Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
Geschichte. Aber sie hat sich nicht unterkriegen lassen, hat ihre Praxis weitergeführt und angefangen Sport zu treiben. Als sie dich getroffen hat, war es für sie wie ein Wiedersehen nach langer Zeit. Deshalb hatte sie auch keine Skrupel dich sofort wegen deiner Beule anzusprechen. Ich hoffe, du hast das nicht irgendwie in den falschen Hals bekommen.«
»Nein, nein. Ohne sie wäre ich noch lange mit dem Ding rumgelaufen. Und sie ist wirklich eine sehr sympathische Frau. Wir waren im ›Mosquito‹ und irgendwie strotzt sie nur so vor Energie. Ich komme mir ganz alt neben ihr vor – und müde.«
»Conny hat mich jedenfalls angerufen und mir von eurem zufälligen Zusammentreffen erzählt. Ich glaube, du hast ihr irgendwie imponiert.«
»Kupplerin!«
»Niemals!«, protestierte Sabine lachend.
»Das Thema Frauen hat sich für mich endgültig erledigt, das weißt du doch.«
»Sag niemals nie!«, sie kicherte.
Ein Gong kündigte die nächste Wellenphase an und Peter Nachtigall entdeckte seinen Schwager, der mit seiner Tochter im Arm und Leander an seiner Seite bis zur Hüfte im Wasser stand. Er bemerkte auch die bewundernden Blicke der Frauen in seiner Umgebung.
Sabine folgte dem Blick ihres Bruders und lächelte liebevoll.
»Tja, Kinder verstärken die erotische Wirkung eines Mannes auf Frauen ungemein. Das entspringt der weiblichen Biologie, weißt du? Für den Spaß sucht Frau sich einen abenteuerlustigen, muskelbepackten Tarzan mit schulterlangen Locken, aber für die Aufzucht der Brut braucht sie einen mit Nestpflegetrieb und Beschützerqualitäten, der die Familie ernähren kann und treu zu Frau und Kindern steht. Wenn nun ein Mann gleich mit zwei Kindern durch die Gegend zieht, erwacht bei Frau das Bewusstsein, dass es sich um ein Spitzenexemplar von Familientyp handelt.«
Nachtigall dachte an Birgit und ihren norwegischen Geologen. Was hatte sie wohl bei ihm gefunden, was er ihr nicht hatte bieten können? Er seufzte. Er hatte wohl einfach zu wenig Zeit für sie gehabt.
»Was würdest du tun, wenn Johannes den Reizen einer seiner Bewunderinnen erliegt?«
»Dann«, sie strahlte ihren Bruder an, »dann würde ich ihn natürlich umbringen, Bruderherz.«
»Aha. Den Fall würde ich aber wegen Befangenheit abgeben müssen. Verlass dich also lieber nicht darauf, ich könnte deine Täterschaft vertuschen!«, stellte er mit erhobenem Zeigefinger klar und stimmte in ihr fröhliches Gelächter mit ein.
»Ich werde mal nach Tante Erna sehen«, beschloss sie dann und rappelte sich auf, »schließlich ist der Kreislauf in ihrem Alter nicht mehr so stabil. Sie hat sich sicher die heißeste Sauna ausgesucht.«
Nachtigall sah seiner Schwester nach. Die zwei Kinder sah man ihr wirklich nicht an. Offensichtlich hatte nur er diese genetische Disposition ererbt, die dafür sorgte, dass er an den unmöglichsten Stellen Fettpolster für schlechte Zeiten anlegte.
Kurze Zeit später war er eingeschlafen.
48
Groovi schrie und schrie!
Er konnte gar nicht mehr aufhören. Doch kein Ton kam aus seinem Mund – er hörte jedenfalls nichts.
Wild wand er sich in seinem Bett hin und her, die Haare schweißnass verklebt.
Die Gestalt war in Friederikes Wohnung, oder nicht?
Eine lange, blitzende Klinge! Musik in seinem Kopf! Friederike, pass auf!
Doch sie konnte ihn nicht hören. Seine Warnung kam zu spät!
Die Gestalt beugte sich über Friederike und lief dann eilig davon. Das Messer hatte sie nicht mitgenommen. Friederike würde sterben, er musste helfen, rufen, doch es ging nicht, so sehr er sich auch anstrengte. Es kam kein Ton, nicht einmal ein Krächzen.
»Hallo! Aufwachen! Aufwachen! Hier ist Schwester Heidi! Wach auf!«, kalte Hände klatschten unsanft auf seinen Wangen. »Hallo! Na los, komm schon, du hast geträumt! Es ist alles in Ordnung, hörst du?«
Sie hatte sein Gesicht fest gepackt und zwang ihn in ihre Augen zu sehen! Verschwommen nahm er einen hellen Fleck vor seinem Gesicht wahr. Sie hatte gesagt, sie sei Schwester Heidi. Vielleicht stimmte das sogar.
Er versuche ruhiger zu atmen.
Ein Traum! Sie hatte gesagt, er habe geträumt!
Aber, dachte Groovi plötzlich mit ungewohnter Klarheit, woher zum Teufel wollte denn Schwester Heidi wissen, ob das, was er gesehen hatte, ein Traum war oder nicht!
»Hi, Groovi!«
»Hi Polizist! Deinen Namen habe ich vergessen.”
»Peter Nachtigall. Geht’s dir schon besser?«
»Ehrlich?«
Nachtigall nickte.
»Nein, ich habe immer noch Halluzinationen und
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