Sie könnten es morgen bei Stanley Glass probieren. Die stehen im Telefonbuch. Außerdem sind sie schnell und hauen Sie nicht übers Ohr.«
    »Gut zu wissen.« Er blieb stehen, die Hand auf dem Knauf der Hintertür. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis es ihr an den Nerven zerrte. Robel sah auf die Tüte in ihrer Hand und verzog nachdenklich das Gesicht.
    Abbie spürte, dass er noch etwas sagen wollte, doch mehr als alles andere wollte sie in diesem Augenblick weitere Spekulationen verhindern. »Dann bis morgen.«
    »Wenn Sie ein paar Stunden frei brauchen, um nach Hause zu fahren und die Glasreparatur abzuwickeln oder mit der Sicherheitsfirma zu verhandeln, sagen Sie mir Bescheid.« Er griff nach der Tüte. »Ich werfe das hier beim Gehen in die Tonne.«

    »Ich kann …« Seine Hand streifte ihre. Die Hautwärme war während des kurzen Moments der Berührung spürbar, und sie wäre fast zusammengezuckt. Ihre

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