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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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um ein Haar die beiden Vierziger verloren hätte. Eine Hand– ja, eine Hand hatte seinen Kopf wie einen Basketball behandelt.
    Und dann warf sich etwas Schweres auf seine Brust und drückte ihn flach in den Schnee, sodass alle Luft aus seiner Lunge entwich und er sich fragte, ob er seine Leber mit ausgespuckt hatte.
    » Ziehst du jetzt endlich den Kopf ein?«, zischte ihm Rhage ins Ohr. » Sonst wirst du getroffen– zum zweiten Mal.«
    Die Schusspause zog sich in die Länge, aus Sekunden wurde eine Minute, dann traten vier Lesser aus dem Wald und kamen mit ausgestreckten Waffen auf sie zu.
    » Nicht bewegen«, flüsterte Rhage. » Das Spiel können auch zwei spielen.«
    Blay gab sich alle Mühe, nicht so schwer zu atmen, wie es seine brennende Lunge verlangte. Außerdem unterdrückte er ein Niesen, als ihn mit jedem Atemzug Schneeflocken in der Nase kitzelten.
    Warten.
    Warten.
    Warten.
    John lag ungefähr einen Meter von ihm entfernt in unnatürlich gekrümmter Haltung. Blay blieb fast das Herz stehen.
    Doch da drehte John unauffällig den Daumen nach oben, als würde er Blays Gedanken lesen.
    Der Jungfrau der Schrift sei Dank.
    Blay blickte um sich, ohne dabei die verdrehte Haltung seines Kopfes zu ändern, und tauschte dann unauffällig eine Schusswaffe gegen einen seiner Dolche ein.
    In seinem Kopf begann es zu summen, während er die Bewegungen der Lesser abschätzte, ihre Schussbahnen, die Waffen. Er hatte kaum noch Kugeln, und ihm blieb keine Zeit, aus dem Munitionsgürtel nachzuladen. Bei John und Rhage sah es ganz ähnlich aus.
    Die Dolche, die V für sie geschmiedet hatte, waren ihre einzige Rettung.
    Näher… immer näher…
    Als die vier Jäger schließlich in Reichweite kamen, war sein Timing perfekt. Genau wie das der anderen.
    Blitzschnell sprang er auf und stach auf die ersten beiden Lesser ein. John und Rhage übernahmen die anderen beiden…
    Fast augenblicklich kamen weitere Jäger aus dem Wald gestürmt, doch aus irgendeinem Grund schossen sie nicht, vermutlich, weil die Gesellschaft der Lesser ihre Neuzugänge nicht gut genug ausstattete. Der zweite Ansturm trug Waffen wie verfeindete Gangs bei ihren Straßenkämpfen: Baseballschläger, Brecheisen, Montierhebel, Ketten.
    Was ihm nur recht war.
    Er stand völlig unter Strom und war derart angepisst, dass ihm ohnehin nach Handarbeit zumute war.

19
    Layla saß in einem dünnen OP -Hemdchen auf einer Untersuchungsliege, und ihre nackten Füße baumelten vom Rand. Sie hatte das Gefühl, von Folterinstrumenten umgeben zu sein. Und vermutlich war sie das auch. Auf einer Arbeitsfläche neben dem Waschbecken lagen alle möglichen Stahlinstrumente in durchsichtigen Plastikumhüllungen aufgereiht, offensichtlich steril und bereit für den Einsatz.
    Sie wartete nun schon seit einer Ewigkeit in Havers’ Klinik. Zumindest kam es ihr so vor.
    Nach der gehetzten Anreise über den Fluss begleitet von einem Butler, der zu wissen schien, dass jede Sekunde zählte, hatte es eine Verzögerung nach der anderen gegeben, seit sie hier angekommen war. Erst die Formulare, dann das Wartezimmer, dann das Warten auf die Schwester, das Warten auf Havers mit den Ergebnissen der Bluttests.
    Es war zum Verrücktwerden.
    Ihr gegenüber hing ein gerahmter Druck an der Wand, und sie hatte lange die Pinselstriche und Farben betrachtet und sich den Blumenstrauß in kräftigen Blau- und Gelbtönen eingeprägt. Darunter stand: van Gogh.
    Mittlerweile war sie so weit, dass sie nie mehr Schwertlilien sehen wollte.
    Sie verlagerte ihr Gewicht und verzog das Gesicht. Die Schwester hatte ihr eine richtige Binde für ihre Blutungen gegeben, und entsetzt stellte sie fest, dass sie schon bald eine neue brauchte…
    Die Tür öffnete sich mit einem Klopfen, und Laylas erster Impuls war Flucht. Was natürlich lächerlich war, denn es gab im Moment keinen besseren Ort für sie, hier war sie gut aufgehoben.
    Doch es war nur die Schwester, die sie hierhergebracht hatte, ihr Blut abgenommen und den Blutdruck gemessen hatte, bevor sie ihre Daten in einen Computer eingab. » Es tut mir wirklich leid– es ist schon wieder ein Notfall reingekommen. Ich wollte Ihnen nur versichern, dass Sie als Nächste dran sind.«
    » Danke«, hörte sich Layla sagen.
    Die Schwester kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. » Wie geht es Ihnen?«
    Angesichts von so viel Freundlichkeit musste Layla heftig blinzeln. » Ich fürchte, ich brauche noch eine…« Sie deutete nach unten.
    Die Schwester

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