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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Allgemeinplätzen blieb, richtete er wenigstens keinen Schaden an. Sie unterdrückte den Wunsch, einen Blick auf Ryne zu werfen, der zwischen ihr und Dixon stand. Captain Brown flankierte den Commander auf der anderen Seite. Die heiße Wut, die in Ryne brodelte, seit sie Dixons Büro verlassen hatten, machte sich wahrscheinlich gut im Fernsehen. Man könnte
sie mit eiserner Entschlossenheit verwechseln. Weniger Zutrauen hatte sie allerdings in ihre eigene Wirkung, und so rang sie angestrengt um eine ausdruckslose Miene.
    »Stimmt es, dass Sie einen Verdächtigen haben?«, rief ein Reporter ihnen zu.
    »Das soll Ihnen Detective Robel beantworten.«
    Abbie hoffte, dass man ihr nicht ansah, wie erschrocken sie war. Dixon hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sie beide sich vor der Kamera äußern sollten. Mit grimmiger Miene ergriff Ryne das Mikrofon.
    »Wir haben eine Person, die eventuell infrage kommen könnte«, sagte er. Er ignorierte das erregte Gemurmel, das seine Worte erzeugten, und sprach weiter. »Aber verdächtig kann jeder sein, ehe wir ihn ausschließen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, doch grundlegende Sicherheitsvorkehrungen können nie schaden. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hauseingang immer gut beleuchtet ist. Halten Sie Sträucher und Hecken ums Haus herum so niedrig, dass sie einem Eindringling nicht als Versteck dienen können. Sämtliche Türen sollten mit massiven Sicherheitsschlössern und Fenster im Erdgeschoss mit einbruchsicheren Sperrmechanismen oder Gittern versehen sein. Achten Sie auch auf die Häuser Ihrer Nachbarn und melden Sie verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Ihrem Viertel. Kurz gesagt, bleiben Sie wachsam.«
    Er trat gerade vom Mikrofon weg, als ein anderer Journalist rief: »Commander, was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass die Polizei noch niemanden festgenommen hat?«
    Abbie hielt den Atem an. Obwohl sie ihn kaum kannte, wusste sie, dass sich Dixon von solchen Fragen provoziert fühlte. Und selbst wenn die Pressekonferenz einen lockeren Eindruck machte, war doch alles kontrolliert. Jedenfalls durfte man sich nicht von irgendwelchen Fragen aus der Ruhe bringen lassen.

    »Ich kann Ihnen versichern, dass jeder, der mit dem Fall vertraut ist, diesen Vorwurf zurückweisen würde.« Trotz all seiner Fehler wusste Dixon genau, wie er mit der Presse umgehen musste. »Zufällig weiß ich, wie viele Arbeitsstunden bereits in die Ermittlungen investiert worden sind und wie viele Überstunden mein Ermittlungsleiter gemacht hat, um den Täter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Zu diesem Zweck haben wir so viele Leute wie noch nie auf diesen Fall angesetzt und sogar eine Expertin von außen engagiert.«
    Abbie zuckte leicht zusammen, als der Mann auf sie zeigte, ehe er fortfuhr. »Abbie Phillips ist Expertin für Täterprofile, und mit ihrer Hilfe bekommen wir ein detailliertes Bild des Personentyps, der solche Verbrechen verübt. Selbstverständlich werden wir den Medien das von ihr ausgearbeitete Profil zur Verfügung stellen.«
    Das Stimmengewirr wurde lauter, doch Abbie hörte gar nicht zu. Ihr rauschte das Blut in den Ohren, und zugleich wurde ihr flau im Magen.
    Und das Schlimmste war, dass sie nicht einmal wusste, ob diese Gefühle von Dixons unerwartetem Hinterhalt herrührten oder von der kalten, harten Ablehnung in Rynes Augen.
     
     
    Typisch Dixon, dass er ein solches Lokal gewählt hatte, dachte Ryne, während er sich einen Weg an der Bar des Restaurants vorbei zu dem Tisch weit hinten bahnte, an dem der Commander saß. Jede Menge polierte Eiche und Messing, echte Pflanzen und glänzende Spiegel. Ganz anders als die Läden, die Ryne besucht hatte, als Trinken noch sein liebster Zeitvertreib war.
    Seit achtzehn Monaten hatte er keinen Alkohol mehr angerührt oder auch nur eine Bar betreten. Doch die rauchigen Höhlen, verkratzten Tresen und zerschlissenen Sitzpolster waren ihm unendlich viel lieber als ein solcher Yuppieladen.
Wenigstens gab es in den anderen Bars keine Verstellung. Diese Schuppen hatten nie so getan, als wollten sie etwas anderes anlocken als schwere Trinker und stille Verzweiflung. Kein Wunder, dass er sich dort so zu Hause gefühlt hatte.
    Er trat an Dixons Tisch und zog sich einen Stuhl heran. »Derek«, sagte er anstelle eines Grußes. Außerhalb der Arbeit duzten sie sich, doch sie waren keine Freunde mehr, falls sie das je gewesen waren.
    Und genau deshalb vermutete er, dass wesentlich mehr hinter Dixons Vorschlag für dieses Treffen steckte, ganz

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