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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Quinn.
    »Er hat mir erzählt, wie er damals Mary beim Kartenspielen mit dem Teufel in seiner Küche gesehen hat.«
    Doyle hatte Jimmy keine Sekunde aus den Augen gelassen. Während er nun das Holztor aufschob, schnippte er die Leder-sicherung vom Abzugshahn seiner .38er.
    Der Regen peitschte vom Himmel. Graue Speere aus Wasser brachen wie Zweige an Doyles massigem Körper. Unter dem Vordach des Hauses drehte Jimmy sich eine Zigarette.
    »Gib nicht auf, Moss«, sagte Doyle. »Es ist noch nicht mal halb eins. Das Spiel ist längst noch nicht vorbei.«
    Mit diesen Worten überquerte er die Straße und zog dabei ein Paar Handschellen aus der Tasche.
    Jimmy beobachtete ihn, die Zigarette zwischen den Fingern.
    »Bleib, wo du bist, mein Junge«, knurrte Doyle.
    Jimmy sah nach rechts und links. Dann schweifte sein Blick zu der Stelle hinüber, wo sein Vater gerade das Pferd wendete. Er wirkte wie ein Mann auf dem Sprung – kurz davor, die Flucht zu ergreifen. Doyle zog seine Pistole. »Du missratenes Stück Scheiße, liefere mir ja keinen Vorwand, dich zu erschießen.«

Mittwoch, 3. September, 14:30 Uhr
    Dublin begrüßte sie kalt und grau. Der Regen war ihnen wie ein bösartiger Nebel den ganzen Weg von Kerry gefolgt.
    Jimmy Hanrahan hatte – immer noch in Handschellen – mit versteinerter Miene zwischen ihnen gesessen und während der gesamten Fahrt kein einziges Wort gesagt. So hielt er es auch nun, während er mit einem Bereitschaftsanwalt auf dem Polizeirevier an der Amiens Street saß. Diesmal waren sie alle drei zugegen: Quinn und Doyle hatten Jimmy gegenüber Platz genommen, Maguire blieb als Beobachter im Hintergrund.
    Quinn hatte die Schachtel mit den Fotos vor sich stehen und hielt Jimmy gerade die Kamera unter die Nase.
    »Wo ist die andere?«
    »Welche andere? Es gibt keine andere.«
    »Und ob es eine gibt! Die, mit der du das Foto aufgenommen hast, das du uns geschickt hast. Was hast du damit gemacht, Jimmy? Was hast du mit meiner Frau gemacht?«
    Jimmy schüttelte den Kopf. »Das habe ich euch doch schon gesagt, und zwar bis zum Erbrechen. Ich weiß nichts über deine Frau, und ich weiß auch nichts über Mary Harrington.«
    »Gestern Abend«, fuhr Quinn fort, »da solltest du eigentlich längst im Bus zurück nach Kerry sitzen, hast den Bus aber nie bestiegen. Wo warst du? Was hast du hier in der Stadt getrieben?«
    Jimmy schüttelte ungläubig den Kopf. »Niemand hat mir gesagt, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo sein muss. Meines Wissens sind wir hier in Dublin und nicht im früheren Ostberlin. Lieber Himmel, nun schleppt ihr schon zum zweiten Mal meinen Kadaver hier herauf und stellt mir wieder die gleichen dummen Fragen. Wenn ihr es genau wissen wollt: Ich hatte einfach mal die Schnauze voll davon, ständig auf meinen alten Herrn aufzupassen, und deswegen bin ich über Nacht in der Stadt geblieben. Das könnt ihr gerne nachprüfen. Ich habe in einer Frühstückspension übernachtet, nur einen Katzensprung von der Hunderennbahn entfernt.«
    In Quinns Augen loderte plötzlich Wut auf. Er stieß seinen Stuhl zurück und packte Jimmy quer über den Tisch am Kragen. »Du mieses Stück Dreck! Wo ist meine Frau? Was hast du mit meiner Frau gemacht?«
    »Verdammt noch mal!« Jimmy schüttelte ihn ab und warf dabei einen hilfesuchenden Blick zu seinem Anwalt hinüber. »Lieber Himmel, nun tun Sie doch was, Mann!«
    »Inspektor!«, bellte der Anwalt. Er blickte sich nach Maguire um. »Superindendent, würden Sie bitte Ihren Detective zurückpfeifen? Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie mein Mandant hier eingeschüchtert wird.«
    Während Quinn sich mit verkniffenem Mund auf seinen Stuhl zurücksinken ließ, übernahm Doyle die Befragung. Der große Mann tippte auf das Foto, das Mary zeigte – noch besinnungslos, nachdem sie vorher gewürgt worden war. Nur durch den Tisch wurde die Frau in einer sitzenden Position gehalten.
    »Da bist du aber ein ganz schönes Risiko eingegangen, mein Junge«, wandte er sich an Jimmy. »Wie leichtsinnig von dir, dieses Foto die ganze Zeit in der Schachtel zu lassen. Bestimmt hast du dich kaputtgelacht, als du anfangs dachtest, wir hätten es übersehen.«
    »Mr. Doyle«, erklärte Jimmy, nun mit ernster Miene, »ich schwöre, dass ich dieses Foto nicht gemacht habe.«
    »Wer denn dann: Beelzebub?«
    »Ich habe es euch doch schon gesagt«, entgegnete Jimmy fast verzweifelt und spreizte dabei die Finger der rechten Hand. »Ich habe es euch letztes Mal gesagt und

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