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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Sicherheit bist.«
    Das kribbelnde Gefühl wurde stärker, bis es beinahe unangenehm war. Blinzelnd öffnete Riley die Augen, um festzustellen, dass der Steinkreis um sie herum in weichem, weißem Licht erglühte. Peter hatte die Augen vor Erstaunen weit aufgerissen, und sein Mund stand offen.
    »Riley?«, sagte eine Stimme. Sie glitt durch ihren Verstand wie eine sanfte Brise.
    »Dad?«, rief sie laut.
    Paul Blackthorne trat aus dem Nichts, wie durch ein Loch in der Luft. Er trug nicht den Anzug, in dem er begraben worden war, sondern seine Georgia-Tech-Jacke, Jeans und Sweatshirt – die Sachen, die er in der Nacht seines Todes getragen hatte.
    »Willkommen, Geist von Paul Blackthorne«, sagte Ayden feierlich. »Man vermisst dich sehr.«
    Er nickte düster, dann richtete sich der Blick aus diesen traurigen braunen Augen auf seine Tochter. Sie zitterte.
    »Ich vermisse dich, Riley«, sagte er mit trockener, belegter Stimme.
    Das war genauso schlimm wie der Moment, als Beck an ihrer Tür gestanden hatte, um ihr zu sagen, dass sie eine Waise war. »Ich will dich zurückhaben, Dad. Ich muss wissen, wer dich mitgenommen hat. War es Ozymandias?«
    Keine Reaktion.
    Vielleicht versteht er mich nicht
. »Man gibt uns die Schuld dafür, den Schutzkreis im Tabernakel zerstört zu haben. Die Jäger sind jetzt in der Stadt. Du musst ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Noch nicht«, erwiderte er.
    »Gibt es irgendetwas, das du uns sagen kannst?«, drängte die Hexe.
    Der Blick ihres Vaters huschte zu Ayden und wieder zurück zu seiner Tochter.
    »Ich liebe dich, Riley. Du bist stärker, als du glaubst. Es tut mir leid, was geschehen ist und geschehen wird. Es ist meine Schuld.«
    Der Geist von Paul Blackthorne begann zu verblassen.
    »Warte! Nein, geh nicht!«, rief Riley.
Nach der ganzen Mühe haut er einfach ab?
    Ayden sang erneut, und die Vision stabilisierte sich. Die Luft direkt hinter Rileys Vater begann in einem rotgoldenen Wirbel zu erglühen. Und direkt in der Mitte davon nahm etwas Gestalt an.
    Hoch über ihnen ragte ein Drache auf, mindestens sieben Meter groß. Wahrscheinlich war es der vom Friedhof.
    »O Göttin.« Ayden hielt Riley am Arm fest und tat dasselbe bei Peter. »Bewegt euch nicht! Zerstört den Kreis nicht!«
    Ein entsetzter Aufschrei ertönte, und ihre Zuschauerin knallte das Fenster zu, als böte eine einfache Glasscheibe Schutz vor dieser Monstrosität.
    »Kannst du machen, dass es verschwindet?«, flüsterte Riley.
    Ayden antwortete nicht, sondern murmelte leise vor sich hin. Mehr als einmal schnappte Riley das Wort Schutz auf.
    Ein tiefes Knurren kam aus dem höhlenartigen Maul des Wesens und entließ ein Bündel funkelnder, buntschillernder Flammen in die Nachtluft. »Aufhören!«, bellte die Kreatur, und die Hexe verstummte.
    Ayden heftete ihren Blick auf die Bestie. »Was willst du, Drache?«, fragte sie mit fester, ruhiger Stimme.
    Die Kreatur ignorierte sie, ihr funkelnder Blick ruhte allein auf Riley. »Blackthornes Tochter«, sagte sie. »Enttäusche uns nicht!«
    »Wer bist du?«, verlangte Riley zu wissen. »Warum hast du meinen Dad gestohlen?«
    Die Kreatur schlang ihre mächtigen Vorderbeine um die Gestalt ihres Vaters. »Um ihn vor jenen zu schützen, die sein Wissen für ihre eigenen Zwecke missbrauchen würden.«
    »Ich liebe dich, Spatz«, rief ihr Dad laut. »Ich werde dich bald sehen!«
    Die Erscheinung verschwand mit einem lauten Donnerknall, der in der Nachbarschaft widerhallte, an den Fenstern rüttelte und Auto-Alarmanlagen in Gang setzte.
    »Das war jetzt aber etwas zu viel des Guten«, grollte Ayden und lockerte ihren festen Griff um Rileys Arm.
    »O … verdammt«, rief Riley. »Wir haben nicht das Geringste erfahren!« Sie hatte es verpatzt. Schon wieder. Es war, als wäre ihr Leben verflucht.
    Sie spürte eine Panikattacke herannahen, konnte sie aber nicht aufhalten. Ihr Lungen kollabierten, und sie begann zu zittern. Ihr Blickfeld verengte sich, bis sie nur noch den Teil des Hinterhofs sah, wo ihr Vater verschwunden war.
    Ihre Freunde begannen, miteinander zu flüstern, aber sie verstand nicht, was sie sagten. Dunkelheit kroch vom Rand ihres Blickfelds näher zur Mitte wie Zwielicht in einem Wald. Der nächste Atemzug schien steckenzubleiben, und sie kämpfte darum, Luft in ihre Brust zu saugen. Der nächste Atemzug war noch schlimmer, und sie sank auf die Knie.
    »Riley?« Das war Peter. Er war dicht neben ihr, berührte ihre Hände. Seine Hände zitterten. »Erinnerst du

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