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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Hotel gewesen war, hatte man diese Wohnung aus zwei getrennten Zimmern gemacht. Mit den trostlosen beigen Wänden, dem tristen Teppich und der zusammengewürfelten Einrichtung ließ das Resultat jegliche Coolness vermissen.
    Wenigstens ist es meins, solange ich die Miete zahle.
    Gähnend stand Riley vom Sofa auf und warf einen Blick auf den Anrufbeantworter neben dem alten Computer. Das rote Lämpchen, das aufgezeichnete Nachrichten anzeigte, blinkte hektisch. Sie brauchte eine Stärkung, ehe sie sich dem stellte, was der Apparat für sie bereithielt, also holte sie sich einen Erdbeerjoghurt aus dem Kühlschrank.
    Der letzte
. Gewissenhaft fügte sie ihrer Einkaufsliste einen weiteren Punkt hinzu. Die drei Eintragungen vor ihren waren in der Handschrift ihres Dads geschrieben. Ihr Herz zog sich zusammen, und sie musste einen dicken Klumpen herunterschlucken, der nichts mit dem Joghurt zu tun hatte. Es war nur eine weitere Erinnerung daran, dass ein geliebter Mensch früher hier gewohnt hatte.
    Sie ließ sich auf den Stuhl vor dem Computer sinken, drückte den Startknopf des Anrufbeantworters und begann, Erdbeeren und Joghurt in ihren Mund zu löffeln. Fünf der Nachrichten kamen von der Vereinigung der Schuldeneintreiber. Ihr Vater hatte einen Kredit aufgenommen, um die Krankenhausrechnungen für ihre Mutter zu bezahlen, die nicht von der Zunftversicherung abgedeckt wurden. Jetzt wollten die Kreditgeber ihr Geld zurück. Die erste Nachricht war noch höflich, aber mit jedem Anruf wurden sie weniger erfreulich. Beim letzten Mal hatte der Anrufer ins Telefon gebrüllt, dass Riley die Summe zu zahlen habe, die sie ihnen schulde, und falls nicht, dann würden sie ihren Dad exhumieren und seinen Leichnam verkaufen, um ihre Ausgaben zu decken. Dieser Anruf war gestern Morgen aufgezeichnet worden.
    »Zu spät, Jungs«, sagte sie und machte eine Pause beim Genuss des göttlichen Joghurts. »Da ist euch jemand zuvorgekommen.« Eine halbe Sekunde lang war Riley der Nekro, der diesen Typen ins Handwerk gepfuscht hatte, fast sympathisch.
    Die restlichen Anrufe verlangten zum Glück keine sofortige Aufmerksamkeit von ihr. Kaum hatte sie den Joghurt aufgegessen, fing sie heftig an zu gähnen.
    Dusche. Bett. Schlafen. In dieser Reihenfolge.
    Doch es wurde keine gute Nacht. In Apartmenthäusern gab es immer jede Menge Hintergrundgeräusche, und obwohl diese Geräusche nicht anders waren als sonst – jemand in der Etage über ihr zog die Klospülung, und im selben Flur hörte sie hin und wieder ein neugeborenes Baby schreien –, wachte sie jedes Mal auf.
    »Vielen Dank, Dorftrottel«, knurrte sie den Spitznamen, den sie sonst im Stillen für Beck benutzte, wenn er ihr auf die Nerven ging. Was meistens der Fall war. Er hatte ihr die Idee eingepflanzt, dass die Dämonen sie holen kommen würden, und jetzt bekam sie den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf, obwohl Ori Wache halten wollte. Seufzend stand Riley auf, ging zum Fenster und schob den Vorhang zurück. Der Mond spiegelte sich in den Windschutzscheiben der Autos auf dem Parkplatz, aber von Ori keine Spur.
    »Das nennst du aufpassen?« Wenn er Wache hielt, dann blieb er dabei unsichtbar.
    Nachdem sie eine Weile ins Leere gestarrt hatte, schleppte sie sich zurück ins Bett und klopfte ihr Kissen in Form. »Vielleicht hätte ich Max heute Nacht doch hereinlassen sollen.« Er hätte sich neben ihr zusammengerollt und sie in den Schlaf geschnurrt.
    Ein leises, kratzendes Geräusch kam aus ihrer Kommode – ihr Mitbewohner. Max hätte die gesamte Wohnung auseinandergenommen, um an das Ding zu kommen.
    Eine kleine Bewegung oder zumindest die Ahnung einer Bewegung. »Ich höre dich«, sagte sie ruhig.
    Das Kratzen brach abrupt ab, gefolgt von einem winzigen Seufzer.
    Es gab eine Menge Dinge, die von einem Dämonenfänger verlangt wurden: Man erwartete von Riley, dass sie Dämonen fing, den Papierkram ordentlich erledigte, die Öffentlichkeit schützte und die Höllenbrut davon abhielt, Chaos auf der Welt zu veranstalten.
    Sie sollte
nicht
ihre Wohnung mit einem Dämon teilen.
    Dieser hier war ein Einer, ein Klepto-Dämon beziehungsweise eine Elster, wie die Fänger sie auch nannten. Er war etwa sieben Zentimeter groß, hatte braune Haut und war wie ein Ninja gekleidet. Er schleppte sogar einen kleinen Sack mit sich herum wie ein Einbrecher. Er war nicht gefährlich, nur scharf darauf, glitzernde Gegenstände wie glänzende Pennys oder Schmuckstücke abzuzocken. Manchmal entdeckte Riley

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