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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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und ein merkwürdiger Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit.
    » Er hat recht«, brummte Z finster. » Ich kann dein Leben nicht aufs Spiel setzen, Hollywood.«
    » Ach, vergiss es, ich kann mich doch aus dem Cockpit heraus dematerialisieren, wenn…«
    » Und du glaubst, das schaffst du, wenn wir in einer Abwärtsspirale auf den Boden zurasen? Blödsinn…«
    Vereinzelte Schüsse fielen vom Waldrand aus, landeten zischend im Schnee, sausten ihnen um die Ohren.
    Sofort waren alle in Aktion. Qhuinn stürzte sich durch die Einstiegsluke, zog sich in den Pilotensitz und versuchte zu verstehen, wofür diese ganzen Anzeigen… Scheiße, es waren wirklich viele. Zum Glück hatte er…
    Rat-tat-tat-tat!
    …genügend Filme gesehen und wusste, dass der Hebel mit dem Griff das Gas war und man das schleifenförmige Steuer hochzog, um abzuheben, und es runterdrückte, um zu landen.
    » Scheiße «, murmelte er und blieb möglichst in geduckter Haltung.
    Wieder ertönten Schüsse. Offensichtlich feuerten John und Blay zurück, also setzte Qhuinn sich etwas weiter auf und betrachtete die Reihe von Armaturen. Das mit der kleinen Zapfsäule war vermutlich die Tankanzeige.
    Zu einem Viertel voll. Die Hälfte war sicher Kondenswasser.
    Das hier war wirklich keine gute Idee.
    » Schafft ihn rein!«, schrie Qhuinn und musterte das flache, freie Feld zu seiner Linken.
    Rhage war bereits dabei, Z mit dem Feingefühl eines Hafenarbeiters ins Flugzeug zu hieven. Der Bruder landete in einem Haufen auf dem Boden, ein Gewirr aus Armen und Beinen, aber zumindest fluchte er– was bedeutete, dass er noch bei Bewusstsein war und Schmerz empfinden konnte.
    Qhuinn wartete nicht darauf, dass die Tür geschlossen wurde und der ganze Quatsch. Er löste die Fußbremse, gab Gas und betete, dass er auf dem Schnee nicht ins Schleudern…
    Die Windschutzscheibe zerbarst, und eine Kugel sauste durchs Cockpit. Ein Zischen im Sitz neben ihm ließ vermuten, dass die Nackenstütze sie geschluckt hatte.
    Immer noch besser als sein Arm. Oder sein Schädel.
    Das einzig Gute war, dass nun auch das Flugzeug bereit schien, sich verdammt noch mal vom Acker zu machen: Der rostige Motor drehte den Propeller in mörderischer Geschwindigkeit, als wüsste er, dass Abheben die einzige Chance war. Vor den Seitenfenstern begann die Landschaft zu verschwimmen, und Qhuinn hielt sich in der Mitte der » Startbahn«, indem er die Abstände zu den Waldrändern hin gleich hielt.
    » Festhalten«, brüllte er über den Lärm hinweg.
    Der Wind fegte ins Cockpit, als hätte ein riesiger Ventilator den Platz der Windschutzscheibe eingenommen, aber Qhuinn hatte ohnehin nicht vor, so hoch fliegen, dass ein Druckausgleich nötig war.
    Im Moment wollte er einfach nur über den Wald hinwegkommen, der sich nun vor ihm aufbaute.
    » Komm schon, Baby, du schaffst es… komm…«
    Der Hebel war auf Anschlag, und er musste seinen Arm zwingen, etwas locker zu lassen– das Ding hatte nicht mehr Saft, und den verdammten Hebel abzubrechen würde ihre Lage nur verschlimmern.
    Das Getöse wurde immer lauter.
    Die Bäume flogen immer schneller vorüber.
    Und auch das Holpern wurde immer stärker, bis seine Zähne aufeinanderschlugen und er überzeugt war, dass sich gleich eine oder beide Tragflächen lösen und abfallen würden.
    So, wie er die Lage einschätzte, war keine Zeit zu verlieren, also zog er das Steuer so fest er konnte an sich heran und umklammerte es, als könnte sich sein Griff irgendwie auf das Flugzeug übertragen und es zusammenhalten…
    Etwas fiel von der Decke und flatterte hinter zu Z.
    Eine Landkarte? Das Benutzerhandbuch? Scheißegal.
    Mann, diese Bäume am Ende der Wiese kamen immer näher.
    Qhuinn zog das Steuer noch krampfhafter an sich, obwohl es nicht mehr weiter ging– was wirklich schade war, denn die Landebahn war bald zu Ende, und sie waren immer noch nicht abgehoben…
    Ein Schaben zog sich am Bauch des Flugzeugs entlang, als würde sich das niedrige Gestrüpp nach oben strecken und nach dem Metall greifen.
    Und die Bäume kamen immer näher.
    Sein erster Gedanke im Angesicht des Todes war, dass er nun niemals seine Tochter treffen würde. Zumindest nicht auf dieser Seite des Schleiers.
    Sein zweiter und letzter war die Fassungslosigkeit, dass er Blay nie seine Liebe gestanden hatte. In all den Minuten, Stunden und Nächten seines Lebens, bei all den Gesprächen während ihrer jahrelangen Bekanntschaft hatte er ihn immer nur von sich gestoßen.
    Und jetzt

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