Seelenprinz
Tür auf, und seine Auserwählte erschien. Augenblicklich drängte es Xcor zu handeln, trotz der vielen Gründe, die dafür sprachen, sie in Ruhe zu lassen.
Schnapp sie dir! Jetzt!
Aber er hielt sich zurück: Die besorgten Gesichter ihrer Begleiter bannten ihn an seinen Platz– sie hatten schlechte Neuigkeiten empfangen in der Klinik.
Wie schon zuvor wurde sie mehr zum Wagen getragen als geführt.
Und noch immer lag der Geruch ihres Blutes in der Luft.
Seine Auserwählte wurde erneut auf die Rückbank der Limousine gesetzt, die andere Frau nahm neben ihr Platz, dann stiegen Phury, Sohn des Ahgony, und der Krieger mit den verschiedenfarbigen Augen vorne ein. Das Fahrzeug wendete langsam, als wollte man die kostbare Fracht im Fond schonen.
Xcor folgte ihnen und materialisierte sich im gleichen stetigen Tempo, das sie am Ende des Feldwegs auf der Landstraße erreichten und auf dem Highway beibehielten. Als der Wagen auf die Hängebrücke zufuhr, sah er einmal mehr von der Spitze des höchsten Pfeilers aus zu, und als seine Auserwählte unter ihm hindurchgefahren war, materialisierte er sich von Hausdach zu Hausdach, während die Limousine die Innenstadt umfuhr.
Er verfolgte sie in nördliche Richtung, bis sie vom Highway abbog und durch ländliches Gebiet fuhr.
Er blieb die ganze Zeit über bei ihr.
Und auf diese Weise entdeckte er den Sitz der Bruderschaft.
37
Blay drehte am Siegelring seiner Familie, den er am Zeigefinger trug. In der anderen Hand glomm sanft eine Zigarette, und sein Hintern wurde allmählich taub… doch niemand kam durch die Tür der Vorhalle zurück.
Er saß auf der untersten Stufe der Freitreppe, und ihm war klar, dass er das Versprechen, das er seiner Mutter gegeben hatte, nicht halten würde. Er würde seine Eltern nicht besuchen. Zumindest nicht heute. Nach der verrückten Nacht gestern mit der Bruchlandung und dem anschließenden Drama hatte Wrath der Bruderschaft und den Kämpfern vierundzwanzig Stunden Ruhe verordnet. Also hätte Blay eigentlich seine Eltern anrufen sollen, damit seine Mahmen schon mal den Mozzarella und die Fleischsoße für die Lasagne rausholte.
Aber er konnte das Haus nicht verlassen. Nicht, nachdem er das Geschrei aus Laylas Zimmer gehört hatte und dann mit ansehen musste, wie man sie die große Freitreppe hinuntertrug.
Qhuinn war natürlich bei ihr gewesen.
John Matthew nicht.
Was es also war, es stach die Ahstrux-Nohtrum- Karte, und das konnte nur bedeuten… dass sie das Kind verlor. Nur etwas derart Ernstes würde dies entschuldigen. Und während Blay auf seinem Allerwertesten saß, allein mit seinen Gedanken und Sorgen, entschied sein Hirn, die Situation noch zu verschärfen: Scheiße, hatte er wirklich mit Qhuinn geschlafen?
Er zog an seiner Dunhill und stieß den Rauch mit einem Fluch wieder aus.
War das wirklich passiert?
Verflucht, diese Frage spukte schon in seinem Kopf herum, seit er am Abend aus einem superheißen Traum erwacht war, mit einer Monsterlatte, die den anderen noch neben sich zu wähnen schien.
Wie er sich die Szenen zum hundertsten Mal durch den Kopf gehen ließ, konnte er eines mit Gewissheit sagen: Dieser Schuss war nach hinten losgegangen. Nachdem Qhuinn ihn auf Knien angefleht und er ihn abgewiesen hatte, war er zurück in sein Zimmer gegangen. Dort war er umhergelaufen und musste hilflos miterleben, wie sein Hirn, das er sich mit seinen Gedanken zermarterte, in Foie gras verwandelte.
Aber es war die richtige Entscheidung gewesen, zu gehen. Wirklich. Absolut richtig.
Doch leider hielt sie nicht vor. Und während sich die Tagesstunden dahinschleppten, musste er immer wieder daran denken, wie ihn sein Vater einmal dabei erwischt hatte, als er einem Doggen der Familie eine Schachtel Kippen gestohlen hatte. Er war noch ein junger Prätrans gewesen, und zur Strafe hatte ihn sein Vater gezwungen, sich rauszusetzen und all die filterlosen Camels zu rauchen. Danach war ihm so schlecht gewesen, dass es ein, zwei Jahre gedauert hatte, bis er auch nur Passivrauch ertrug.
Das also war der neue Plan gewesen.
Er wollte Qhuinn so sehr und schon so lange, doch sein Verlangen war rein hypothetisch und verpackt in handliche Tagträume, die er gut verdauen konnte. Nicht das ganze Programm, Breitseite, volles Rohr, Abrissbirne– und ihm war klar gewesen, dass sich Qhuinn im wirklichen Leben nicht zurückhalten oder locker an die Sache herangehen würde.
Der » Plan« war also gewesen, sich die wirkliche Erfahrung zu holen und zu
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