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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Fledermäusen zu erzählen. Ich wollte es jemandem erzählen, es besprechen, ein paar Ratschläge bekommen, aber … »Ich hab einfach ausprobiert, ob ich meine Kräfte einsetzen kann, um ihn zu finden.«
    »Dann nehme ich mal an, die Antwort ist ja.«
    Ich nickte, und wir verließen den Raum.
    »Wir können uns einen anderen Ort zum Schlafen suchen«, schlug er vor. »Wird Derek nichts ausmachen. Im Ernst.«
    »Schon okay. Und apropos Derek, wo steckt er?«
    »Noch beim Einkaufen. Er hat mich zurückgeschickt, damit ich dir Gesellschaft leiste.« Er beugte sich zu meinem Ohr und flüsterte: »Ich glaube, er will einfach ein Weilchen mit Tori allein sein.«
    Ich lachte. »Sollen wir wetten, welcher von beiden es lebendig wieder hierher schafft?«
    »Derek. Gar keine Frage. Das Letzte, was ich mitgekriegt habe, war, dass er sie losgeschickt hat, mehr Decken zu besorgen. Inzwischen ist er wahrscheinlich auf dem Rückweg und hat sie irgendwo allein zurückgelassen, damit sie den Weg nicht findet.«
    »Wie wütend ist er? Dass sie auch dabei ist, meine ich?«
    »Wütend? Ich würde sagen, fünf auf der Zehnerskala. Genervt? Elf. Er wird’s schon überleben. Wir werden das alle müssen. Zumindest bis es ihr langweilig wird und sie sich plötzlich erinnert, dass sie in Peoria noch eine lang vergessene Tante hat.«
    Als wir unseren Lagerplatz wieder erreichten, stellte ich fest, dass Simon dort ein Menü aus allem, was der durchschnittliche 24-Stunden-Laden an Essbarem führt, ausgebreitet hatte – Saft, Milch, Joghurt, Äpfel, Weizencracker und Käse.
    »Alle Gänge … mit einer Ausnahme.« Er streckte mir einen Schokoriegel hin. »Nachtisch.«
    »Danke.«
    »Und jetzt entschuldige mich einen Moment, direkt vor dem Essen erspare ich dir den Anblick von Blut und Nadeln vielleicht lieber.«
    »Schon okay, so was stört mich überhaupt nicht.«
    Er wandte sich trotzdem ab, um den Bluttest zu machen und sich eine Spritze zu geben.
    »Und ich habe gedacht, die jährliche Grippeimpfung wäre schon übel«, sagte ich. »Musst du das jeden Tag machen?«
    »Drei Mal die Spritze. Den Test öfter.«
    »Drei Spritzen?«
    Er packte den Beutel weg. »Ich bin dran gewöhnt. Sie haben es diagnostiziert, als ich drei war, ich kann mich also nicht mal mehr an eine Zeit erinnern, in der ich keine Spritzen gebraucht habe.«
    »Und wirst du das dein Leben lang machen müssen?«
    »Es gibt auch eine Pumpe, die man verwenden kann. Die befestigt man am Bein, und sie überwacht die Blutwerte und injiziert das Insulin automatisch. Ich hab zum dreizehnten Geburtstag eine gekriegt. Aber …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte eine Abmachung mit meinem Dad – ich kriege sie bloß, wenn ich sie nicht als Freibrief dafür verwende, alles zu essen, was ich gerade will. Zu viel Insulin ist auch nicht gerade gesund. Und da habe ich Mist gemacht.«
    »Zu viele von denen da?« Ich zeigte auf den Schokoriegel.
    »Nee, generell zu viel Kohlenhydrate. Ich war mit dem Basketball-Team Pizza essen und wollte nicht bloß zwei Stücke essen, wenn alle anderen sechs runterschlingen. Dann machen sich die anderen über einen lustig, weil man auf Diät ist, so ein richtiges Mädchen …«
    »Und hier kommt die Beleidigung des Tages.«
    »Hey, ich war dreizehn. Ich weiß, dass es dämlich war, aber wenn man immer der Neue ist, dann will man einfach dazugehören. Ich nehme mal an, du weißt selbst, wie das ist? Du warst wahrscheinlich auf ungefähr so vielen Schulen wie wir.«
    »Zehn … nein, elf.«
    »Gleichstand. Cool.« Er biss in seinen Apfel. »Aber jetzt, wo ich mich dem reifen Alter von sechzehn nähere, hab ich den Mist hinter mir. Dad und ich standen gerade in Verhandlung, ob ich die Pumpe zurückkriege. Und dann ist er verschwunden.«
    »Simon?« Toris Stimme hallte durch das Gebäude.
    »Das war’s dann wohl mit Ruhe und Frieden«, murmelte er und rief dann: »Wir sind hier hinten.«

[home]
21
    D erek war mit vollen Einkaufstüten und Bargeld zurückgekommen. Ich hatte ihm meine Karte und die Geheimzahl gegeben, und er hatte einen Geldautomaten ohne Überwachungskamera gefunden. Die Karte war noch angenommen worden. Er hatte den Höchstbetrag von vierhundert Dollar abgehoben. Noch einmal konnten wir das aber nicht riskieren, denn jedes Mal, wenn ich die Karte verwendete, würde die Bank wissen, dass ich nach wie vor in Buffalo war, und Derek fürchtete, die Edison Group könnte Mittel und Wege haben, das herauszufinden.
    Er gab mir das

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