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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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eindeutig. Der Vater wollte das Kind – sie nicht. Sie hat sich so unglaublich davor geekelt ein Baby zu bekommen. Und dann hat sie es eben abgetrieben. Der Kindsvater ist völlig ausgetickt, als sie es ihm erzählt hat.«
    »Aha?«
    »Wolf. Udo Wolf, Gelsenkirchener Allee, Sachsendorf.«
    Sie wickelte sich bemerkenswert ungraziös aus dem Sessel und fragte:
    »War’s das jetzt?«
    »Noch nicht ganz. Wir haben einen Umschlag mit Fotos gefunden. Drohungen klebten auf der Rückseite. Haben Sie davon gewusst?«
    »Klar, aber Friederike hat da nicht so viel drauf gegeben. Sie meinte, wenn sie den Typen erwischt, verpasst sie ihm eine gepfefferte Abreibung.«
    Aha, dachte Nachtigall, du gehörtest vielleicht doch nicht zum ganz engen Freundeskreis, auch wenn du das gedacht hast.
    »Warum hat sie die Fotos versteckt?«
    »Was weiß ich denn? Friederike hat viele Dinge gemacht, die nicht leicht zu verstehen waren. Wenn sie den Umschlag verstecken wollte, war das schließlich ihre Angelegenheit.«
    »Angst hatte sie nicht? Vielleicht ist Ihnen ja an ihrem Verhalten etwas aufgefallen - möglicherweise hat es sich in der letzten Zeit verändert.«
    »Nein. Wenn ich da war, hat sie sich benommen wie immer. Kann ich jetzt gehen? Reicht es nun?«, fragte sie aggressiv.
    »Für heute.«
    »Wenn Ihnen das nicht genügt, reden Sie doch mal mit der alten Markwart. Die hat doch Tag und Nacht die Straße voll im Blick.«
    Arrogant nickte sie den beiden Kriminalisten zu und verließ schlurfend den Raum. In der Tür rammte sie beinahe ihre Mutter, die mit einem Tablett voller Kaffeetassen erschienen war.
    »Mensch, pass doch auf! Jetzt hätte ich mich beinahe gestoßen!«
    Ungerührt trug Frau Meister das Tablett zu einem kleinen Glastisch und sah Peter Nachtigall und Albrecht Skorubski an.
    »Kaffee?«
    Sie nahmen wieder auf der schwarzen Couch Platz, während Frau Meister einschenkte. Nachdem alle versorgt waren, setzte sie sich in den Sessel, den ihre Tochter gerade geräumt hatte. Nachtigall registrierte die sorgfältig zusammengestellte Kleidung, die so geschnitten war, dass sie die zarte Figur gut zur Geltung brachte. Das weiße Oberteil verlieh ihr einen Hauch von Kühle und Frische. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie je schwitzte.
    »Ihre Tochter meint, Sie seien nicht gerade traurig über den Tod von Friederike Petzold.«
    »Stimmt«, graziös schlug sie die schlanken Beine übereinander.
    »Weil sie Ihre Tochter damals überredet hat, ihre Seele in Dänemark ›reinigen‹ zu lassen?«
    »Ja, das ist sicher ein Grund. Dieses Mädchen war wie ein böser Geist. Ständig hat sie meiner Tochter eingeredet, sie sei ein besonders bedauernswertes Geschöpf, gefangen in den Klauen der Familie, die sie in ihrer Freiheit einschränkte nur um sie zu quälen. In ihren Augen waren Eltern generell perverse Geschöpfe.«
    »Und nun wollten die beiden zusammenziehen.«
    »Ja. Ihr neuester Coup. Meine Tochter kommt und geht wann sie will – meist fragen wir schon gar nicht mehr nach. Macht auch nicht wirklich Sinn – im Zweifelsfall würde sie uns doch belügen. Aber Friederike war der Ansicht, die Fesseln seien noch zu eng – und hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht Lara zu befreien. Meine Tochter wird achtzehn – wir können sie nicht aufhalten.«
    »Haben Sie versucht mit Lara zu sprechen, sie zu halten?«
    »Ja, aber mein Wort zählt nichts gegen das von Friederike.« Frau Meisters Hände fingen an zu zittern und sie stellte rasch die klappernde Kaffeetasse auf das Tablett zurück. Als sie sich wieder setzte, lag ein verbitterter Zug über ihrem Gesicht, der sie alt und freudlos aussehen ließ.
    »Friederike hat hier eine ziemlich zerstörerische Wirkung entfaltet. Ich kann wirklich nicht behaupten, sie würde mir fehlen.«
    »Wie haben Sie denn damals reagiert, als Ihre Tochter plötzlich wieder auftauchte?«
    »Tja – was soll ich sagen? Sie war wieder da – und wir froh, dass sie offensichtlich keinen Schaden genommen hatte. Wenn man es so ausdrücken will: Sie hatte gewonnen. Wir Eltern hielten uns zurück. Wir wollten auf keinen Fall riskieren, dass sie so etwas noch einmal tut.« Sie sah Peter Nachtigall aus schimmernden, blauen Augen an. »Sie ist unser einziges Kind. Ohne sie sind wir in gewisser Weise keine Familie mehr«, fügte sie flüsternd hinzu.
    »Und deshalb darf sie Sie auch so anherrschen.«
    »Ja.«
    »Ihr Mann sieht das auch so?«
    »Er ist leider viel beschäftigt. Für ihn ist das alles nicht so

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