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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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wäre ihr nichts eingefallen, was sie ihm hätte sagen können. Doch sie konnte ihn hören, sie konnte ihn spüren, und nun, da er über ihr stand und auf ihr Grab hinunterblickte, konnte sie ihn beinahe riechen.
    Dies war nun ihre Ruhestätte, auch wenn sie noch keine Ruhe fand. Früher oder später würden ihre Phasen der Bewusstlosigkeit immer länger werden, bis sie schließlich gar nicht mehr aufwachte. Wenn sie so darüber nachdachte, wurde sie fast ruhig: Bald würde sie bei Danny sein, und Moss würde sich um Jess und Laura kümmern. Es würde ihnen gut gehen. Sie brauchten ihren Daddy und waren noch so klein, dass sie sowieso nie verstanden hatten, warum sie ihn weggeschickt hatte.
    In dem Moment hörte sie wieder seine Stimme. Sie empfand sie wie einen körperlichen Angriff. Dieses heisere Flüstern. »Wenn sie clever genug sind, werden sie dich finden. Hörst du mich, Eva? Wenn sie clever genug sind, finden sie dich.«
    Nein , dachte sie, es ist zu spät .
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie sein Gesicht und wusste endlich, wer er war.

Dienstag, 2. September, 21:20 Uhr
    Quinn und Doyle machten sich auf zum Harcourt Square. Auf der Treppe fasste Quinn seinen Partner am Arm. »Lass uns erst mal für uns behalten, was wir erfahren haben«, bat er ihn, »zumindest, bis wir wissen, was davon zu halten ist.«
    Doyle lächelte ihn gepresst an. »Was genau haben wir denn deiner Meinung nach erfahren? Ich bin ja nur ein einfacher Sergeant – und verwirrt dazu, das kann ich dir sagen.«
    Als sie die Einsatzzentrale betraten, steuerte Frank Maguire sofort auf sie zu. »Moss«, sagte er, »wenn ihr euch Maggs schnappt, muss ich das vorher wissen. Der Mann ist ein heikles Thema, und die Presse fährt voll darauf ab, dass wir ihn wieder in der Mangel haben. Sollte er gegen uns vorgehen wollen, wird das genüßlich breitgetreten werden. Falls ihr ihn verhaftet habt, müssen wir warten, bis von offizieller Seite jemand benannt worden ist, der ihn verhören wird. Das könnt auf keinen Fall ihr beide übernehmen.«
    »Wir haben ihn nicht verhaftet, Frank.«
    Maguire runzelte die Stirn.
    »Zumindest noch nicht«, fügte Doyle hinzu. »Wir haben zwar soeben noch einmal mit ihm gesprochen, aber das ist alles ganz freundschaftlich abgelaufen.«
    Maguire nahm Quinn am Arm und zog ihn zur Seite. »Was faselt er denn da? Zwischen ihm und Maggs ist noch nie etwas auch nur ansatzweise freundschaftlich abgelaufen.«
    »Keine Sorge, Frank«, beruhigte ihn Quinn. »Wir haben mit ihm gesprochen und ihn dann wieder gehen lassen.«
    Murphy saß an ihrem Schreibtisch. »Wo sind die Akten, Murph?«, fragte Quinn sie. »Die fünf vermissten Frauen – wo sind die Akten hingekommen?«
    »Sie liegen immer noch in deinem Büro.«
    Maguire folgte ihm an Quinns Schreibtisch. »Moss«, erklärte er, »ich finde wirklich, wir sollten die anderen Fälle außer Acht lassen. Im Moment zählt nur, Eva zu finden. Alles andere verkompliziert die Sache nur.«
    »Meinst du?« Quinn ließ sich an seinem Schreibtisch nieder.
    »Drei kleine Mäuse«, sagte Doyle. »Mäuse und Uhren: schon wieder so ein Kinderreim. Meine Güte, was soll das?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Maguire hilflos. »Für mich ist das alles nur wirres Zeug. Nichts davon hängt miteinander zusammen, nichts ergibt einen Sinn.«
    »Die lilienweißen Jungs etwa«, sagte Quinn, ohne hochzublicken.
    »Ja, die zum Beispiel. Und Maden im Kopf und ein Foto von einem Stein auf Sand.«
    Quinn warf einen Blick auf die Wanduhr und verglich die Zeit mit der auf seiner Armbanduhr und an seinem Computerbildschirm. Dann öffnete er die Akte über Janice Long, die Frau, die als Erste verschwunden war. Vor nunmehr knapp sechs Jahren.
    Eine halbe Stunde später stand er mit Doyle draußen auf dem Parkplatz. »Joseph«, sagte er, »was auch immer Frank sagt, wir haben fünf vermisste Frauen, die alle alleinerziehende Mütter waren und von denen zwei mit Männern verheiratet waren, die im Joy einsaßen. Darüber hinaus haben wir Mary Harrington, die schwanger war, und wir haben Eva …«
    »Und den Bruder des Superintendent, der zu allen Zugang hatte«, führte Doyle den Satz für ihn zu Ende.
    Quinn überlegte einen Moment. »Wir müssen mit ihm sprechen, aber vorher möchte ich hören, was der Crawthumper zu sagen hat. Komm, lass uns den alten Gauner aus dem Bett holen.«
    Ohne Frank zu verständigen, überquerten sie den Fluss. Doyle saß am Steuer, während Quinn mit dem diensthabenden Gefängnisbeamten

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