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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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einfach einen Plan haben.
    »Folgende Bedingung«, sagte Derek.
    »Bedingung?« Liam lachte. »Es gibt hier nichts zu verhandeln, Welpe.«
    »Doch. Wenn ich kooperieren soll. Ich komme mit, aber als Erstes setzen wir sie in einen Bus. Sobald ich gesehen habe, dass sie unbeschadet wegfährt, könnt ihr mich haben.«
    »Oha.« Liam verlagerte das Gewicht nach hinten auf die Fersen. »Fühlst du dich ein kleines bisschen für dumm verkauft, Ramon?«
    »Kleines bisschen.« Ramon schlenderte näher und stellte sich neben Liam.
    »Ihr habt gesagt, ihr lasst sie gehen …«
    »Machen wir auch. Sobald du deinen Teil erledigt hast. Bis dahin stellt sie sicher, dass du’s auch tust. Und mach dir keine Sorgen, wir passen schon auf …«
    Derek stürzte so schnell vor, dass er sie unvorbereitet erwischte. Er packte Liam am Hemd, schleuderte ihn gegen Ramon, und beide stürzten.
    »Renn«, sagte Derek.
    Ich zog mein Messer aus der Tasche.
    »Renn!«
    Er versetzte mir einen Stoß, der mich fast auf den Boden schleuderte. Ich rannte los, aber nicht allzu schnell. Die Hand hielt ich immer noch um das Messer geschlossen, immer wieder sah ich über die Schulter zurück. Ich würde weit genug weglaufen, dass Derek mich in Sicherheit glaubte, aber ich würde ihn nicht im Stich lassen.
    Derek bekam Ramon zu fassen und schleuderte ihn gegen die eiserne Rutschstange. Ich hörte den Schlag, als der Kopf auftraf. Liam stürzte sich auf Derek, der mit einem Manöver auswich. Ramon lag noch bewegungslos auf dem Boden, aber Derek und Liam umkreisten einander. Dann stürzte Liam wieder vor, und obwohl Derek sich auch diesmal aus dem Weg drehte, erwischte ihn Liam hinten an seinem Sweatshirt und riss ihn von den Beinen.
    Derek schlug der Länge nach auf den Boden und rutschte ein paar Meter weit. Liam kam hinterher, ließ sich aber Zeit, während Derek sich hustend und keuchend aufzusetzen versuchte. Ich war drauf und dran, umzukehren, als Derek plötzlich auf die Füße sprang und losrannte.

[home]
35
    W ir rannten im Zickzack durch ein dunkles Geschäftsviertel, aber es gelang uns nicht, Liam abzuhängen. Erst als wir eine Straße mit Wohnhäusern erreichten, fiel er zurück, als wollte er nicht dabei beobachtet werden, wie er zwei Teenager jagte. Er blieb etwa zwanzig Schritte hinter uns und hatte unverkennbar vor, uns einzuholen, sobald wir eine dunklere Gegend erreichten.
    Gegenüber den Wohnhäusern lagen Geschäfte. Als wir dort ankamen und uns umsahen, war Liam verschwunden. Wir liefen trotzdem weiter, bis wir zwei weitere Straßenblocks hinter uns gebracht hatten und an der Rückseite einer geschlossenen Bäckerei zum Stehen kamen. Ich lehnte mich gegen die kalte Backsteinmauer und rang nach Luft.
    »Du wolltest doch ein paar Tipps zur Selbstverteidigung?«, fragte Derek, auch er atmete schwer.
    Ich nickte.
    »Die erste Lektion, die unser Dad uns mitgegeben hat: Wenn du es mit einem besseren Kämpfer zu tun kriegst, nutz die erste Chance, die sich bietet, und überrasch ihn mit deinem Geheimmanöver …« Er beugte sich zu meinem Ohr hinunter. »Renn, dass es staubt.«
    Ich spürte ein Lachen in meiner Kehle aufsteigen, und meine Zähne hörten auf zu klappern.
    »Er war also genauso stark wie du?«, fragte ich.
    »Ganz gleich, was diese Wissenschaftler da zurechtfrisiert haben, meine Körperkraft war’s nicht. Er war vielleicht dünner als ich, aber er war genauso stark, und er hatte viel mehr Erfahrung im Kämpfen. Der war mir ein paar Nummern zu groß.« Er wischte ein paar Steinchen aus seinem Gesicht, die sich beim Sturz in sein Kinn gegraben hatten. »Du bist nicht die Einzige, die ein bisschen Training braucht. Mein Dad hat mir beigebracht, meine Körperkraft nutzbringend einzusetzen. Aber gegen andere Werwölfe bringt mir das nichts.«
    Er ließ die Schultern kreisen und schob sich das schweißnasse Haar aus den Augen. »Wenn wir ein bisschen Luft geholt haben, müssen wir weiter. Sobald er merkt, dass er uns aus den Augen verloren hat, wird er zurückgehen und die Fährte suchen.«
    »Ich bin so weit«, sagte ich, während ich mich von der Mauer abstieß. »Wenn du weitergehen willst …«
    Etwas bewegte sich über unseren Köpfen. Ich sah auf, gerade als Liam vom Dach sprang und unmittelbar hinter Derek auf den Füßen aufkam.
    »Dein junger Mann ist noch nicht ganz so weit, Süße. Er hat vorher noch was zu erledigen.«
    Liam versetzte Derek einen Kinnhaken, der ihn taumeln ließ. Blut spritzte aus Dereks Mund. Ich

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