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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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schlimm. Pubertät kommt und vergeht, meint er. Allerdings möchte er, dass ich Lara nicht unnötig aufrege. Sehen Sie, wir wissen natürlich, Kinder werden erwachsen und ziehen aus, gründen eine eigene Familie. Aber das kann im harmonischen Miteinander geschehen und muss nicht übers Knie gebrochen werden.«
    »Ich verstehe Sie schon. Sie wünschen sich ein inniges Verhältnis zu Lara, auch nach einem Auszug. Und wäre sie zu Friederike gezogen, hätte sie den Kontakt womöglich beendet, nicht?«
    »Friederike hätte schon dafür gesorgt.«
    Nachtigall konnte gut nachvollziehen, was in Frau Meister vorging. Schließlich war er auch zuerst wütend auf Jules Freund gewesen, der es geschafft hatte, die Tochter-Vater-Bindung so zu schwächen, dass es Nachtigall manchmal direkt körperlich schmerzte. Nach Jules Auszug, wäre von seiner kleinen Familie nichts mehr übrig. Birgit, seine Exfrau, lebte derweil glücklich mit ihrem norwegischen Geologen zusammen – aber er, Peter Nachtigall, bliebe einsam und allein zurück. Er sah die schlanke Frau prüfend an. Ihr Leben musste sich wie ein permanenter Hochseilakt ohne Netz anfühlen. Eine falsche Bewegung und es folgte ein Sturz ins Nichts.
    »Ihre Tochter konnte uns bei der Suche nach dem Mörder nicht so richtig weiterhelfen«, wechselte er das Thema. »Vielleicht ...?«
    »Nein. Woher sollte ich wohl etwas über das Leben dieses Mädchens wissen? Wir sprechen nie über sie.«
    »Wenn sie mit Ihrer Tochter zusammenziehen wollte, wussten Sie doch auch, dass Friederike Petzold eine eigene Wohnung hatte.«
    »Ja, das schon. Die hat sie aber auch schon länger und irgendwann hat meine Tochter mir das auch erzählt. Lara spricht nicht viel mit mir und über persönliche Angelegenheiten schon gar nicht.«
    »Also können Sie uns auch nichts über ihren sonstigen Umgang erzählen, welche Freunde sie hat oder wo sie gerne hingeht?«
    Frau Meister schüttelte den Kopf.
    Betreten sah Peter Nachtigall die Frau an. Sie war spürbar unglücklich. Lara hatte sie ausgesperrt aus ihrem Leben und bot nicht einmal ab und zu einen Blick durch den Türspalt. So hatte sich Frau Meiser das Zusammenleben mit einer heranwachsenden Tochter sicher nicht vorgestellt. Er nickte Albrecht Skorubski zu. Hier würden sie keine wichtigen Informationen mehr bekommen.

24
    »Michael, wir brauchen noch die genaue Anschrift von einem gewissen Udo Wolf. Der war angeblich der Vater des Kindes, das Friederike Petzold hat abtreiben lassen.«
    Michael Wieners Finger flogen über die Tastatur, sein Kopf war hinter dem Monitor verschwunden.
    Nachtigall und Skorubski konnten sein leises Pfeifen hören.
    Der aktuelle Bericht aus der Pathologie enthielt noch einmal eine Schilderung des möglichen Tathergangs und erste Ergebnisse der Analysen, die durchgeführt worden waren. Unter den Nägeln des Opfers konnten Rückstände von Kokain identifiziert werden. Zum Zeitpunkt ihres Todes enthielt ihr Blut 1, 8 Promille Alkohol. Es gab keine Hinweise auf eine Vergewaltigung und intravaginal fand sich kein Sperma, aber es gab Hinweise auf eine vorgenommene Schwangerschaftsunterbrechung. Friederike Petzold hatte sich nicht gewehrt – und nun wurde auch klar, dass sie sich wahrscheinlich gar nicht hätte wehren können. Ein Gemisch aus Alkohol, THC, Diazepam und einem Alkaloid hatte ihr Reaktionsvermögen tatsächlich so stark beeinträchtigt, dass sie den Angriff gar nicht wirklich mitbekommen hatte.
    Vielleicht war es dem Täter ähnlich ergangen und er konnte sich nun nicht mehr an die Tat erinnern, überlegte Peter Nachtigall, dann konnten sie die Partygäste endlos befragen, ohne dass sie bei einem der Befragten Unsicherheiten oder Vertuschungsversuche feststellen würden. Aber wenn er derart benebelt gewesen wäre, hätte er nicht so präzise daneben stechen können, rief er sich ins Gedächtnis.
     
    »Hier ist er ja schon!«, platzte Michael Wieners Stimme in seine Gedanken. »Udo Wolf, gemeldet in der Gelsenkirchener Allee , Sachsendorf, keine Hausnummer. Das ist in der Nähe vom Gymnasium Cottbus-Land.«
    »Gut, dann werden wir dem Herrn gleich mal einen Besuch abstatten«, mit leisem Ächzen erhob Nachtigall sich aus seinem Schreibtischstuhl. Die zunehmende Hitze machte ihm ziemlich zu schaffen und er ärgerte sich über seine Kurzatmigkeit. Aber, tröstete er sich, die Tage seines Übergewichts waren gezählt. Er hatte am Wochenende auf Drängen seiner Schwester einen Vertrag mit einer Fitnesseinrichtung

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