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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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leicht, für keinen von uns«, warnte er.
    »Ich weiß. Was, wenn mein Dad nicht hier ist?«, fragte sie.
    »Dann werde ich rumfragen, ob irgendjemand gehört hat, wer ihn reanimiert hat. Überlass das mir.«
    Riley zögerte. »Wie läuft so was ab?« Wenn es so war wie bei den Untoten auf dem Markt, dann wäre es nicht so schlimm.
    Der Beschwörer dachte einen Augenblick über ihre Frage nach. »Es ist eine Mischung aus Modenschau, römischer Sklavenauktion und Theatervorstellung.«
    »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
    »Nein. Für die Käufer ist es eine große Party. Für jemanden, der gerade jemanden verloren hat, ist es die reinste Hölle.«
    Riley holte tief Luft. »Tauchen da auch hordenweise menschenfressende Dämonen auf?«
    Mort sah sie überrascht an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Dann ist es auszuhalten.«

    Die Leuchtreklame des alten Theaters mit den laufenden Lichtern an den Rändern verkündete, dass an diesem Ort heute eine geschlossene Gesellschaft stattfand.
Geschlossen
war das Schlüsselwort. Es gab nur eine Warteschlange, gebändigt durch zwei rote Samtbänder wie bei einer dieser trendigen Bars in der Innenstadt. Die beiden Männer am Eingang sahen aus wie Rausschmeißer.
    Eine Frau vorn in der Schlange wurde abgewiesen. Als sie protestierte, tauchte ein dritter Typ in schwarzem Anzug in der Tür auf und führte sie zurück auf den Parkplatz. Er hielt sie am Arm fest und sagte etwas zu ihr. Die Frau riss die Augen auf, schüttelte den Kopf und jagte in die Nacht davon, offensichtlich verängstigt von dem, was er ihr ins Ohr geflüstert hatte.
    Riley warf ihrem Begleiter einen fragenden Blick zu.
    »Wahrscheinlich sucht sie nach einem geliebten Menschen«, erklärte Mort. »Das Management kann sie auf drei Meilen gegen den Wind wittern.«
    »Wie das?«
    »Ihre Kleidung war nicht teuer genug, und sie schien sich unbehaglich zu fühlen.« Er deutete mit einem Nicken auf diejenigen, die jetzt ganz vorn in der Reihe standen. »Die da glauben, die Welt gehöre ihnen. Das ist der Unterschied.«
    Riley schaute an ihrer schwarzen Hose und den abgewetzten Schuhen herunter. Das war das Beste, was sie hatte. »Und warum sollten sie mich dann hereinlassen?«
    »Weil du zu mir gehörst«, erwiderte er, obwohl sie die Unsicherheit in seiner Stimme hörte.
    Offensichtlich fehlte Nekromanten das entsprechende Gen, um in einer Schlange zu warten, denn Mort stellte sich nicht hinten an, sondern ging geradewegs zur Tür, als würde ihm diese Lokalität gehören. Sobald sie ihn sahen, wurden die Türsteher munter. Der stämmigere der beiden winkte sie weiter. Unter den gutgekleideten Wartenden erhob sich ein Grummeln, aber niemand stellte sich ihnen offen in den Weg. Warum sollte man jemanden verärgern, der einem eine magische Streubombe an den Kopf werfen könnte?
    »Guten Abend, Beschwörer«, sagte der stämmigere Türsteher höflich. Er musterte Riley. »Und Ihre Begleiterin ist …?«
    »Ein Lehrling«, erwiderte Mort. »Wir sind in einer Angelegenheit der Gesellschaft hier.«
    Geschickt. Sie war eine Auszubildende, nur nicht bei einem Totenbeschwörer.
    Eine der buschigen Augenbrauen des Mannes hob sich. Er wandte sich ab, hielt eine Hand ans Ohr und sprach durch ein winziges Mikrofon mit jemandem. Als der Mann sich ihnen wieder zuwandte, hatte er ein falsches Lächeln aufgesetzt. »Sie sind hier stets willkommen, Advokat.«
    »Danke.«
    Die beiden Schwergewichte machten Platz, und Riley und ihr Begleiter traten durch den glitzernden Vorhang, der die Welt da draußen von der verdorbenen trennte. Sobald sie drinnen waren, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus, der dem von Mort in nichts nachstand.
    Er hat nicht geglaubt, dass sie mich reinlassen.
    Langsam dämmerte ihr, was für ein Risiko der Totenbeschwörer ihretwegen einging. Offensichtlich war es selbst für den Advokaten, den offiziellen Vertreter der Totenbeschwörer, alles andere als üblich, die Tochter eines Wiederbelebten zu einer Auktion mitzubringen.
    »Danke«, murmelte sie. Er schien sie nicht zu hören.
    Die Lobby war nicht besonders voll, trotzdem fühlte es sich so an. Es dauerte eine Weile, bis Riley den Grund dafür begriff: Jeder Mensch im Raum verhielt sich, als sei er größer und wichtiger als seine physische Erscheinung, als ob jedes Ego noch einmal zusätzlichen Raum beanspruchen würde. Ältere, makellos gekleidete Frauen standen neben einer mobilen Bar und plauderten miteinander. Sie glitzerten im Licht der

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