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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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andere Bilder, darunter ein paar von seinem armen alten Dad, wie er in seinem Stuhl schlief oder in seiner verlotterten Küche herumschlurfte und Weihwasser sprengte. Auf einem anderen flitzte er gerade die Treppe hoch und verlor dabei fast seine Schlafanzughose. »Da sieht man doch, was für ein perverser Kerl dieser Jimmy ist«, lautete Doyles Kommentar.
    Quinn war bei dem Foto angekommen, nach dem sie Ausschau gehalten hatten. »Schau mal«, sagte er zu Doyle. Dieser betrachtete das mittlerweile ziemlich körnige Bild: eine ältere Frau, die mit gespreizten Beinen auf dem Rücken lag. »Das berüchtigte Erinnerungsfoto«, murmelte er. »Lass uns doch ein Wörtchen mit dieser Kakerlake reden.«
    Sie nahmen das Foto mit und fuhren nach Terenure. Ein uniformierter Beamter brachte Jimmy in den Verhörraum, wo Doyle bereits am Tisch saß. Quinn lehnte an der Wand. Es standen weder ein Kassetten- noch ein Videorecorder bereit, von einem Pflichtverteidiger ganz zu schweigen.
    Die Uhr zeigte kurz vor fünf.
    Jimmy trug Jeans und Arbeitsstiefel, ein Hemd mit offenem Kragen und darüber eine Thermoweste. Mit seinem schmalen Gesicht und den eng beieinanderstehenden Augen wirkte er wie ein in die Enge getriebenes Tier. Die Arme vor der Brust verschränkt, verzog er den Mund.
    »Verdammt lange Strecke für ein Plauderstündchen.«
    »Das bist du ja gewohnt, Junge«, gab Doyle zurück, »schließlich warst du am Sonntag auch schon hier.«
    »Von wegen! Ich war in Kerry, wo ich immer bin.«
    »Unsinn, du warst auf dem Glasnevin-Friedhof und hast Eva beobachtet.«
    Jimmy sperrte den Mund auf. »Lieber Himmel«, stieß er hervor, »also darum geht es! Ihr glaubt, ich habe seine Frau entführt? Ich war in Kerry, Herrgott noch mal! Was sollte ich denn hier oben in Dublin?«
    Doyle legte das Foto vor ihm auf den Tisch und drehte es so hin, dass Jimmy es richtig herum sehen konnte. »Du bist ein kleiner Starfotograf, was?«, meinte er. »Hat deine Mam das auch zu Gesicht bekommen, Jimmy? Oder reichte das, was du der armen Mrs. Bolton angetan hast, um deine Mam in den Fluss zu treiben?«
    Jimmys Miene verfinsterte sich.
    »Fotografieren macht dir Spaß, stimmt’s?«, fragte Quinn von seinem Platz an der Wand. »Ich meine, immerhin hast du einen ganzen Haufen Fotos.«
    »Und wenn schon? Gibt es da irgendein neues Gesetz, von dem ich nichts weiß? Ist es nun auch schon verboten, eine Kamera zu besitzen?«
    Doyle deutete auf das Polaroid-Foto. »Wie alt warst du damals? Dreizehn, vierzehn vielleicht?«
    Jimmy schwieg.
    »Wie viel hat dir die arme Seele denn berechnet?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, antwortete Jimmy mit einem grausamen Lächeln, »aber ich weiß noch genau, dass ich mein Geld zurückbekommen habe. Glaubt mir, dieses Bild hat ganz schön was eingebracht.«
    »Hat Conor es auch gesehen?«
    Jimmy zuckte mit den Achseln.
    »Natürlich hat er es gesehen. Deswegen ist er an dem Tag doch auf dich losgegangen.«
    »Falls er das jemals getan hat, ist er nicht weit gekommen.«
    Doyle betrachtete das Bild. »Stell dir vor, das wäre deine Mutter«, sagte er. »Wie hättest du das gefunden? Hast du dir das je überlegt? Nein, natürlich nicht. Du warst schließlich immer schon ein Mistkerl. In deinen Augen war Maggs’ Mam nur eine alte Schlampe – eine, die alles nahm, was kam, egal, ob jung oder alt. So hast du das doch gesehen, oder?« Er beugte sich zu ihm hinüber. »Wie viele von euch waren es denn? Wie ich gehört habe, ein ganzes Rudel. Eine richtige kleine Gruppensex-Orgie, was?« Doyle biss für einen Moment die Zähne zusammen. »Conor hat davon erfahren, nicht wahr?«, fuhr er fort. »Und dir dafür eine solche verpasst, dass du auf deinem Hintern gelandet bist, bevor deine Kumpels ihn verdroschen haben.«
    »So, wie Sie ihn verdroschen haben, Mr. Doyle?« Jimmy verzog den Mund. »Was soll das? Ich war damals noch ein Junge. Das alles ist zwanzig Jahre her. Wieso kommt ihr mir mit diesen alten Geschichten?«
    »Wegen der Kamera, Jimmy. Es geht um die Kamera, die du benutzt hast, um diese Aufnahme hier zu machen, und die du kürzlich auch wieder benutzt hast. Am Strand. War das dort, wo du wohnst? Der kleine Streifen Sand drüben bei der Burg?«
    Nun wirkte Jimmy wirklich verblüfft. »Wovon reden Sie? Ich habe das verdammte Ding schon eine Ewigkeit nicht mehr benutzt.«
    »Doch, das hast du. Du hast ein Stück Stein auf Sand fotografiert, einen Kieselstein am Strand. Worum ging es dabei, mein Junge? Sand und Stein,

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