Seelenraub
seinlassen. Ihn für den Rest ihres Lebens zu hassen würde auch nichts bringen. Nun, vielleicht bliebe eine kleine Portion Hass, aber das brauchte er nicht zu wissen.
»Ich kann es verstehen. Ich bin fast auf den Ich-opfere-ein-Kätzchen-Trick hereingefallen.«
Auf seinen verwirrten Blick hin erklärte Riley Ozymandias’ brillante Intrige, bei der er gedroht hatte, einem Kätzchen die Kehle durchzuschneiden, wenn sie den Kreis nicht öffnete. Zum Glück war die Katze nicht echt gewesen, nichts als eine Kostprobe seiner dunklen Magie.
»Wow. Ich habe von ihm gehört. Glaubst du, dass er derjenige ist, der deinen Dad mitgenommen hat?«
»Schon möglich.«
Schweigen legte sich für eine ganze Weile zwischen sie. Schließlich räusperte Richard sich und stand auf. »Danke, dass du mir zugehört hast. Ich hatte Angst, du würdest zu wütend sein, um überhaupt mit mir zu reden.«
»Du hast getan, was du konntest.«
Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe zugelassen, dass der Leichnam deines Dads gestohlen wurde. Ich habe deine Nachsicht nicht verdient.«
Er schlurfte zurück zur Straße. Riley blickte ihm nach, bis er in Richtung Eingang abbog. Sie fragte sich, ob er noch einmal über das Grab von jemandem wachen würde oder ob Paul Blackthorne sein letzter Einsatz gewesen war.
»Das war ja klar, dass du das bist.«
Ihr Vater musste gewusst haben, wer ihn beschworen hatte. War es Ozymandias?
»Fühlt sich nicht so an«, sagte sie laut. Ozy hätte sie dazu gebracht, einen Fehler zu machen, keinen Freiwilligen des Friedhofs. Damit er sich hätte brüsten können.
Tief unten in der Botentasche klingelte ihr Telefon. Sie war versucht, es zu ignorieren, aber vielleicht war es Amy mit Neuigkeiten von Simon. Doch es war Beck. Sie stöhnte.
»Bist du auf geweihtem Boden?«, fragte er, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
»Ja.« Das war sie, aber nur, bis sie unter dem Torbogen des Friedhofs hindurchgegangen war.
»Bleib da.« Das war keine Bitte.
»Weißt du was? Ich bin echt froh, dass ich keine Brüder habe.«
»Warum?«, fragte er, eindeutig verwirrt.
»Wenn sie wie du gewesen wären, wäre ich von zu Hause abgehauen.«
»Mach doch. Solange du nach Fargo gehst«, gab er zurück.
O Mann, hörst du denn nie damit auf
. Seit er herausgefunden hatte, dass sie eine Verwandte in North Dakota hatte, war er auf dem »GehzudeinerTante«-Trip. Es schien keine Rolle zu spielen, dass ihre Tante ihren Dad gehasst hatte und Riley deshalb automatisch ebenfalls ablehnte. Sobald Beck sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es so unbeweglich darin verankert wie ein eingetrockneter Betonklumpen.
Zeit, das Thema zu wechseln
. »Heute Nacht schlafe ich in meinem eigenen Bett«, verkündete sie, wohl wissend, dass er sich darüber aufregen würde.
»Ich bin sicher, dass es deinen Nachbarn gefallen wird, wenn sie gegrillt werden.«
»Hä?« Er redete mal wieder wirres Zeug.
»Was sollte ein paar Pyros davon abhalten, deinen Wohnblock anzuzünden, damit der Fünfer dich kriegt?«
Daran hatte sie gar nicht gedacht. Es schien ihr ziemlich weit hergeholt, aber dass Dämonen das Tabernakel angreifen könnten, hatte auch als unmöglich gegolten.
»Ich will in meine Wohnung, Beck. Ich bin müde, ich brauche eine Dusche, und mir tut alles weh.« Zu Hause hatte sie die Sachen ihres Dads um sich. Vielleicht würde sie sich dort nicht so allein fühlen.
»Ich verstehe dich, Mädel, aber das ist nicht das Wichtigste auf der Welt.«
Er laberte schon wieder rum, als würde er alle Antworten auf das Leben kennen.
»Gute Nacht, Beck.«
»Riley …«, sagte er warnend.
»Ich hab’s kapiert«, sagte sie und legte auf.
Und ich werde mich keinen Deut darum scheren.
Obwohl sie niemanden gesehen hatte, als sie am Friedhof in ihr Auto gestiegen war, fühlte sie sich unsicher, als plötzlich ein Motorrad hinter ihr auftauchte. Es folgte ihr bis zur nächsten Kreuzung, wo es auf der Fahrerseite zu ihr aufschloss.
Mist, und jetzt?
Der Motorradfahrer klappte das Visier seines Helms hoch.
Ori
. Er schob das Visier zurück, und sobald sie die Kreuzung hinter sich gelassen hatten, ließ er sich erneut hinter sie zurückfallen. Es fühlte sich komisch an, eine Eskorte zu haben, aber sie musste zugeben, dass er die Maschine vollkommen beherrschte. Der absolute Bad Boy. Von so einem konnte sie stundenlang träumen, aber für eine Beziehung waren soche Typen absolut ungeeignet, weil von vornherein klar war, dass es nie klappen
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