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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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ich, stellte Nachtigall missmutig fest.
    Beim Aussteigen legte Tante Erna ihre knochige Hand auf seinen Unterarm und sah ihn mahnend an.
    »Peterchen, gönn ihr doch das Glück. Du wirst dich schon daran gewöhnen«, dabei blinzelte sie ihm aufmunternd zu, drehte sich dann um und nahm ihr Buch aus dem Kofferraum.
    Natürlich dauerte es eine Weile, bis die Familie nach der Umkleideprozedur wieder vereint war, aber schon bald waren Liegen auf dem Rasen gefunden, Tücher ausgepackt, Bademäntel bereitgelegt und Leander mit Jule und Emile im Wellenbad verschwunden.
    »Kannst du mal?«, strahlte Sabine ihren Bruder an und reichte ihm kurzerhand ihre kleine Tochter. Fröhlich glucksend ließ sie sich auf den Knien ihres Onkels nieder. Tante Erna war in den Wellnessbereich verschwunden um, wie sie es ausdrückte, endlich mal mit eigenen Augen zu sehen, was es mit diesem Jungbrunnen auf sich habe und erst zurückzukehren, wenn der Hunger es erzwinge oder sie mindestens dreißig Jahre jünger aussähe.
    So blieb Peter Nachtigall mit seiner Nichte alleine zurück.
    »Na, da staunst du, was? Alle sind sie weg und haben dich einfach mit deinem Onkel hier sitzen lassen! Das ist ein starkes Stück, findest du nicht?«
    Doch die Kleine schien ihr Schicksal nicht als so schrecklich zu empfinden und juchzte vor Vergnügen, als Nachtigall sie unvermittelt durch die geöffneten Beine kopfunter hängen ließ. Das lag wohl in der Familie. Jule hatte auch die wildesten Spiele immer am meisten genossen.
    Sabine kehrte zurück und Johannes schnappte sich seine Tochter, um mit ihr in den Babybereich zu verschwinden. Behaglich räkelte Sabine sich auf ihrer Liege zurecht und genoss die Sonne auf ihrer Haut. Mit geschlossenen Augen murmelte sie.
    »Es gibt eine neue Frau in deinem Leben, habe ich gehört.«
    »So, und wer sollte das deiner Meinung nach sein?«, fragte er zurück und strich sich über den Schnitt am Oberarm, der nach der Toberei stärker schmerzte.
    »Dr. Cornelia Stamm.”
    »Oh ja. Wir sind uns beim Sport begegnet.«
    »Ich habe gehört, sie wollte dir sogleich an deinen Luxuskörper?«
    »So was habe ich noch nie erlebt. Wir kennen uns gar nicht und plötzlich spricht sie mich an und möchte sich unbedingt die dunkle Beule an meinem Arm genauer ansehen.«
    »Tja, die Sache mit der Briefmarkensammlung ist endgültig passé, Bruderherz. Heute wollen Frauen gleich ans zarteste Gewebe! Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat es rausgeschnitten. Gestern nach der Sprechstunde. Ergebnis kommt erst in ungefähr einer Woche.«
    »Wie fühlst du dich dabei?«
    »Sie hat mich beruhigt, aber natürlich mache ich mir Sorgen.«
    »Verstehe ich. Dann kannst du gar nicht schwimmen heute? Wieso hast du dann das Wonnemar vorgeschlagen? Wir hätten doch auch was anderes unternehmen können!«, Sabines Stimme klang schuldbewusst.
    »Ich wollte gerne mit euch allen zusammen sein. Und wenn ich nicht schwimmen gehen kann, ist immer ein Babysitter da. Es ist okay so!«, sagte er mit Nachdruck.
    Sabine schob ihre Sonnenbrille hoch und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Dann seufzte sie, setzte sich auf und meinte:
    »Sieht aus, als wäre es dir ernst. Und nun willst du den ganzen Tag im T-Shirt im Schatten sitzen und Kinder bewachen?«
    »Ja!«, gab er trotzig zurück.
    »Gut. Übrigens musst du dich nicht über Connys zupackende Art wundern – kannst du dich denn nicht mehr an sie erinnern?« Als sie die Ratlosigkeit in den Augen ihres Bruders sah, lachte sie warm.
    »Typisch. Sie hat dich sofort erkannt. Nach all den Jahren. Sie kam doch manchmal zum Spielen zu uns rüber. Na gut, zu mir rüber. Wir haben unsere Puppen in den Garten geschoben und wichtige Gespräche über alle grundsätzlichen Fragen der Erziehung geführt. Tante Erna hat uns immer Limonade und Kuchen vorbeigebracht und für die Puppenbabys kleine Fläschchen mit Milch gefüllt. Weißt du das wirklich nicht mehr?«
    »Nein, ich glaube, ich bin immer zum Fußballspielen abgehauen, wenn sie kam. Das war Conny? Aber es kann nicht sein, dass sie Stamm hieß. Ich weiß genau, dass sie so einen seltsamen Nachnamen hatte, den ich mir nicht merken konnte.«
    »Sorbisch. Pudaggla. Aber sie hat ziemlich schnell nach dem Abitur geheiratet. Wir haben uns nie ganz aus den Augen verloren, aber in der letzten Zeit war es nur noch ein sporadischer Kontakt. Ihr Mann ist vor drei Jahren bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden. Er lag lange im Koma und starb erst Monate später. Sehr traurige

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