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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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Er wusste, wie die Leute über ihn dachten, und Doyle hat ihn schon vor langer Zeit wissen lassen, dass er den Tod seiner Mutter nicht für einen Unfall hielt.« Er breitete die Hände aus. »Was hättest du an seiner Stelle getan? Seine Freundin war an dem Abend so sternhagelvoll, dass sie brav alles wiederholen würde, was er ihr erzählte. Sieh es doch mal aus seinem Blickwinkel: Hätte er zugegeben, auch nur einen Moment mit Mary geredet zu haben, wäre sofort die Hölle über ihn hereingebrochen.«
    Maguire zeigte ihm die Nachricht, die mit der Post gekommen war. »Was hältst du davon?«
    »Das ist doch nur wieder irgend so ein mysteriöser Mist. Wer auch immer der Kerl ist, er spielt mit uns.«
    In dem Moment ging die Tür auf, und Murphy streckte den Kopf herein. »Inspector«, sagte sie, »unten wartet immer noch Jane Finucane. Ich habe mir ihr gesprochen. Sie bleibt bei ihrer Geschichte. Soll ich versuchen, Molly Parkinson aufzutreiben?«
    »Molly?« Quinn zog eine Augenbraue hoch. »Wozu?«
    »Ich dachte, sie könnte uns vielleicht helfen. Ich meine, wir gehen doch davon aus, dass Jane lügt, oder?«
    »Ich gehe von gar nichts aus. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen.«
    »Sergeant Doyle ist der Meinung, dass sie lügt.«
    »Klar. Doyle hält jeden für einen Lügner.«
    »Es war nur so ein Gedanke«, fuhr Murphy fort, »aber Molly hat am Anfang doch auch gelogen. Vor Gericht hat sie dann gegen ihn ausgesagt. Bestimmt haben die beiden Frauen sich damals gesehen. Wer weiß, vielleicht kann Molly Jane ja aufklären. Keine Ahnung … Aber wenn Jane ihn tatsächlich deckt und wir das beweisen können …«
    »Eine gute Idee«, sagte Maguire. »Versuch, diese Molly aufzutreiben.«
    Nachdem Murphy wieder gegangen war, bedachte Quinn seinen Boss mit einem gequälten Lächeln. »Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt klinge wie Doyle«, sagte er, »aber wäre es nicht besser, Jane unten an der Anlegestelle abzusetzen? Eine halbe Stunde mit ihrem Cousin, Frank. Dann wüssten wir ganz schnell, ob sie gelogen hat oder nicht.«

Dienstag, 2. September, 12:15 Uhr
    Jimmy Hanrahan war im Schuppen damit beschäftigt, seine beiden Waffen zu reinigen, die er zum Wildern benutzte: ein zwölfkalibriges Gewehr und eine Winchester, die er aus zweiter Hand erstanden hatte.
    Drüben im Haus brüllte sich sein alter Herr die Seele aus dem Leib. Er hatte eine besonders schlimme Nacht hinter sich: Bei seinem üblichen Kontrollgang hinunter in die Küche hatte er den Teufel beim Kartenspiel mit einer Frau vorgefunden, von der er schwor, es sei Jimmys Mutter gewesen. Er hatte den Teufel angefleht, ihn um ihre Seele angebettelt und dabei so laut gebrüllt, dass Jimmy aufstehen und ihn beruhigen musste – was ihm erst gelang, als er behauptete, er könne die Frau ebenfalls sehen und es sei nicht seine Mutter.
    Den ganzen Vormittag hatte der alte Irre aufgeregt vor sich hingemurmelt, und als Jimmy schließlich ins Haus zurückkehrte, war das Geschrei von vorhin wieder in das wirre Gemurmel übergegangen. Sein Vater saß im Wohnzimmer in seinem Sessel, und das bisschen Haar, das ihm noch geblieben war, klebte schweißnass an seiner schorfigen weißen Kopfhaut. Er trug seine Schlafanzughose, einen alten Pulli und dicke Wollsocken.
    »Besprenge alles mit Weihwasser, mein Junge«, murmelte er. »Deine Mutter, möge Gott sie in Frieden ruhen lassen! Ich weiß, was du gesagt hast, aber ich schwöre dir, dass sie es war. Spar nicht mit dem Weihwasser, vielleicht findet sie dann ein wenig Ruhe.« Unbehaglich rutschte er in seinem Sessel hin und her, während er sich immer wieder bekreuzigte.
    Sein Sohn betrachtete ihn müde. »Möchtest du eine Tasse Tee, Dad?«, fragte er ihn.
    Wieder machte sein Vater das Kreuzzeichen. »Es war deine Schuld.« Er deutete mit dem Finger in Jimmys Richtung, ohne den Blick von dem Fernseher abzuwenden, der in der Ecke vor sich hinplapperte. »Hättest du das damals nicht getan, wäre sie jetzt noch hier, da bin ich ganz sicher, und ich hätte nicht Beelzebub an meinem Küchentisch sitzen.«
    »Verdammt noch mal!«, schrie Jimmy ihn plötzlich an. »Ist dir eigentlich klar, was für einen Schwachsinn du da redest? Niemand sitzt nachts an deinem Küchentisch, weder letzte Nacht noch in irgendeiner anderen. Das ist der Alkohol, Dad, der Gin. Du bist durchgeknallt, übergeschnappt, verrückt!«
    »Sie hat die Schande nicht verkraftet«, fuhr der alte Mann fort. »Ihr eigener Junge, ihr einziger Sohn geht mit einem

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