Seelenraub
setzten weiterhin dem Rosenkranz zu, während seine blauen Augen ins Leere starrten.
»Du hast mich gerettet«, sagte sie. »Der Dämon hat dich angegriffen statt mich. Das werde ich nie vergessen.«
»Ich habe alles richtig gemacht«, antwortete er und runzelte die Stirn. »Die Dämonen hätten den Schutzkreis nicht durchbrechen dürfen.«
»Natürlich hast du alles richtig gemacht. Niemand gibt dir die Schuld.«
Er hörte nicht zu. »Ich habe das Weihwasser erst in der einen Richtung verteilt und es dann in der anderen Richtung wiederholt. Es gab keine Lücken. Die Dämonen hätten nicht an uns herankommen dürfen.«
»Vater Harrison sagt, dass es zu viele waren, dass sie den Schutzkreis überwältigt haben.«
»Nein!« Simon schüttelte energisch den Kopf. »Dämonen können Gottes Macht nicht überwinden.«
»Aber du hast mir doch selbst erklärt, dass Weihwasser das Böse absorbiert. Und wenn es zu viel ist …«
»Wann habe ich dir das erzählt?«, fragte er verwirrt.
»Als wir bei dem Weihwasserhändler auf dem Markt waren.«
»Nein, das ist nicht möglich. Wenn Dämonen die Macht Gottes zerstören können, was hat das alles dann für einen Sinn?« Er holte plötzlich Luft, als würde ihn unvermittelt eine Erinnerung überkommen. Sie wusste, was es war: die Dämonenklaue, die ihn zerfetzt hatte, der Geruch seines ranzigen Atems in seinem Gesicht. Das sichere Wissen, dass er sterben würde.
Als Simon zu zittern begann, versuchte sie ihn in den Arm zu nehmen, aber er stieß sie fort. Danach sprach er nicht mehr mit ihr und weigerte sich, ihr in die Augen zu schauen. Sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, also küsste sie ihn auf die Wange und ließ ihn in seiner Düsternis zurück. Er musste seine eigenen Antworten finden.
Verlier dich dabei nur nicht.
18. Kapitel
Riley brauchte weniger Zeit als erwartet, um von Simon zum alten Theater in Buckhead zu gelangen. Als sie dort eintraf, war es gerade dunkel geworden, und der hell erleuchtete Schriftzug war leicht zu erkennen. Sie entdeckte eine Parklücke auf dem Platz nördlich des Gebäudes und stellte sich neben einen Mercedes mit getönten Scheiben. Sie blieb noch einen Moment sitzen und versuchte, Mut für den nächsten Schritt zu sammeln.
Was, wenn ihr Vater heute hier war? Könnte sie es ertragen, ihn wiederzusehen? Es war eine Sache, Abschied zu nehmen, wenn er in seinem Sarg lag, aber eine andere, ihn herumlaufen zu sehen, als sei er noch am Leben. Im Tabernakel hatte er sie erkannt, aber was, wenn diese Erinnerungen inzwischen verschwunden waren? Was, wenn …
Die Schlüssel verursachten ein scharfes, nervenaufreibendes Geräusch, ihre Hände zitterten, ihr Herz begann zu rasen. Ihr Blickfeld verkleinerte sich, und jeder Atemzug wurde schwieriger als der vorige.
Panikattacke
. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte es angefangen, aber sie hatte geglaubt, sie überwunden zu haben. Riley zwang sich, Bilder von herumtollenden Welpen und Tagen am Strand heraufzubeschwören, an irgendetwas anderes als an Simon, Dämonen und ihren wiederbelebten Vater zu denken. Schließlich begann sie, sich selbst etwas vorzusingen. Es war irgendein Unsinn, weil ihr im Moment kein einziger Liedtext einfiel, aber es schien zu funktionieren. Am Ende verlangsamte sich ihr Herzschlag, und sie konnte einen tiefen, reinigenden Atemzug nehmen. Als Riley nach unten blickte, bebten ihre Hände nicht länger.
»Das machst du aber nie wieder, hörst du?«, murmelte sie, als würde ihr Körper zur Abwechslung einmal gehorchen. »Das bringt nämlich überhaupt nichts.«
Als Riley aus dem Wagen stieg, hielt sie inne. War Ori irgendwo in der Nähe? Sie ließ ihren Blick durch die Gegend schweifen und erspähte ihn rasch, wie er an einem funkelnden schwarzen Motorrad auf der anderen Straßenseite lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt. Er nickte ihr grüßend zu.
Mein privater Bodyguard. Das ist echt cool. Ich wette, Brandy hätte auch gerne einen.
Somit hatte Riley keine Entschuldigung mehr, nicht zur Auktion zu gehen.
Klaglos fügte sie sich in ihr Schicksal und ging auf den Eingang des Theaters zu. Mort wartete bereits, gekleidet in einen hellbraunen Nekromantenumhang, auch sein üblicher Filzhut fehlte. Der Umhang reichte bis über die Spitzen seiner polierten Schuhe und schien eine ganz eigene Macht zu besitzen, als sei der Stoff mit Magie verwoben. Er ließ Mort geheimnisvoll aussehen, was, wie Riley vermutete, auch der gewünschte Effekt war.
»Das wird nicht
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