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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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die ganze Zeit zu schaffen machte. »Du warst in den letzten Tagen noch stiller als sonst, Conor. Du solltest wirklich lernen, dich zu entspannen. So viel aufgestaute Angst bei einem Mann in deinem Alter: Das bringt dich eines Tages noch um.«
    Er wandte den Kopf und starrte sie an. »Und der ganze Dreck, den du rauchst«, sagte er, »bringt dich eines Tages noch um.« In dem Moment wurde ihr klar, dass sie ihn vermutlich überhaupt nicht kannte. Aber nachdem sie schon einiges intus hatte und vom Dope leicht benebelt war, ließ sie nicht locker.
    »Wer ist sie? Eine alte Flamme, die du nicht sehen möchtest?«
    Er lächelte kalt. »Du irrst dich, Molly. Da ist niemand. Ich meine, niemand, der wichtig wäre. Natürlich kenne ich hier viele Leute, ich habe schließlich die ersten zwanzig Jahre meines Lebens hier verbracht.«
    »Da ist sehr wohl jemand, das weiß ich ganz genau. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob es eine Person ist, die du unbedingt sehen möchtest, oder eine, die du auf keinen Fall sehen möchtest.« Mittlerweile waren sie in der Stadt angekommen, und auf der Straße waren schon jede Menge Leute unterwegs. Conor nickte zu einem hageren Mann hinüber, der gerade aus einem ramponierten Land Rover stieg.
    »Da hätten wir schon mal jemanden, den ich auf keinen Fall sehen möchte«, stellte er fest. »Schüreisen-Jimmy. Diesen Mistkerl.«
    Sie wechselten zwischen etlichen Kneipen und dem Zelt hin und her und hörten sich verschiedene Bands an. Im John B. Keane’s kippte Molly mehrere Gläser Cider runter und wollte dann nach draußen, um in Ruhe eine zu rauchen. Conor zeigte ihr den Hinterausgang der Kneipe, wo nicht so viel los war. Nachdem er ihr ein frisches Glas Cider in die Hand gedrückt hatte, kehrte er nach drinnen zurück. Ihr war aufgefallen, dass er, egal, wo sie hingingen, immer in Tür- oder Fensternähe sitzen wollte. Ständig ließ er den Blick die Straße entlangschweifen. Er wirkte nervös, fast schon aufgeregt. Offensichtlich rechnete er damit, eine bestimmte Person zu treffen – und diese Person war bestimmt nicht Schüreisen-Jimmy.
    Plötzlich spürte sie jemanden hinter sich, und als sie den Kopf hob, sah sie, dass es Conor war. Sie hatte ihn nicht kommen hören.
    »Ist mit dir alles in Ordnung«, fragte er sie. »Soll ich dir noch einen Drink holen?« Dabei hatte sie ihren letzten Cider kaum angerührt und ohnehin schon glasige Augen.
    »Mein Glas ist noch ganz voll«, antwortete sie.
    »Kommst du wieder mit rein?«
    »Ich bleibe lieber hier draußen.« Sie sprach bereits ziemlich undeutlich. »Ich brauche ein bisschen frische Luft, und die Musik bekomme ich ja trotzdem mit.«
    Sie hatte einen völligen Blackout. Dabei wollte sie eigentlich nur für einen Moment die Augen schließen, weil sich um sie herum alles drehte. Als sie weiß Gott wie viel später wieder aufwachte, kauerte sie in einer Ecke an der Wand. Benommen kämpfte sie sich auf die Beine, ließ ihr immer noch randvolles Glas auf dem Boden stehen und stolperte zurück in die Kneipe. Sie war brechend voll, und alle sangen lauthals im Chor. Molly hatte das Gefühl, als würde ihr von der Musik gleich der Kopf platzen. Sie hielt nach Conor Ausschau, konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken. Mühsam bahnte sie sich einen Weg hinaus auf die Straße. Da dort auch nichts von ihm zu sehen war, kehrte sie in die Kneipe zurück. Nach einer Weile ging sie erneut nach draußen, um hinter dem Haus noch einmal was zu rauchen. Bald darauf – wie viel später, wusste sie nicht – blickte sie hoch, weil er ihr auf die Schulter tippte.

Dienstag, 2. September, 12:45 Uhr
    Die Polizei von Kerry durchsuchte Jimmys Haus. Sein Vater verharrte wie angewachsen in seinem Sessel, die Arme fest vor der Brust verschränkt, und schrie jeden an, der ihm zu nahe kam. Jimmy stand in der Küche und rauchte eine Selbstgedrehte nach der anderen.
    Das Haus wirkte ziemlich verdreckt, die Einrichtung karg: ein angeschlagener Tisch, ein paar Metallstühle. Auf dem Boden standen Schüsseln mit Hundefutterresten, die bestimmt schon seit Wochen nicht mehr ausgewaschen worden waren, und im Spülbecken stapelte sich schmutziges Geschirr. Überall roch es nach ranzigem Fett.
    »Mit deinem Vater scheint es schlimmer zu werden, Jimmy«, bemerkte McCafferty leise. »Vielleicht solltest du allmählich über eine angemessene Pflege nachdenken.«
    »Das hättet ihr wohl gerne, was? Ich soll den Alten ins Irrenhaus stecken, damit die Nachbarn ihre Ruhe haben. Sehen Sie

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