Seelenprinz
Stirn runzelte und sein Handy aus der Tasche holte. » Hat mich Havers etwa deshalb gestern Nacht angerufen?«
Layla nickte. » Ich wollte bei ihm um Hilfe ersuchen.«
» Warum bist du nicht zu mir gekommen?«, murmelte der Bruder leise.
» Was hat Havers gesagt?«
» Ich weiß es nicht, ich habe die Mailbox nicht abgehört. Ich dachte, ich hätte keinen Grund dafür.«
» Er meinte, er würde nur mit Euch reden.«
Bei diesen Worten blickte Phury zu Qhuinn, und seine gelben Augen wurden schmal. » Wirst du dich mit ihr vereinigen?«
» Nein.«
Phurys Blick wurde wieder eisig. » Was bist du nur für ein Kerl…«
» Er liebt mich nicht«, unterbrach Layla ihn. » Und ich ihn auch nicht.«
Als der Primal den Kopf herumriss, fuhr Layla fort: » Wir wollten ein Kind.« Sie beugte sich nach vorn, als Doc Jane von hinten ihr Herz abhörte. » Das war der Anfang und zugleich auch das Ende.«
Jetzt fluchte der Bruder. » Das verstehe ich nicht.«
» Wir sind beide in vieler Hinsicht Waisen«, erklärte die Auserwählte. » Wir wollen… wollten… selbst eine Familie haben.«
Phury stieß die Luft aus und ließ sich auf den zierlichen Stuhl neben dem Tisch in der Ecke fallen. » Nun. Äh. Ich schätze, damit sieht diese Angelegenheit wohl ein wenig anders aus. Ich dachte…«
» Es spielt keine Rolle«, fiel Layla ihm ins Wort. » Es ist, was es ist. Oderwas es war, so wie es aussieht.«
Qhuinn stellte fest, dass er sich grundlos die Augen rieb. Nicht, dass sie brannten oder dergleichen. Nein, nein. Nicht doch.
Es war nur einfach so… verdammt traurig. Alles an dieser beschissenen Situation. Laylas Zustand, Phurys hilflose Erschöpfung, der grässliche Schmerz in seiner eigenen Brust– all das war einfach nur verdammt traurig.
31
» Das hier ist genau, was ich suche.«
Während Trez sprach, lief er in der großen, leeren Lagerhalle umher, und seine Schritte hallten laut von den Wänden wider. Mühelos konnte er die Erleichterung spüren, die von der Immobilienmaklerin an der Tür zu ihm herüberwehte.
Mit Menschen zu verhandeln war vergleichbar mit einem Baby, dem man seine Bonbons wegnahm.
» Sie könnten etwas aus diesem Stadtteil machen«, sagte die Maklerin. » Es ist eine echte Gelegenheit.«
» Das stimmt.« Obwohl ihm sicher keine Edelschuppen folgen würden: eher Tattoo- und Piercing-Läden, billige Schnellrestaurants, Pornokinos.
Aber damit hatte er kein Problem. Selbst Zuhälter konnten stolz auf ihre Arbeit sein– und ehrlich gesagt tendierte er ohnehin dazu, Tätowierern mehr zu trauen als manch einem sogenannten » anständigen Bürger«.
Trez vollführte eine Drehung. Die Halle war riesig, fast so hoch wie breit, mit vielen quadratischen Fenstern, von denen einige zerbrochen und mit Sperrholz vernagelt waren. Die Decke war in Ordnung– zumindest größtenteils, die Wellblechplatten hielten den Schnee ab, wenn auch nicht die Kälte. Der Boden war aus Beton, aber es lag offensichtlich noch ein Stockwerk darunter– es gab mehrere Falltüren, obwohl sich keine von ihnen einfach öffnen ließ. Die elektrischen Leitungen sahen in Ordnung aus, Heizung, Lüftung oder Klimaanlage gab es nicht, die sanitäre Ausstattung war ein Witz.
Doch in seinem Kopf sah er die Halle nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand– nein, er konnte sie sich verwandelt vorstellen, in einen Club von den Dimensionen eines Limelight. Natürlich müsste man einen Haufen Geld in das Projekt pumpen, und es würde viele Monate dauern, bis die Arbeit bewältigt war. Doch am Ende könnte man mit einer neuen heißen Adresse in Caldwell aufwarten– und er hätte einen neuen Veranstaltungsort, mit dem er Geld verdienen konnte.
Ein Gewinn für alle.
» Also, wollen Sie ein Angebot machen?«
Trez sah die Maklerin an. Sie war ein Vollprofi in ihrem schwarzen Wollmantel und dem dunklen Kostüm mit Rock bis übers Knie– neunzig Prozent ihrer Haut waren bedeckt, und das nicht nur, weil Dezember war. Und doch, selbst zugeknöpft und mit dem praktischen Haarschnitt war sie in seinen Augen schön, auf die gleiche Weise, wie es alle Frauen waren: Sie hatte Brüste und weiche, glatte Haut und eine Stelle zwischen den Beinen, an der er herumspielen konnte.
Außerdem mochte sie ihn.
Das merkte er an der Art, wie sie seinem Blick auswich, und daran, dass sie nicht wusste wohin mit ihren Händen– sie steckten in den Manteltaschen, dann spielten sie mit ihrem Haar, anschließend zupften sie an der Seidenbluse herum…
Ihm wären
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