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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Gesicht des Angesprochenen schien einige Nuancen blasser zu werden. Plötzlich kam es Nachtigall so vor, als seien die Stoppeln seines Dreitagebarts deutlicher hervorgetreten. Er nickte zögernd.
    »Cottbus ist ein Dorf. Was am einen Ende passiert, weiß eine Stunde später schon die ganze Stadt.«
    Er trat lasziv zur Seite und ließ die beiden Besucher eintreten. Mit einem leisen Schmatzen schloss sich die Wohnungstür und sie standen im Dunkeln.
    Nachtigall spürte Ärger in sich. Was bildete der Typ sich eigentlich ein! Vielleicht glaubte er, die Männer von der Kripo ließen sich mit so billigen Tricks aus dem Konzept bringen – doch das würde ihm nichts nützen! Schließlich war er einer der Verdächtigen in einem Mordfall! »Schluss mit der Geisterstunde!« Entschlossen tastete er nach dem Lichtschalter und Sekundenbruchteile später war der gesamte Flur hell erleuchtet.
    Udo Wolf blinzelte, als sähe er zum ersten Mal nach Monaten in der Dunkelheit die Sonne am Himmel stehen und grinste provozierend.
    Nachtigall sah sich um. Der Boden war mit achtlos hingeworfenen Kleidungsstücken übersät. Dazwischen blitzte hier und dort eine CD durch.
    Skorubskis Gesicht verzog sich angewidert. Udo Wolf bemerkte es und sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Das hilft gegen die bösen, bösen Einbrecher hier. Die Polizei kümmert sich nicht um uns rechtschaffene Bürger – da bleibt nur Fußangeln auszulegen und die Typen so zu Fall zu bringen.«
    Peter Nachtigall war inzwischen in den kombinierten Wohn-Schlafraum vorgedrungen. Dort sah es kaum besser aus. Er bückte sich und zog eine der CDs aus dem Chaos und nickte. Klar – selbstgebrannt. Sicher eine Raubkopie irgendeines angesagten, indizierten Ballerspiels. Aber das ging ihn im Moment nichts an. Vielleicht würde er den Kollegen später einen Tipp geben.
    »Und die, die Ihnen im Flur durch die Lappen gehen, bringen Sie dann direkt hier zur Strecke. Genial!«
    Udo Wolf sammelte einige T-Shirts von der durchgesessenen Couch und räumte dann betont lässig seine Bong zur Seite.
    »Sie wollen sich mit mir über Friederike unterhalten. Jetzt sagen Sie nur noch, ich gehöre zum Kreis der Verdächtigen. Das wäre nun wirklich zuviel der Ehre«, höhnte der junge Mann und begann sich vor Lachen zu krümmen, als habe er einen so guten Witz schon lange nicht mehr gehört.
    »Schluss jetzt!«, fuhr Peter Nachtigall ihn an und Udo Wolf versuchte glucksend sich zu beruhigen.
    »Sie sind mehrfach vorbestraft.« Albrecht Skorubski setzte sich vorsichtig auf die vorderste Kante des Sofas.
    »Oh!«, Udo Wolf warf sich in einen Sessel. »Die Herren haben sich auf diesen Besuch umfassend vorbereitet! Ja, stimmt. Aber seit längerer Zeit lebe ich unauffällig unter all den braven Bürgern. Ich gehe sogar einer geregelten Tätigkeit nach.«
    »Und welche Tätigkeit wäre das?«, fragte Nachtigall nach. Dabei zog er schwungvoll die Vorhänge auf und ließ grelles Sonnenlicht in den Raum fluten.
    »Catering Service. Ich fahre Essen aus«, das Grinsen breitete sich wieder in seinem Gesicht aus. »Heute habe ich allerdings frei.«
    »Friederike Petzold erwartete ein Kind von Ihnen. Doch sie wollte es nicht und hat die Schwangerschaft abbrechen lassen. Wir haben erfahren, Sie seien mit dieser Entscheidung nicht einverstanden gewesen.«
    Das Grinsen verwelkte. »Ja. Das stimmt. Ich war der Meinung, wir sollten das Kind ruhig bekommen. Es wäre schon gegangen. Schließlich hätte ich mit meinem Einkommen ganz gut für uns drei sorgen können. Es hätte gereicht – natürlich wäre mit der Kifferei Schluss gewesen.« Udo Wolf war mit einem Schlag sehr ernst geworden. Alles Jungenhafte war von ihm abgefallen. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und begann die ausgeprägte Kinnpartie zu kneten. Nachtigall kannte diese Geste. Manchmal ließen sich dadurch aufsteigende Tränen zurückdrängen. Plötzlich war sein Ärger über das Benehmen des Mannes verraucht.
    »Aber Friederike sah das anders?«, hakte er in ruhigem Ton nach.
    »Ja«, flüsterte der junge Mann erstickt. »Sie hat ein Riesentheater gemacht. Hat behauptet, sie ekle sich vor dem Kind in ihrem Bauch, konnte sich nicht vorstellen, es zu wickeln, zu stillen oder es überhaupt nur anzufassen. Die Geburt sei eine widerliche Angelegenheit und sie habe keinen Bock darauf irgendetwas Großes aus sich herauszupressen. Das würde ihren wundervollen Körper für immer verändern und verunstalten. Sie war total daneben. Immerzu hat sie

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